Justizvollzugsanstalt Volkstedt Justizvollzugsanstalt Volkstedt: Einrichtung bleibt bis mindestens 2020 erhalten

Volkstedt/MZ - Die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Volkstedt bleibt bis mindestens 2020 erhalten. Ob das Gefängnis danach geschlossen wird, ist derzeit noch unklar. „Das ist zum einen eine politische Entscheidung“, sagte Tino Kleinert, Sprecher des Justizministeriums Sachsen-Anhalt, auf Anfrage der MZ. „Zum anderen hängt das davon ab, wie sich die Gefangenenzahlen entwickeln werden.“ Die Landesregierung hatte 2012 beschlossen, dass es langfristig nur noch drei JVA in Sachsen-Anhalt geben solle: in Halle, Burg (Jerichower Land) und Raßnitz (Saalekreis). „Ob das auch so umgesetzt wird, kann man im Moment aber nicht sagen“, so Kleinert.
Hintergrund der Reform des Justizvollzugs sind die seit Jahren sinkenden Gefangenenzahlen. Von den insgesamt 1.957 Haftplätzen waren Anfang dieses Jahres 1.585 belegt. Im Jahresdurchschnitt 2015 gab es 1.676 Gefangene. Im vergangenen Jahr ist die JVA Dessau-Roßlau geschlossen worden sowie in den Vorjahren bereits die Anstalten in Naumburg, Magdeburg, Halberstadt und Stendal.
Eidechsen müssen umgesiedelt werden
In Halle will das Land das bestehende Gefängnis im Stadtteil Frohe Zukunft durch einen Neubau erweitern. Dort könnten dann die Insassen der Haftanstalt „Roter Ochse“ in Halle sowie der JVA Volkstedt untergebracht werden. Baubeginn für den Neubau in der Frohen Zukunft könnte 2017 sein; die Fertigstellung sei für 2020 geplant. Zuvor muss aber nicht nur der Bebauungsplan beschlossen werden. Auch der Naturschutz fordert noch seinen Tribut: Auf dem Gelände leben Zauneidechsen, die erst einmal umgesiedelt werden müssen.
Die heutige Justizvollzugsanstalt (JVA) in Volkstedt ist 1942 als Arbeitslager auf dem Gelände der damaligen Mansfeld AG entstanden. 1944/45 wurde es als Kriegsgefangenenlager genutzt, nach dem Krieg zur Unterbringung von Flüchtlingen und Umsiedlern sowie ab 1947 als Haftarbeitslager. Von 1968 bis 1976 befand sich hier ein sogenanntes Arbeitserziehungskommando.
Ab 1972 wurde die Anstalt bei voller Belegung um- und ausgebaut. 1974 wurde Volkstedt zu einer Strafvollzugseinrichtung für den erleichterten Vollzug von Freiheitsstrafen; 1982 wurde die Untersuchungshaftanstalt Eisleben angegliedert.
Die JVA verfügt derzeit über 263 Haftplätze. Untergebracht sind hier männliche Gefangene, die älter als 26 Jahre sind und Freiheitsstrafen bis zu zweieinhalb Jahren verbüßen. Seit 1993 hat es umfangreiche Baumaßnahmen an den Hafthäusern, Werkstätten, Schulungs- und Freizeiteinrichtungen gegeben.
Die Lutherstadt Eisleben, zu der Volkstedt gehört, hat aktuell keine Informationen vom Land, wie es mit der JVA weitergeht. 2012 war bereits einmal von der möglicherweise drohenden Schließung die Rede gewesen. Die Stadt und der Landkreis hatten damals mit Unverständnis und Kritik reagiert. Ein solcher Schritt wäre eine „Verschwendung von Steuergeldern“, hieß es. Schließlich seien Millionen Euro in die Sanierung der Anstalt und den Bau sozialer Einrichtungen investiert worden.
„Wir hoffen, dass die JVA dauerhaft erhalten bleibt“, sagte der Volkstedter Ortsbürgermeister Lothar Kliche der MZ. Die Zusammenarbeit sei sehr gut. So würden zum Beispiel Freigänger für Arbeiten im Ort eingesetzt. Umgekehrt könnten Einwohner die Sporthalle auf dem Gelände der Anstalt nutzen. Wie der Ortsbürgermeister sagte, sei auch gerade eine neue 20-Kilovolt-Stromleitung zum Gefängnis verlegt worden. (mz)