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Gaststätte "Zum Anker" erfreut sich großer Beliebtheit Gaststätte "Zum Anker" erfreut sich großer Beliebtheit: Nach gutem Essen eine Runde auf die Bowlingbahn

Von Wladimir Kleschtschow 13.10.2015, 16:52
Vor 20 Jahren haben Ursula und Wolfgang Gottfried das alte Gasthaus übernommen - und es damit wahrscheinlich vorm Untergang gerettet.
Vor 20 Jahren haben Ursula und Wolfgang Gottfried das alte Gasthaus übernommen - und es damit wahrscheinlich vorm Untergang gerettet. Jürgen Lukaschek Lizenz

Wolferode - Die Wirtin, die auch Köchin ist, war zuvor in der Holzverarbeitung tätig. Der Wirt alias Kellner ist ein Bergmann vom Beruf. Würde jemand ein Fest oder ein Familientreffen in einer Gaststätte haben wollen, die von den beiden betrieben wird? Kann das Essen hier überhaupt schmecken?

„Ja“, meinen viele Stammgäste des Gasthofs „Zum Anker“ in Wolferode. Sie kommen auch aus weiterer Umgebung: Kyffhäuser, Hettstedt, Mansfeld. Obwohl die Wirtsleute Ursula und Wolfgang Gottfried für die Branche sogenannte Quereinsteiger sind, stimmen hier die Atmosphäre und das Angebot.

Die heutigen Betreiber haben viel Geld und Arbeit in die traditionsreiche Gaststätte gesteckt, um das Gebäude auf Vordermann zu bringen. Immerhin ist das Haus schon 145 Jahre alt.

Auch die Wirtsleute selbst sind nicht mehr die Jüngsten: Jeder ist 67. Irgendwann steigen sie aus. Und dann? Einen guten Nachfolger zu finden ist nicht leicht. Vielleicht klappt es noch. Immerhin wollen sie noch etwa fünf Jahre weitermachen.

„Viel Liebe zum Detail“, nennen Bernd und Christel Jungnickel aus Wolferode einen Aspekt, der ihnen hier gefällt. Und das Speisenangebot? „Nicht nur eine Gaumen-, sondern auch eine Augenfreude“, finden die Jungnickels.

Heute wissen die Gottfrieds, dass sie vor 20 Jahren alles richtig gemacht haben. Damals, in den 90ern, ging es für viele Menschen in der Ex-DDR drunter und drüber, Betriebe wurden geschlossen, einst gefragte Berufe nützten nichts mehr, die Zukunft war ungewiss. Auch Ursula und Wolfgang Gottfried standen vor der Frage: Was tun? Obwohl beide damals schon knapp vor 50, entschlossen sie sich, etwas ganz Neues anzufangen.

Die Gaststätte „Zum Anker“ war zu haben - auf Pachtbasis von der Gemeinde. Die schlechten Erfahrungen der Vorbesitzer, die gescheitert sind, schreckten sie nicht ab. Also fingen sie 1995 zuerst als Pächter an und kauften nach drei Jahren das Objekt. Banken, Konzepte, Kredite. Gedanken, ob man das geliehene Geld zurückzahlen kann. „Es gab schon einige schlaflose Nächte“, sagt Ursula Gottfried.

Als glücklich erwies sich die Idee, eine Bowlinganlage zu errichten. Bowlen und speisen - viele Vereine, Familien, Rentner finden Gefallen daran und kommen immer wieder. Turniere finden hier statt. „Ohne die Bowlinganlage wären wir gescheitert“, schätzt Wolfgang Gottfried nüchtern ein. „Kneipen gibt es viele, man muss schon etwas Besonderes bieten. Es ist die einzige Bowlinganlage im Dorf.“

Dabei wird die Küche auf keinen Fall vernachlässigt. Das ist das Reich der Wirtin, die viele Geheimnisse der Kochkunst bei ihrer Mutter lernte. Obwohl die Alltags-Speisekarte eher „normale“ Gerichte bietet, wissen die Gäste, dass sie Pferderouladen, Wild- und Fisch-Spezialitäten oder andere Besonderheiten bestellen können. Der Wirt fährt zwecks Beschaffung auch mal nach Leipzig. „Dort gibt es einen kleinen Laden, sie haben wunderbare Spanferkel“, schwärmt er. „Man ist mit Leib und Seele dabei“, nennt Ursula Gottfried das Grundprinzip beider Wirtsleute, das sich bewährt. Übrigens: In den 20 Jahren waren sie höchstens zweimal im Urlaub. (mz)

Ein Foto aus dem Archiv der Wirtsleute zeigt das Haus 1930.
Ein Foto aus dem Archiv der Wirtsleute zeigt das Haus 1930.
Lukaschek Lizenz
Die heutigen Betreiber haben viel Geld und Arbeit in die traditionsreiche Gaststätte gesteckt, um das Gebäude auf Vordermann zu bringen. Immerhin ist das Haus schon 145 Jahre alt.
Die heutigen Betreiber haben viel Geld und Arbeit in die traditionsreiche Gaststätte gesteckt, um das Gebäude auf Vordermann zu bringen. Immerhin ist das Haus schon 145 Jahre alt.
Lukaschek Lizenz