Licht aus im "Weichen-Eck" Gastronomie Eisleben:

Eisleben - Das Gartenlokal „Ernst Thälmann“ war ihr Einstieg in die Selbstständigkeit: Vor knapp vier Jahren übernahm das Gastronomen-Paar Sven Schmidt und Ramona Stäuber die beliebte Nostalgiegaststätte in Eisleben. Seitdem sind mehrere weitere Lokalitäten hinzu gekommen. Doch nun ist das Paar in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.
Das Bistro-Café „Weichen-Eck“ im Bahnhof ist bereits geschlossen, auch das Gartenlokal werden sie demnächst aufgeben. Wie es mit dem Café „Hannchen“ und der Theatergastronomie weiter geht, steht noch nicht fest. „Wir sind dazu in Verhandlungen“, sagte Ramona Stäuber auf Anfrage der MZ.
Gastronomie Eisleben: Das Geld sitzt nicht mehr so locker
Aktuell laufe der Betrieb sowohl im Gartenlokal als auch im „Hannchen“ und im Theater normal weiter. Zu den Ursachen für die wirtschaftlichen Probleme wollte sich Stäuber nicht näher äußern. Allgemein werde es heutzutage in der Gastronomie immer schwieriger, sagte sie.
„Das Geld sitzt den Leuten nicht mehr so locker.“ Sie und ihr zur Zeit erkrankter Partner können sich vorstellen, das Café „Hannchen“ und die Theatergastronomie weiter zu betreiben. Das sei aber alles noch nicht spruchreif.
Rolf Lange, Vorsitzender des Kleingartenvereins „Ernst Thälmann“, bedauert den Rückzug des Pächter-Paares. „Es war eine gute Zeit“, so Lange, „wir hatten ein gutes Einvernehmen.“ Er und seine Frau Ursula hatten das Lokal selbst seit 2007 betrieben.
Bekannte Gaststätte: Tausende DDR-Produkte und -Haushaltsgegenstände
Überregional bekannt ist die Gaststätte für die Tausenden DDR-Produkte und -Haushaltsgegenstände sowie andere historische Exponate aus Eisleben und dem Mansfelder Land.
Mit ihren Nachfolgern, die aus Aschersleben kamen, waren sich Langes schnell einig geworden. „Sie hatten einen guten Start“, so Rolf Lange. „Es hat alles gepasst.“ Auch geschäftlich habe es nie Probleme gegeben. Wie er sagte, habe sich der Vereinsvorstand dafür stark gemacht, dass die für Dezember geplanten Familien- und Firmenfeiern auf jeden Fall stattfinden sollen.
„Wir haben die Kündigung des Pachtvertrags zu Ende Januar vereinbart.“ Dabei sei es auch darum gegangen, dass eventuelle Kündigungen von Mitarbeitern nicht ausgerechnet im Dezember wirksam werden. „Uns ist wichtig, dass das sozialverträglich abläuft“, so Lange, der für Die Linke im Stadtrat sitzt. Ab 1. Februar werde ein neuer Pächter gesucht.
Café „Hannchen“ und die Theatergaststätte in Eisleben
2017 hatten Schmidt und Stäuber das Bistro-Café „Weichen-Eck“ im frisch sanierten Bahnhof eröffnet. 2018 übernahmen sie das Café „Hannchen“ und in diesem Jahr die Theatergastronomie. Insgesamt würden 18 Mitarbeiter beschäftigt, so Schmidt im Sommer dieses Jahres in einem MZ-Gespräch. „Wir werden bei den Mitarbeitern reduzieren müssen“, sagte Stäuber jetzt. Eine genaue Angabe konnte sie noch nicht machen.
Einen Nachfolger muss nun auch die Bahnhofsgenossenschaft für das Bistro suchen. „Es ist sehr schade, dass es so gekommen ist“, sagte Vorstand Thomas Fischer. Gerade für die Veranstaltungen in der Bahnhofshalle sei es günstig gewesen, dass das Bistro die Versorgung übernehmen konnte. Man werde auf jeden Fall versuchen, wieder eine Gastronomie oder vielleicht auch einen Bäcker anzusiedeln. „Aber das wird nicht einfach“, so Fischer.
In Sachsen-Anhalt kämpfen zahlreiche Gaststätten ums Überleben. Laut Statistischem Landesamt hat zwischen 2006 und 2017 jeder fünfte Betrieb aufgegeben: Die Zahl sank von 5.700 auf 4.600. Auf dem Land schreitet das Kneipensterben noch schneller voran: In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern hat in diesem Zeitraum fast jeder dritte Dorfkrug für immer geschlossen. Diese Zahlen hatte die Landesregierung kürzlich auf Nachfrage des grünen Landtagsabgeordneten Olaf Meister veröffentlicht. (mz)