Jubiläum Jubiläum: Eisleber Urgestein Felix Ecke wird 90 Jahre alt

eisleben/MZ - Was sich Ralph Wiener zum 90. Geburtstag wünscht? Auf diese Frage scheint der Autor, der seit 87 Jahren in Eisleben zu Hause ist, nicht gefasst. Im Moment hat er anderes um die Ohren. Die Schwester vom Pflegedienst, die täglich seine Frau Gertrud betreut, ist fertig. Er begleitet sie zur Tür, bittet um Entschuldigung, weil er sie mit seiner Frau allein lassen musste. Das ist sonst nicht seine Art. Kein Problem für die Schwester. „Dann bis Morgen, Herr Doktor Ecke“, verabschiedet sie sich.
Sie sagt nicht Herr Wiener, keiner redet ihn so an. Wiener ist das Pseudonym, unter dem der Jurist Felix Ecke über Jahrzehnte mehr als 30 Bücher geschrieben hat. Doch das ist vorbei. Er findet, dass er alles gesagt habe, was für ihn zu sagen sei. Jetzt hat er nur noch einen Wunsch: „Dass mir meine Frau möglichst lange erhalten bleibt.“
Gertrud Ecke ist seit fast 70 Jahren Teil seines Lebens. 1944 hat er sie im Eisleber Stadtbad kennengelernt, nachdem er dort zuvor als Kunstspringer Eindruck zu machen versuchte. Immerhin war er Stadt- und 1943 sogar Kreismeister im Turnen, ein sportlicher Typ. Der allerdings bald in Schwierigkeiten steckte, weil er ohne Angabe von Gründen verhaftet wurde. Mag sein, dass mal wieder eines seiner lustigen Gedichte bei den Nazis Anstoß erregte, vielleicht hing es auch mit seinem jüdischen Vater zusammen, den Wiener Humoristen Felix Parker (1894-1980), den Ecke zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kannte.
Den Grund, weshalb er in ein Nebenlager von Buchenwald gesteckt wurde, hat Ecke nie erfahren. Doch er konnte fliehen, sich bis nach Wien durchschlagen, von wo er im März 1945 nach Eisleben zurückkehrte, was vor dem Einmarsch der Amerikaner lebensgefährlich war.
Doch er wollte zurück zur Freundin Gertrud und den Großeltern, die ihn als Dreijährigen zu sich genommen hatten, als Vater und Mutter getrennte Wege gingen. Die Großeltern waren großartig, erinnert sich der 90-Jährige an Hedwig und Hellmuth Ecke, die uns in dem Buch „Hinter vorgehaltener Hand“ auf so mancher Seite begegnen.
Felix Ecke ist in Eisleben vor allem als Gründer des deutschlandweit ersten Theaters nach dem Krieg bekannt, weshalb er in der Landesbühne als Ehrenmitglied besonderes Ansehen genießt, wie Intendant Ulrich Fischer sagt, der dem Jubilar alles nur denkbar Gute wünscht. Ecke hätte nach seiner Theaterzeit am liebsten Philosophie studiert. Doch weil es dieses Fach noch nicht gab, sagte er sich: „Dann werde ich eben Rechtsanwalt.“ Was allerdings für einen geborenen Spötter keine dauerhafte Beschäftigung sein konnte. Bereits 1955 veröffentlichte er erste Feuilletons, wechselte 1962 endgültig zur schreibenden Zunft, sehr zur Freude seines Vaters, den er 1948 in Wien kennenlernte und danach immer wieder traf. Stolz zeigt er einen 1959 in Wien erschienen Gedichtband seines Vaters mit herzlicher Widmung. Es sind Gedichte, wie er sie mag: mit sehr viel Witz.