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Landesliteraturtage Landesliteraturtage: Heimatverein gewinnt Ralph Wiener für besondere Lesung

Von burkhard zemlin 27.09.2013, 16:52
Der Schriftsteller Ralph Wiener lebt seit 1927 in Eisleben.
Der Schriftsteller Ralph Wiener lebt seit 1927 in Eisleben. lukaschek Lizenz

eisleben/MZ - Der Mansfelder Geschichts- und Heimatverein hat sich für den nächsten öffentlichen Vereinsabend im Hotel „Graf von Mansfeld“ einen besonderen Gast eingeladen. Es ist der Schriftsteller Ralph Wiener, Gründer des ersten deutschen Nachkriegstheaters, das 1945 in Eisleben in aller Munde war. In seinem 2007 erschienenen Buch „Kleine Stadt ganz groß“ erzählt der Autor davon. „Das ist ein Stück Heimatliteratur im besten Sinne des Wortes“, begründete Thomas Lucke, der stellvertretende Vorsitzende des Geschichtsvereins, die Bemühungen des Vereins, Ralph Wiener im Rahmen der Landesliteraturtage für die Lesung zu gewinnen.

Der Autor brachte es nicht fertig, diese Einladung abschlagen, obwohl er im Moment andere Sorgen hat. Seine Frau Gertrud kann leider nicht mehr so, wie sie möchte. Nur ungern lässt er sie allein. Andererseits wollte er auch keinen enttäuschen, schon gar nicht Thomas Lucke, zumal er mit dessen vor wenigen Wochen verstorbener Mutter Gerda bekannt war. Diese hat als langjährige Leiterin der Eisleber Kinderbibliothek mit viel Engagement Generationen von Schülern an Literatur herangeführt.

Ralph Wiener möchte der Einladung des Geschichtsvereins gern Folge leisten. Allerdings hat er im Moment noch keine Ahnung, welchen Abschnitt er aus seinen Erinnerungen an das Eisleber Bürgertheater lesen wird. Vielleicht jenen, in dem von seiner Hochzeit die Rede ist, die bei der zweiten Premiere an der Landwehr für so viel Heiterkeit im Publikum sorgte? Ralph Wiener, an dessen Haustür sein richtiger Name Felix Ecke steht, hat sich noch nicht entschieden. Er überlegt, wie lange das schon her ist: 68 Jahre!

Noch genau kann er sich an den Tag erinnern, als er seine Gertrud kennenlernte. „Das war am 20. August 1944 im Eisleber Stadtbad“, sagt er. „Sie hat an der Barriere gelehnt und ich habe mich vom Sprungbrett als Kunstspringer präsentiert“, lacht er. Als Stadtmeister im Turnen konnte Felix Ecke ordentliche Sprünge zeigen. Auf die Frage, wer danach wen angesprochen hat, antwortete er: „Ich habe sie angesprochen. Als sie zur Kabine ging, habe ich gefragt: ,Sie wollen wohl schon nach Hause gehen?’ Und so ging das los!“

Vergnügt erinnert er sich an diese Begebenheit. Ein Kind von Traurigkeit ist er ja nie gewesen, und auch heute ist er weit entfernt davon. Dass er mit seinen fast 90 Jahren nicht mehr herumspringen kann, hält er für kein Malheur.

Wiener ist zwar ein waschechter Österreicher, geboren in Baden bei Wien, doch da seine Eltern, der Wiener Schriftsteller Felix Parker und die Mutter aus Eisleben, nicht zusammen blieben, kam er mit drei Jahren zu den Großeltern nach Eisleben, wo er das Gymnasium besuchte, das seinerzeit Staatliche Lutherschule hieß. Weil aber sein Vater Jude war, musste er die Schule wieder verlassen. Wiener ist ein Zeitzeuge, wie er im Buche steht.

Lesung mit Ralph Wiener am Mittwoch, 2. Oktober, 17.30 Uhr, im Hotel „Graf von Mansfeld“ Eisleben.