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Herzschrittmacher mit 100 Jahren Herzschrittmacher mit 100 Jahren: August Weißberg bekam in Eisleben Gerät eingesetzt

Von Daniela Kainz 27.10.2016, 16:00
August Weißberg staunt und freut sich zugleich. Die Ärzte Philipp Liebhold (l.) und Falk Sischka setzten ihm einen Herzschrittmacher ein.
August Weißberg staunt und freut sich zugleich. Die Ärzte Philipp Liebhold (l.) und Falk Sischka setzten ihm einen Herzschrittmacher ein. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Er kann sich doch nur verhört haben. Mit seinen fast 101 Jahren soll er einen Herzschrittmacher bekommen? „Dass sie mir alten Mann den überhaupt noch geben“, überlegte August Weißberg, als er in der Eisleber Helios-Klinik lag. Doch der Augsdorfer hatte sich nicht verhört. Anfang der Woche wurde dem betagten Mann das Gerät eingesetzt.

Als bisher ältester Patient bekommt August Weißberger in Eisleben den Apparat eingesetzt

Dieser sonst eher als Routine geltende Eingriff erweist sich dieses Mal im Klinikalltag als etwas ganz Besonderes: Weißberg ist der bisher älteste Patient, dem in der Eisleber Einrichtung ein solcher Apparat implantiert wurde.

Weißberg war als Notfall in die Rettungsstelle eingeliefert worden. Die vorherigen Tage hatte er Probleme mit dem Kreislauf. Sein Puls war viel zu niedrig. „Ich fühlte mich gar nicht gut und war wacklig auf den Beinen.“ Die Pflegeschwester, die täglich in seinem kleinen Häuschen in Augsdorf nach ihm sieht, rief vorsichtshalber den Notarzt. „Ich wollte das ja nicht, aber die Schwester konnte das nicht verantworten“, erzählt der Rentner.

Bei den Untersuchungen im Krankenhaus stellte sich heraus, dass er Herzrhythmusstörungen hat, die sich nur mit einem Schrittmacher beheben lassen. Das Ärzteteam entschied sich für den Eingriff. „Das Einsetzen eines Herzschrittmachers machen wir nicht an einer Altersgrenze fest, das wird individuell entschieden“, sagt Oberarzt Philipp Liebhold. Der Kardiologe nahm gemeinsam mit seinem Kollegen - dem Oberarzt und Chirurgen Falk Sischka - den Eingriff vor, der in örtlicher Betäubung ausgeführt wurde.

Der 100 Jahre alte Patient hat den Eingriff gut überstanden

Alles verlief problemlos. Schon einen Tag später saß Weißberg wieder am Bettrand und schaute mit fröhlichen Augen und einem verschmitzten Lächeln in die Welt. Er ist den Medizinern sehr dankbar und will sich bei ihnen unbedingt noch einmal persönlich bedanken.

Mit Hilfe eines Herzschrittmachers kann ein erkranktes Herz wieder im richtigen Takt schlagen. Das Gerät wird unterhalb des rechten Schlüsselbeins unter der Haut oder dem Brustmuskel eingesetzt. Wird der Herzschlag unregelmäßig, gibt das Gerät einen elektrischen Impuls ab, der den Rhythmus normalisiert.

„Mir geht es wieder gut.“ Der Hundertjährige, der am zweiten Weihnachtsfeiertag 101 Jahre alt wird, freut sich auf zu Hause. Seine Selbstständigkeit geht ihm über alles. Er schwört auf seinen morgendlichen Haferflockenbrei und frischen Kaffee, sein Mittagsschläfchen und eine auf der Heizung angewärmte Flasche Bier am Abend. Jeden Tag schaut der Senior in die Zeitung - mit Brille und Lupe, weil die Sehkraft eben nicht mehr so gut wie bei einem jungen Mann sei: „Ich will doch aber noch wissen, was in der Welt passiert.“ Ab und zu stellt er auch das Fernsehgerät an.

August Weißberg hat ein bewegtes Leben hinter sich

Weißberg verlor zeitig seine Eltern. Wenn er auf sein Leben zurückblickt, glaubt der gebürtige Ostpreuße, dass danach mehrere Schutzengel auf ihn aufpassten. Er überlebte beide Weltkriege und die Gefangenschaft. Ein hartes, arbeitsreiches Leben liegt hinter ihm. Lange arbeitete Weißberg im Schacht als Anschläger: „Das war eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.“ Er musste für die Sicherheit bei der Seilfahrt und allem, was damit zusammenhängt, sorgen. Selbst schon hoch betagt, mit 90, pflegte Weißberg noch mehrere Jahre seine inzwischen verstorbene Frau. 67 Jahre lang führten sie eine glückliche Ehe.

Zwei Töchter, drei Enkel und eine kleine Urenkelin sind heutzutage sein ganzer Stolz. Den Besuch der Zweijährigen bei sich zu Hause kann er immer kaum erwarten.

Dass er einmal die Hundert überschreiten würde, konnte sich der Rentner als junger Mensch nicht vorstellen. Als er die 70 erreichte, habe er sich gefreut, so Weißberg. Krankheiten konnte er letztlich immer wieder überwinden und sich aufrappeln. Weißberg ist überzeugt, dass auch jetzt wieder ein Schutzengel im Spiel war. (mz)

Der Schrittmacher ist etwas kleiner als eine  Streichholzschachtel
Der Schrittmacher ist etwas kleiner als eine  Streichholzschachtel
Lukaschek