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Freimaurer in der Region Freimaurer in der Region: Was verbirgt sich hinter dem mysteriösen Orden?

Von Joel Stubert 03.01.2019, 11:00
Logenmeister Günter E. E.  Prüfer bei einer öffentlich zugänglichen Veranstaltung im Dezember im Hotel Graf von Mansfeld in Eisleben.
Logenmeister Günter E. E.  Prüfer bei einer öffentlich zugänglichen Veranstaltung im Dezember im Hotel Graf von Mansfeld in Eisleben. Maik Schumann

Sangerhausen/Eisleben - Wolfgang Amadeus Mozart soll einer gewesen sein, Johann Wolfgang Goethe ebenfalls. Freimaurer zählen schon seit Jahrhunderten zu unserer Gesellschaft, mit Unterbrechungen ist dies auch im Landkreis Mansfeld-Südharz der Fall.

Dennoch ranken sich Mythen und Legenden um die Mitglieder dieses Geheimbundes. Günter E. E. Prüfer sitzt in Sangerhausen in seiner Praxis für Chiropraktik und sagt: „Der Mythos schadet uns am meisten, weil dann Menschen kommen, die einen Mythos haben wollen.“ Er ist der Vorsitzende des eingetragenen Vereins der Johannisloge „Zum aufblühenden Baum“, wie die Freimaurerloge Eisleben-Sangerhausen heißt.

Geheimnisse und Legenden

Sein Zimmer in der Praxis ist in dunklem Holz gehalten. An der Wand hängt, etwas abseits, aber gut sichtbar, ein großes Schwert. „Das ist das Logenschwert, das spielt bei den Ritualen eine wesentliche Rolle“, sagt der Mann, der einen langen, grauen Rauschebart trägt.

Geheimnisse und Legenden verbinden sich mit den Freimaurern, das weiß Prüfer und ist bemüht, diesen Schein zu wahren. Über konkrete Rituale wird nicht gesprochen, die Mitgliederzahl der Loge nicht preisgegeben. „Jeder entscheidet selbst, ob er sich outet, ein Freimaurer zu sein“, sagt der 67-Jährige. Spätestens jedoch mit dem Tod werde es öffentlich.

Johannesloge in Eisleben

Die Loge, die sich regelmäßig in Eisleben trifft, hat eine lange Tradition. Im Jahr 1816 wurde sie gegründet, später, wie alle anderen Logen auch, von den Nationalsozialisten im Jahr 1934 aufgelöst. „In den 20er Jahren hatte die Loge Eisleben 242 Mitglieder“, erzählt Prüfer. Mittlerweile, gibt er zu, seien es weniger. Doch was bringt eine Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge in der heutigen Zeit noch? „Sie bringt innere Bildung“, sagt Prüfer. Jeder Mensch sei von Geburt an gut, ehe die Erziehung dieses Wesen beeinflusse, meint er. „Aber jeder soll so werden, wie er wirklich ist.“ Das beinhalte beispielsweise, nicht nach Besitz zu streben. „Und im Prinzip auch ein bibeltreues Leben.“ Ein Religionsverein sei man aber nicht, betont er.

Keine Freimaurerei in Sangerhausen

In Sangerhausen gibt es schon seit dem Verbot der Freimaurerei durch die Nazis keine eigene Loge mehr. „Und es wird auf absehbare Zeit keine Wiedereinrichtung einer Loge geben“, sagt Prüfer. „Deshalb auch der Verkauf des Logengebäudes über die Vereinigten Großloge Deutschlands.“ Das Gebäude Ecke Kyselhäuser/Rathenaustraße wurde Mitte der 90er Jahre an einen Wallhäuser Unternehmer verkauft.

Die Eisleber Johannisloge „Zum aufblühenden Baum“ wurde im Jahr 1999 offiziell wiedergegründet, da Freimaurerei während der Zeit des Nationalsozialismus und auch in der DDR verboten waren. Bereits im Jahre 1991 hatten „Brüder“ aus Wuppertal eine erste freimaurische Vereinigung gegründet. Man trifft sich in Eisleben im Hotel „Graf von Mansfeld“.

Das Freimaurertum an sich ist schon älter, 1723 wurde in London die erste Großloge gegründet. Die Freimaurerei ist ein ethischer Bund, der sich für Werte wie Freiheit, Toleranz oder Humanismus einsetzt. Diese sollen durch ständige Arbeit an sich selbst erreicht werden.  JS

Und so fahren die Sangerhäuser Freimaurer nach Eisleben oder gar Halle oder Berlin, um ihren Aufgaben nachzukommen. Wohin genau, richtet sich nach dem Grad, den der Freimaurer einnimmt. Ab Grad vier von zehn nehme man auch Termine in Halle wahr, ab Grad sieben in Berlin, wo jeweils übergeordnete Logen ihren Sitz haben. „Eine Arbeit im Sinne der Freimauerei ist eine Tempelarbeit“, erklärt Prüfer. „Nach einem genau vorgeschriebenen Ritual erfolgen Wechselgespräche zwischen den Brüdern. Dabei sitzen die Brüder in schwarzen Anzügen mit angelegten Arbeitsschurzen, Zylinder und anderen Utensilien auf ihren Plätzen. Es erfolgen dabei Aufnahmen, Annahmen, Beförderungen, Instruktionen“, so Prüfer weiter.

Klare Hierarchien bei den Freimaurern

Er selbst muss es wissen, ist seit den 90ern Freimaurer. Günter Prüfer hat den Abschluss zum Diplom-Ökonom und ist ohnehin ein Mann, der wenig rastet. „Bis zu meinem 60. Lebensjahr habe ich noch katholische Theologie im Fernstudium in Würzburg studiert“, sagt er. Jeder Freimaurer durchläuft Erkenntnisstufen. Prüfer hat den zehnten Grad erreicht. Obwohl es keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Bund ist, ist Prüfer gläubiger Christ, sogar Mitglied im Benediktinerorden, seine Glaubensrichtung ist die russisch-orthodoxe.

Rituale spielen Rolle

Mehrmals in der Woche beschäftigt er sich mit freimaurischen Themen, sagt er. Dabei spielen auch die geheimnisumwitterten Rituale eine Rolle. „Die Rituale bilden eine innere Formung, sie sind christlich orientiert oder humanistisch gebildet“, sagt Prüfer, wissend, dass es genügend Literatur gibt, die diese Geheimnisse bereits gelüftet haben.

Noch mehr als von den Ritualen lebe die Freimaurerei von den Erlebnissen, sagt er. Denn Erlebnisse und Emotionen beeinflussten nun einmal die Persönlichkeit. Ein Geschäftsbund sei man ganz und gar nicht. „Es gibt absolute keine Geschäftsmaurerei“, betont Prüfer. „Das ist ein striktes Grundprinzip, weil ein Geschäft ja auf einen eigenen Vorteil hinauszielt“, sagt er. Diese Regel ist nur eine von zahlreichen, denen sich die Brüder unterwerfen. Regelmäßige Teilnahme ist eine weitere. „Wer ein Jahr nicht dabei war, der wird gestrichen“, so Prüfer. „Man muss sich beteiligen. Und wer nicht kann, muss Geld spenden.“ (mz)

Bei den Ritualen spielt Licht eine wichtige Rolle.
Bei den Ritualen spielt Licht eine wichtige Rolle.
Maik Schumann
Das Logenschwert
Das Logenschwert
Maik Schumann