Gastspiel im Eisleber Theater Gastspiel im Eisleber Theater: Von "Sister Act" bis ABBA

Eisleben - Wer einfach nur einen gemütlichen Sonntagnachmittagskaffee im Eisleber Theater und zwei Musicaldarsteller erwartet hatte, die mal eben ein paar Liedchen zum Besten geben, der war aber gewaltig auf dem Holzweg. Wieland Müller - der studierte Opernsänger und Leiter des Studios W.M. aus Chemnitz - hatte ca. 20 seiner besten Schüler im Schlepptau, die im restlos ausverkauften Foyer zeigten, was sie drauf haben. Bereits zum dritten Mal gastierten sie in Eisleben – das letzte Mal allerdings bereits vor fünf Jahren.
„Aufregungszittern“ verschwand schnell
Alle Darsteller auf der Bühne sind Schüler, Studenten oder gehen ihrer Arbeit nach und nutzen nebenher die Möglichkeit der Ausbildung im Studio W.M. Aber die Stunde der Wahrheit schlägt ja bekanntlich, wenn man auf der Bühne vor einem Publikum steht. Schon am Anfang war man von den ausgeprägten und klaren Stimmen überrascht, die trotz der Jugendlichkeit der Sänger auf ein jahrelanges Training hinweisen. Natürlich musste hier und da erst mal ein „Aufregungszittern“ überwunden werden, was aber mit zunehmender Sicherheit verschwand.
Wieland Müller erklärt, dass sich die Truppe in der Vorbereitung auf ihre jährliche Ostseetournee auf der Insel Usedom befindet. Das heißt, dass viele Stücke von den Solisten zum ersten Mal in Eisleben gesungen werden.
Das Studio W.M. ist eine privat geführte Bildungseinrichtung, die 2016 seit 20 Jahren besteht. Hier werden Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene unterrichtet. Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer praxisorientierten Ausbildung.
Es werden Fächer wie Gesang, Tanz, Jazztanz, Klassischer Tanz, Szenisches Spiel, Interpretation, Sprecherziehung, Einzel- und Teamberatung bis hin zur Studienvorbereitung angeboten.
Sabine und Felix bringen Ausschnitte aus „Der kleine Horrorladen“ zu Gehör. Sabine wird in der Rolle der Audrey von ihrem Geliebten geschlagen und wirklich übel zugerichtet. Nach gekonnt vorgetragenem Gesangspart humpelt sie dermaßen von der Bühne, dass man fast hochspringt, um ihr behilflich zu sein. Sie ist am Montag nach Bremen zur Aufnahmeprüfung gefahren, denn sie möchte Theaterpädagogik studieren. Diesen Part hat Felix schon hinter sich, denn er studiert inzwischen an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Lukas Sandmann ist schon seit zehn Jahren Mitglied im Studio W.M. Er hat vor ein paar Wochen die Aufnahmeprüfung an der Joop van den Ende Academy in Hamburg bestanden und ist somit einer von zehn besonders begabten Schülern, die pro Jahrgang neu aufgenommen werden. Damit verbunden ist zudem ein Vollstipendium, das es ermöglicht, tatsächlich nur die Besten der Besten auszubilden und so später die Berufschancen zu erhöhen. In Eisleben singt er „Musik der Nacht“ aus „Das Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber. In seiner „Bequem-Lage“ stimmlich einwandfrei; den tieferen Passagen fehlt es dagegen noch an „Stütze“.
Mitreißendes Finale
Natürlich dürfen Ausschnitte aus „Sister Act“ nicht fehlen. Da man hier nicht mit richtigen Nonnen aufwarten kann, dachte man sich, wir kleiden unsere Mädels deshalb auch nicht in Schwarz sondern lieber in glänzendes Blau. Über Geschmack sollte zwar nicht streiten: Sieht aber tatsächlich auch viel cooler aus. Das Gebet der Schwestern: „Lass die Stimmen hell erklingen“ ist auf jeden Fall mehr als in Erfüllung gegangen. Solistin Jule Voigt und Ensemble singen überzeugend und gekonnt in traumhaften goldenen und orangefarbenen langen Kleidern „Ich will keinen Mann“ aus Disney’s „Hercules“ - Diese Aussage werden sie mit Sicherheit korrigieren.
Das mitreißende Finale der Show mit allen Darstellern auf der Bühne bildet ein Medley aus Udo Jürgens Musical „Ich war noch niemals in New York“. Das begeisterte Publikum erklatscht sich eine Zugabe. Natürlich sind die jungen Leute auch darauf bestens vorbereitet und geben ein „ABBA-Medley“ zum Besten. Die Besucher sind ganz angetan vom Können der Sänger. Eine Besucherin: „Schön, dass mal ganz junge Sänger auf der Bühne sind. Hoffentlich kommen die nächstes Jahr wieder.“ (mz)