Lepsius-Stein eingeweiht
Friesdorf/MZ. - Hunderte Besucher, darunter viele Gäste aus Armenien, waren nach Friesdorf gepilgert, um am Sonntag am ökumenischen armenisch-deutschen Gottesdienst in der schönen geschmückten St.-Martins-Kirche der 368-Seelen-Gemeinde teilzunehmen.
Unter Leitung von Pfarrer Hans-Martin Kohlmann und Hayr Aristakes Aivazian aus Armenien erlebten die Gäste einen beeindruckenden Gottesdienst, in dem sich deutsche und armenische Texte und Gesänge, dargeboten vom Kirchenchor Wippra / Königerode und Hayr Chatchatur, Pfarrer der Armenischen Kirche, abwechselten.
In seiner Predigt würdigte Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz, 1. Vorsitzender des Lepsius-Hauses in Potsdam, die Verdienste von Pfarrer Lepsius: "Durch sein Wirken wurde Friesdorf zu einem literarisch wichtigen Ort in der Glaubenslandschaft. Er fand in dem beschaulichen Dorf keine Ruhe, er erhob seine Stimme gegen den Völkermord an den Armeniern, und diese Stimme blieb nicht ungehört", charakterisierte der Superintendent den Geehrten. Lepsius fand viel Zustimmung und Unterstützung in Friesdorf. Doch bald bekam er Probleme mit der Kirchenleitung und schließlich die Kündigung. Er ging nach Potsdam, wo es heute das Lepsius-Haus als Begegnungsstätte für Deutsche, Armenier und Türken gibt.
Anschließend an den Gottesdienst fand die Enthüllung des Gedenksteins für Johannes Lepsius und seine Frau Margarethe mit einem "Hogehangist" (Gebet um das Seelenheil), statt. Den 8,3 Tonnen schweren Findling hatte die Amsdorfer Firma Romonta gesponsert (die MZ berichtete). Für den Text hatte die örtliche Steinmetzfirma Franke gesorgt: "Hier in Friesdorf begannen 1896 Dr. Johannes Lepsius (1858 - 1926) und Margarete geb. Zeller (1867 - 1898) aus Jerusalem gemeinsam ihren Kampf gegen Völkermord an den Armeniern", lautet die Inschrift.
Gemeindepädagogin Christfriede Günther hatte sich vor neun Jahren anlässlich ihrer Abschlussarbeit intensiv mit Lepsius beschäftigt und ihn durch intensive Forschung aus der Vergessenheit geholt, ist zu erfahren. "Es war sehr wichtig, was er tat, auch für uns Heutige", erklärt sie. Pfarrer Kohlmann und Bürgermeister Jörg Borchardt hatten die Idee einer Feier zum Gedenken an Lepsius anlässlich seines 150. Geburtstages, und fanden viel Unterstützung. Unter den Mitorganisatoren ist auch die Privatdozentin Dr. Armenuhi Drost-Abgarjan aus Jerewan, jetzt Dozentin am orientalischen Institut in Halle. "Lepsius dokumentierte als Erster die Verfolgung christlicher Menschen im Orient und widmete sein ganzes Leben der Unterstützung der Überlebenden, doch noch heute wird der Völkermord abgestritten", erklärt sie. Am Nachmittag konnten die zahlreichen Zuhörer ihre Kenntnis über den Kampf der Eheleute Lepsius gegen die Völkervernichtung bei einem Vortrag von Professor Hermann Goltz vertiefen.