Halden der Krughütte Halden der Krughütte: Renaturierungsarbeiten werden fortgesetzt

Eisleben - Die Anwohner rund um den Friedrichsberg in Eisleben sind aufgeschreckt. Mit Argusaugen verfolgt eine Bürgerinitiative, wie seit einiger Zeit reger Schwerlastverkehr von und zum Gelände der früheren Krughütte herrscht. Martin Erhard aus Hergisdorf hat bei seiner jüngsten Stippvisite entlang der alten Halde entdeckt, „dass dort mächtige Erdbewegungen im Gange sind“, wie der frühere Geologe im Mansfeld-Kombinat jetzt beim Treffen der Bürgerinitiative in der Gaststätte „An der Krughütte“ sagte und dies anhand von Fotos belegte, die er gemacht hat.
Bürger befürchten, dass Entwässerungsarbeiten andernorts zu Überflutungen führen
Die Initiative hatte sich vor mehr als zehn Jahren gegründet, als ein Pilotprojekt zur Renaturierung der Krughütte besorgte Anwohner in Aufruhr versetzte. Sie warfen dem Landkreis damals vor, seiner Kontrollpflicht nicht nachgekommen zu sein. Dadurch seien bei dem Pilotprojekt erhebliche Mängel und zahlreiche Verstöße zugelassen worden. Der Kreistag wies dies zwar zurück, doch das Verwaltungsgericht in Halle hatte später festgestellt, dass die Sanierung nicht nach Baurecht, sondern nach umweltrechtlichen Aspekten zu beurteilen sei. Damit wies das Gericht eine Firma in die Schranken, die auf dem Plateau eine Aufbereitungsanlage für Abfälle betrieb.
Lange war es danach ruhig um das Areal auf der ehemaligen Krughütte geblieben, auf der inzwischen auch ein riesiger Solarpark entstanden war. Doch ausgerechnet die Photovoltaikanlage wurde jüngst auf einer größeren Fläche wieder abgebaut. Dort sind umfangreiche Erdbewegungen und Entwässerungsarbeiten zu beobachten. „Und wir wissen nicht, was genau dahintersteckt“, so Jürgen Münch, der in der Nähe der ehemaligen Krughütte, die längst abgerissen wurde, wohnt. Die Bürger haben Angst, dass das gesammelte Wasser in die Böse Sieben fließen könnte, wenn der Stiftsteich, der gleich an der Halde liegt, überläuft.
„Aber das wollen wir doch gerade mit unseren Arbeiten verhindern“, so Birgit Harpke von der Landesanstalt für Altlastenfreistellung mit Sitz in Magdeburg. Die promovierte Geologin betreut als Projektleiterin den Abschluss der Renaturierung der Krughütte. Diese Sanierung ist Teil des Ökologischen Großprojektes Mansfelder Land, das seit rund 20 Jahren läuft. Im Zuge des Projektes, das von Bund und Land finanziert wird, sind unter anderem die Rohhütten in Helbra, Hettstedt und Eisleben beseitigt worden. Sie waren früher umwelt- und gesundheitsgefährdende „Dreckschleudern“. Das Gelände, auf dem die Überbleibsel des Mansfeld-Kombinates einst standen, ist ökologisch saniert und größtenteils für Gewerbeansiedlungen hergerichtet worden.
Wegen naturschutzrechtlicher Auflagen verzögerten sich Arbeiten auf der Krughütte
Einige Arbeiten konnten bisher allerdings nicht vollendet werden - und die betreffen nach Angaben der zuständigen Landesanstalt vor allem das Areal der Krughütte zwischen Eisleben und Wimmelburg. Dort stünden noch die Abdeckung und Begrünung der restlichen drei Halden an. Das Projekt habe erst jetzt fortgesetzt werden können, weil umfangreiche Voruntersuchungen notwendig gewesen seien und es überdies auch naturschutzrechtliche Auflagen gegeben habe, sagte Harpke der MZ. Nach ihren Angaben mussten geschützte Eidechsenarten umgesiedelt und weitere Baumaßnahmen zum Artenschutz umgesetzt werden.
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen habe der Betreiber des Solarparks seine Anlage auf der Krughütte bereits früher aufgebaut, hieß es. Seit Oktober laufen nun die großflächigen Erdarbeiten zur Abdeckung und Begrünung der sogenannten Aschehalde. Der Betreiber des Solarparks hat aus diesem Grund seine Elemente dort vorläufig abgebaut. „Wenn die Halde begrünt ist, kommt die Solaranlage wieder dorthin“, so die Projektleiterin. Bis zum Frühjahr soll dies über die Bühne gegangen sein. Etwa 800.000 Euro wird die ökologische Abdeckung dort kosten.
Kraftwerkshalde und Weihnachtshalde sollen noch renaturiert werden
Das gleiche Prozedere sei auch für die Kraftwerkshalde und die Weihnachtshalde vorgesehen, die danach mit der Renaturierung an die Reihe kämen, so die Geologin. Das Projekt zielt nach ihren Worten darauf ab, die Belastungen der Umwelt in dieser Region zu verringern oder ganz auszuschalten. Es soll insbesondere verhindert werden, dass das Oberflächenwasser, das bisher durch die Halde abließt, die eingelagerten Schwermetalle auflöst und diese in die Gewässer und ins Grundwasser gelangen.
Insofern seien die Befürchtungen der Anwohner unbegründet, so die Verantwortlichen der Landesanstalt. Die Bürgerinitiative will dennoch wachsam bleiben. Zumal einige Planer des Projektes offenbar nicht genau mit den Verhältnissen vor Ort vertraut sind, wie ein zufälliger Kontakt ergeben habe, so ein Vertreter der Initiative.
Bürgerinitiative traut Betreibern der Anlage für Abfall-Recycling auf der Krughütte nicht
Dran bleiben wollen die Anwohner auch im Falle der Anlage für Abfall-Recycling, die auf der Krughütte steht. Das Landesverwaltungsamt hatte im Frühjahr festgestellt, dass die Abfälle nicht richtig gelagert waren. Die Materialien lagen im Freien, was nicht erlaubt ist. Das Amt hat daraufhin gegen die Betreiberfirma Auflagen erteilt und ein Verfahren eingeleitet.
Nach MZ-Anfrage teilte das Amt nun mit, dass bei einer abfallrechtliche Überwachung am 9. Dezember „keine Auffälligkeiten“ festgestellt wurden. Doch die Bürgerinitiative traut dem Betreiber nicht. „Wir haben deshalb Akteneinsicht in das Genehmigungsverfahren beantragt“, so Jörg Galster. Diese Akteneinsicht kann laut dem Amt nun am 20. Dezember erfolgen. Man habe zuvor noch eine schriftliche Bestätigung des Anlagenbetreibers eingeholt, dass die Unterlagen keine Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse enthielten, so das Landesverwaltungsamt. (mz)
