Kriegsgefangenenlager in Helfta Kriegsgefangenenlager in Helfta: Seltene Fotos von 1945 für Heimatforscher Lutz Hiller

Eisleben - „Das sind einmalige Aufnahmen, eine absolute Rarität“, sagt Peter Lindner (80). Der Eisleber Heimatforscher und Autor, der seit vielen Jahren Fotos, Bücher und Dokumente zur Geschichte der Lutherstadt und des Mansfelder Landes sammelt, kann nur staunen, was sein Sammlerkollege Lutz Hiller da kürzlich an Land gezogen hat: Fotos aus dem Frühjahr 1945, die unter anderem das US-amerikanische Kriegsgefangenenlager in Helfta zeigen.
US-Offizier hatte die seltenen Bilder aus Helfta einst aufgenommen
In dem Lager an der Hermannschächter Halde waren im April/Mai bis zu 90.0000 deutsche Soldaten und Zivilisten inhaftiert.
„Es gibt wahrscheinlich außer diesen keine anderen Fotos“, sagt Hiller. Aufgenommen hat sie ein US-Offizier, der die Bilder auch beschriftet hat. Dass kaum weitere Fotos existieren dürften, erklärt Lindner damit, dass die Amerikaner damals alle Fotoapparate der Deutschen eingezogen hatten.
Mitte April 1945 legte die US-Armee zwischen dem Erdeborner Weg und den Halden des Hermannschachtes ein Kriegsgefangenenlager an. Bis zu 90 000 deutsche Soldaten und Zivilisten waren hier auf freiem Feld unter katastrophalen hygienischen Bedingungen inhaftiert. Mehrere Tausend kamen ums Leben. Am 23. Mai wurde das Lager aufgelöst, die Gefangenen verlegt.
Hiller (52), der aus Eisleben stammt und heute in Klostermansfeld lebt, beschäftigt sich seit Anfang der 1980er Jahre mit Heimatgeschichte. Mittlerweile hat er mehr als 2.000 historische Fotos, Bücher, Urkunden und Zeitungen gesammelt - darunter viele seltene Stücke. 2011 hat er gemeinsam mit seiner Frau Elke Hiller in der Lutherstraße in Eisleben das Lesecafé „Heimatbuch“ eröffnet.
Weil sich beide allerdings seit längerem mit Krankheiten herumschlagen müssen, ist das „Heimatbuch“ derzeit geschlossen. Ob und wann es wieder öffnet, kann Hiller im Moment noch nicht sagen. Alle zwei Wochen trifft sich hier jetzt eine kleine Runde von Heimatfreunden aus der Region, darunter Lindner, Harald Schlanstedt (Eisleben), Otto Spieler (Hettstedt) und Dieter Vopel (Blankenheim).
Fotos aus dem amerikanschichen Kriegsgefangenenlager in Helfta als Broschüre
Wie Hiller an die sensationellen Fotos des Kriegsgefangenenlagers gekommen ist, will er gegenüber der MZ nicht verraten.
Nur so viel, dass das Ganze ein „Riesenzufall“ gewesen sei. Neben Aufnahmen des Lagers gibt es ein Foto, das die Ankunft gefangener Soldaten mit einem Lkw zeigt. Auf einem anderen Bild sind laut Aufschrift befreite polnische und russische Zwangsarbeiterinnen zu sehen. Hiller und Vopel planen, die Fotos mit einem Text in einer Broschüre zu veröffentlichen. (mz)

