Karlheinz Jentsch Karlheinz Jentsch: Langjähriger Generaldirektor war menschlich "eine absolute Größe"

Eisleben/MZ/ZE - Der Mann war schon fast zu Lebzeiten eine Legende: Prof. Dr. Karlheinz Jentsch, langjähriger Generaldirektor des 49 000 Beschäftigte zählenden Mansfeld-Kombinats. Vor zehn Jahren am 16. Juni ist er gestorben, ein Top-Manager, wie man heute wohl sagen würde. Doch tatsächlich war Jentsch, den viele Mansfelder einfach nur „den Professor“ nannten, viel mehr als das.
Mann der Kultur und Wissenschaft
Er war auch ein Mann der Kultur und Wissenschaft, einer der sich wie kein anderer Mansfeld-Chef vor ihm dafür einsetzte, die Berg- und Hüttenleute an Kunst und Kultur heranzuführen. Auf seine Veranlassung wurde in der Lutherstadt die Mansfeld-Galerie ins Leben gerufen, wurden Sonderzüge geordert, damit Angehörige des Kombinats beispielsweise nach Leipzig ins Konzert fahren konnten oder nach Berlin in den Friedrichstadtpalast oder ins Schauspielhaus.
Ohne ihn gäbe es in Hettstedt-Burgörner heute kein Mansfeld-Museum, keinen originalgetreuen Nachbau der ersten deutschen Dampfmaschine.
Jentsch war eine imposante Erscheinung mit Durchsetzungsvermögen und dabei eine freundliche Natur: immer korrekt, ein Chef, der hohe Anforderungen stellte an die Mitarbeiter. „Mein Bestreben war immer, nur das von anderen Menschen zu verlangen, was man selbst zu jeder Stunde zu geben bereit ist“, hat er einmal gesagt.
Jahre später meinte er rückblickend: „Mansfeld war für mich kein Job, Mansfeld war eine Idee. Nur so habe ich das 38 Jahre durchgestanden.“
Dienstältester Generaldirektor
„Rein menschlich war er eine absolute Größe“, erinnert sich Harry Strohschein. „Er hat sich auch der Probleme der kleinen Leute angenommen“, weiß Jutta Klepzig, die viele Jahre im Vorzimmer des Professors tätig war.
1988 wurde Jentsch als dienstältester Generaldirektor der DDR in den Ruhestand verabschiedet. Er erlebte die Wende in Halle, von wo er ins Weserbergland zog, in die Nähe seiner Kinder. Er war glücklich, bei guter Gesundheit in der Nähe seiner Kinder leben zu können.
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Wobei er aber nie den Kontakt zum Mansfelder Land verlor, zu den bergmännischen Traditionsvereinen, deren Mitglieder ihn so manches Mal besuchten und von denen einige es sich nicht nehmen ließen, zur Beisetzungsfeier nach Aerzen zu fahren, um dort am Sarg die Ehrenwache zu halten.
Im Krieg schwer verwundet
Jentsch stammte aus Lauterbach im Erzgebirge, wo er am 6. Dezember 1921 geboren wurde. Sein Vater war Holzhändler, die Mutter Schneiderin. Nach Abitur und Berufsausbildung in der Holz- und Forstwirtschaft begann er 1942 in Leipzig Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Den Krieg überlebte er schwer verwundet, musste fortan mit nur einem Arm auskommen.
1946 trat er in die Liberal-Demokratische Partei ein, setzte das unterbrochene Studium fort, promovierte 1947 und begann 1950 in den Mansfeld-Betrieben zu arbeiten. Er wurde zunächst Leiter der Finanzabteilung, dann Kaufmännischer Direktor, 1955 Hauptbuchhalter, 1957 Werkdirektor, 1967 Generaldirektor. Ab 1963 hielt er Vorlesungen an der Bergakademie Freiberg, 1967 habilitierte er sich, wurde 1968 Professor. Ein Mann, an den sich alle gern erinnern, die ihn gekannt haben.