1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Gastwirt tritt kürzer: Gastronomie in Eisleben: Gartenlokal und Bahnhofsbistro werden schließen

Gastwirt tritt kürzer Gastronomie in Eisleben: Gartenlokal und Bahnhofsbistro werden schließen

Von Jörg Müller 30.11.2019, 12:17
Eisleben: Sven Schmidt und Michael Knöchel vor dem Café-Restaurant „Hannchen“, wo der Betrieb weiter geht.
Eisleben: Sven Schmidt und Michael Knöchel vor dem Café-Restaurant „Hannchen“, wo der Betrieb weiter geht. Jürgen Lukaschek

Eisleben - „Hinterher ist man immer schlauer“, sagt Sven Schmidt. Vor knapp vier Jahren hatte der Gastronom gemeinsam mit seiner Partnerin Ramona Stäuber das Gartenlokal „Ernst Thälmann“ in Eisleben übernommen. „Es war eine gute Zeit“, so der 39-Jährige. Um sich neben der Nostalgiegaststätte weitere Standbeine zu schaffen, eröffnete das Paar 2017 im frisch sanierten Bahnhof das Bistro-Café „Weichen-Eck“. 2018 übernahmen sie das Café „Hannchen“ in der Magdeburger Straße und in diesem Jahr die Theatergastronomie.

„Vielleicht ist das alles zu schnell gegangen und zu viel gewesen“, sagt Schmidt, bei dem sich die Arbeitsbelastung der letzten Jahre jetzt gesundheitlich bemerkbar gemacht hat. Nach einem Krankenhaus-Aufenthalt gehe es ihm zwar wieder besser. Aber mit seiner Partnerin habe er entschieden, kürzer zu treten. Wobei er auch betont, dass es nie ihr Ziel gewesen sei, immer mehr Lokale zu betreiben, wie ihnen manchmal unterstellt werde. „Das hat sich einfach so ergeben.“

Eisleben: Gartenlokal und Bahnhofsbistro werden nicht mehr betrieben

„Wir beschränken uns jetzt auf zwei Objekte“, so Schmidt. Das Gartenlokal und das Bahnhofsbistro werden sie nicht mehr betreiben (die MZ berichtete). Im Café-Restaurant „Hannchen“ und im Theater wird es dagegen weiter gehen. Das „Weichen-Eck“ ist bereits geschlossen, in der Gartengaststätte werde wohl in der nächsten Woche Schluss sein, so Schmidt.

„Wir sind dabei, Gästen, die eine Weihnachtsfeier angemeldet hatten, Termine im ,Hannchen‘ anzubieten.“ Hier gebe es noch einige Möglichkeiten. Schmidt selbst wird künftig mehr „im Hintergrund“ tätig sein, wie er der MZ sagte. Leiten werde die beiden Lokalitäten Michael Knöchel.

Eisleben: Situation in der Gastronomie hat sich verschlechtert

Der gelernte Koch und Restaurantfachmann arbeitet bereits seit drei Jahren im „Hannchen“. „Wir bieten klassische deutsche Küche“, so Knöchel. Der Koch Christian Rubow, der nach dem Aus für sein Bio-Bistro „Nusspips“ im „Hannchen“ angefangen hatte, hat das Haus laut Schmidt mittlerweile wieder verlassen. „Wir haben zwei neue Köche.“

Schwierig sei das Geschäft vor allem im Bahnhofsbistro gewesen, so Schmidt. „Wir hatten uns da mehr versprochen.“ Auch das Grill-Fahrrad habe nicht so funktioniert, wie erhofft. „Insgesamt hatten wir dort einfach zu wenige Kunden.“ Generell habe sich die Situation in der Gastronomie in den letzten Jahren verschlechtert.

„Der Mindestlohn, der jetzt wieder angehoben wird, ist ein großes Problem.“ Auch die anderen Kosten würden ständig steigen. „Wir können das ja nicht 1:1 an die Kunden weiter geben.“ Diese Kosten- und die gesundheitlichen Gründe hätten letztendlich zu der Entscheidung geführt, „sich zu verkleinern“.

„Ich hoffe, dass die gute Zusammenarbeit mit dem Theater so weiter läuft“, sagte Schmidt. Der Start sei dort jedenfalls gut gewesen. „Wir möchten die Theatergäste gern weiter betreuen.“

Ende vom Gartenlokal in Eisleben

Rolf Lange, Vorsitzender des Kleingartenvereins „Ernst Thälmann“, hatte gegenüber der MZ den Rückzug des Pächter-Paares bedauert. „Wir hatten ein gutes Einvernehmen“, so Lange. Er und seine Frau Ursula hatten das Lokal selbst seit 2007 betrieben.

Überregional bekannt ist die Gaststätte für die Tausenden DDR-Produkte und -Haushaltsgegenstände sowie andere historische Exponate aus Eisleben und dem Mansfelder Land. Mit ihren Nachfolgern, die aus Aschersleben kamen, waren sich Langes schnell einig geworden. „Sie hatten einen guten Start“, so Lange. „Es hat alles gepasst.“ (mz)