Fremd, invasiv, giftig Fremd, invasiv, giftig: Riesenbärenklau breitet sich immer mehr in Mansfeld-Südharz aus

Eisleben/Halle (Saale) - Bei Bärenklau ist die Eisleber Region Spitzenreiter in Sachsen-Anhalt: Hier kommt die auch als Herkulesstaude bekannte Pflanze nach Angaben der Koordinationsstelle Invasive Neophyten (Korina) mit Sitz in Halle besonders häufig vor.
Seit Jahren registriert Korina Meldungen über neu entdeckte Bärenklau-Flächen in Sachsen-Anhalt und vermerkt jede mit einem roten Punkt auf einem Atlas. Besonders viele rote Punkte sind darauf bei Hergisdorf, Wimmelburg, südlich von Eisleben und dann in Richtung Wormsleben-Lüttchendorf-Rollsdorf verzeichnet.
Ganze Kolonien
„Neophyten sind nicht einheimische Pflanzen, die sich bei uns ausbreiten“, sagt Katrin Giese, Mitarbeiterin der Koordinationsstelle. „Bärenklau gehört zu den invasiven Neophyten: Das sind Pflanzen, die heimische Pflanzen verdrängen. Die zweite negative Eigenschaft: Manche können auch gesundheitliche Probleme verursachen.“
Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet, die sich in Gebieten ansiedeln, in denen sie zuvor nicht heimisch waren.
Riesen-Bärenklau ist eine solche Pflanze. Sie ist im Kaukasus beheimatet. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland wurde Bärenklau 1982 erstmalig von einem Hobbygärtner in Dransfeld aus Samen gezogen und verbreitete sich dann explosionsartig an einem Bach entlang. Die Art verdrängt einheimische Arten und ist erosionsfördernd, da ihre Pfahlwurzel nicht der Uferbefestigung dient.
Weitere Beispiele der Neophyten in Deutschland: Kanadische Goldrute, Lupine, Robinie, Schmalblättrige Wasserpest.
Beides ist beim Bärenklau der Fall. Dort, wo sich die Riesenpflanzen einnisten, können sie nach und nach ganze Kolonien bilden. Oft wachsen sie an Ufern von Flüssen und Bächen, ihre Samen werden mit der Strömung weiterverbreitet. Nicht umsonst gibt es zum Beispiel mehrere Vorkommen entlang der Bösen Sieben. Bärenklau ist auch für den Menschen gefährlich: Gerät der Saft auf die Haut, bilden sich darauf unter dem Einfluss von Sonnenlicht schmerzhafte Geschwüre.
Um die Bärenklau-Standorte möglichst lückenfrei zu erfassen, sind die Umweltschützer von Korina auf die Meldungen vor Ort angewiesen. Dabei helfen auch Schüler, welche für die Problematik sensibilisiert werden.
Theresa van Aken, Studentin an der Uni Halle, betreut im Rahmen ihrer Masterarbeit auch Klassen in Mansfeld-Südharz. Zum Beispiel in der Sekundarschule Benndorf. „Die Schüler lernen zuerst, die Pflanze zu erkennen“, sagt sie. „Sie erfahren viel über ihre Eigenschaften. Eine einzige Pflanze produziert zum Beispiel 20 000 Samen, die längere Zeit im Boden liegen und auf günstige Wachstumsbedingungen warten können.“
Auch die Klasse 9.3 des Luther-Gymnasiums nahm am Korina-Projekt teil. „Zuerst beschäftigten wir uns im Biologie-Unterricht beim Thema Ökologie mit Neophyten und speziell mit Bärenklau“, berichtet stellvertretende Klassensprecherin Leonie Sowoidnich, die in Dederstedt zu Hause ist. „Für seine Bekämpfung ist wichtig, dass die Pflanze noch vor der Blüte vernichtet wird“, weiß inzwischen die Gymnasiastin. „Sonst verbreiten sich die Samen.“
Nach der Theorie in der Schule hieß es: Ab an die Böse Sieben auf die Suche nach Riesenbärenklau. Und zwar ausgerüstet mit GPS-Geräten. Wurden Pflanzen gefunden, vermerkten die Schüler gleich die exakten Koordinaten des Fundes. „Wir wissen, dass möglichst der gesamte Bestand an Riesenbärenklau erfasst werden sollte, damit er erfolgreich bekämpft werden kann“, so Leonie.
Von Querfurt nach Wimmelburg
An der Bösen Sieben ist auch die verbreitetste Methode zu beobachten, den Riesenbärenklau zurückzudrängen. An vielen Stellen wurden seine Bestände niedergemäht. In der Regel machen das Gemeindearbeiter oder Ein-Euro-Jobber.
Theresa van Aken betreut Schulklassen in Sachen Neophyten und Bärenklau nicht nur in Mansfeld-Südharz. Zum Beispiel war die Studentin auch schon in Querfurt unterwegs.
Für den praktischen Teil des Projektes, die Suche nach Bärenklau in der Landschaft, mussten sich die Querfurter Schüler nach Angaben der Studentin allerdings bis nach Wimmelburg fahren. Warum so weit? „Weil es in der Gegend um Querfurt herum keinen Riesen-Bärenklau gibt“, sagt Theresa van Aken.
Jeder kann übrigens den Umweltschützern helfen und Vorkommen von Bärenklau und anderen Neophyten melden. (mz)
Die Koordinierungsstelle Invasive Neophyten ist zu erreichen unter Tel. 0345-202 65 30 oder [email protected].
