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Franziska Lakomy in Vaters Fußstapfen Franziska Lakomy in Vaters Fußstapfen: Von der Leichtathletik in die Zahnarztpraxis

Von Wolfram Bahn 05.10.2019, 08:00
Das einstige Leichtathletik-Talent Franziska Lakomy aus Eisleben arbeitete heute als Zahnärztin in der Praxis ihres Vaters.
Das einstige Leichtathletik-Talent Franziska Lakomy aus Eisleben arbeitete heute als Zahnärztin in der Praxis ihres Vaters. Bahn

Eisleben - Franziska Lakomy sitzt sonst eher selten vor dem Fernseher. Doch den Stabhochsprung der Frauen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha hat sie sich angeschaut. „Ich wollte einfach mal sehen, wie hoch es diesmal hinausgeht“, so die heute 36-jährige Eisleberin.

Sie musste dabei miterleben, wie die Siegerin beachtliche 4,95 Meter überquerte und die einzige deutsche Teilnehmerin nur auf dem 17. Platz landete. Das Interesse gerade an dieser anspruchsvollen Disziplin kommt nicht von ungefähr.

Als erste über drei Meter

In ihrer Jugendzeit gehörte Franziska Lakomy zu den größten Leichtathletik-Hoffnungen in Sachsen-Anhalt. Und beim Sprung mit dem Stab über die Querlatte markierte sie einen Meilenstein. Das Sport-Talent, das beim SSV Eisleben von Dieter Gehre trainiert wurde, war die erste weibliche Stabhochspringerin im Land, die es über die drei Meter schaffte.

„Darauf bin ich immer noch ein bisschen stolz“, so die 1,73 Meter große, ehemalige Leichtathletin, die seit vier Jahren als Zahnärztin in der Praxis ihres Vaters Burghard Lakomy in Beesenstedt arbeitet.

Von ihm hat sie auch die sportlichen Gene geerbt. Ihr Vater war einst nicht nur ein passabler Tischtennisspieler. Im Jahre 1995 holte er bei der Weltmeisterschaft der Mediziner in Irland sogar den Titel beim Hochsprung. „Das war ja dann auch ihre Paradedisziplin“, erinnert er sich an die Anfänge der Laufbahn seiner Tochter.

Heike Henkel als großes Vorbild

Der Zahnarzt aus Eisleben, der nach dem Ende der DDR im Saalekreis seine eigene Praxis aufmachte, wollte damals den Bewegungsdrang seiner Tochter in geordnete Bahnen lenken. Zusammen mit ihrer Schwester, die in dem kleinen Ort Elbitz im Laweketal einen Reiterhof betreibt, versuchte sich Franziska Lakomy zuerst auf dem Rücken der Pferde.

Doch dann entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Leichtathletik. Im Alter von zehn Jahren fing sie mit dem Hochsprung an. „Ich wollte einmal so werden wie Heike Henkel, sie war mein großes Vorbild“, hatte die ehrgeizige Schülerin die sportliche Messlatte für sich ziemlich hoch gelegt. Ihr Idol wurde Anfang der 1990er Jahre immerhin Europa- und Weltmeisterin sowie 1992 auch Olympiasiegerin in Barcelona.

Auch die Karriere von Franziska Lakomy begann vielversprechend. Mit zwölf war sie schon Landesmeisterin ihrer Altersklasse im Hochsprung. Bald darauf stieg das talentierte Mädchen zum Mehrkampf um. Mit Erfolg. Sie wurde Landesmeisterin und 1998 sogar deutsche Jugendmeisterin im Mehrkampf in Laage.

Teil des "Team Eisleben" 

Damals entstand beim SSV die Vision von einer „Sportstadt Eisleben“. Es sollte eine Sportfördergruppe gegründet werden, die als „Team Eisleben“ den Namen der Lutherstadt in die Arenen der Welt trägt. Fünf Unternehmer aus der Region unterstützten die Idee. Neben Franziska Lakomy trainierten dort weitere erfolgreiche Talente wie Anne Matuschek, Franziska Ehrig, Franziska Golm, Susann Rehschuh, Anke Richter, Christopher Graul und auch Norman Müller.

Er sollte nach der Jahrtausendwende mit 8 295 Punkten und zwei WM-Teilnahmen in Osaka und Berlin einer der besten deutschen Zehnkämpfer werden. Der mehrfache „Sportler des Jahres“ im Mansfelder Land wechselte dann allerdings, wie seine zwei Jahre ältere Mehrkampf-Kollegin, nach Halle, als das Eisleber Sport-Projekt scheiterte.

Beide begaben sich dort unter die Fittiche von Wolfgang Kühne, der heute solche Asse wie Zehnkämpfer Rico Freimuth und Hürden-Sprinterin Cindy Roleder betreut. Anfangs ging die Formkurve der Eisleberin noch nach oben. Sie wurde Vize-Jugendmeisterin.  Und 2001, ein Jahr vor ihrem Abitur an der Sportschule, erreichte sie den vierten Platz im Siebenkampf bei der Junioren-EM.

Doch ihre Leistungen gerieten ins Stocken. Ausgerechnet der Hochsprung war plötzlich ihre schwächste Disziplin. „Ich habe mir selber zu viel Druck gemacht und hatte Angst zu versagen“, hat sie im Nachhinein einen Grund für die Stagnation ausgemacht. Damals begann sie auch mit dem Medizin-Studium. Sie sollte eines Tages die Praxis ihres Vaters übernehmen. Als sie sportlich nicht vorankam, entschließt sich Franziska Lakomy in die USA zu gehen.

Schluss nach Verletzungen

An einer Universität in Dalles (Texas) machte sie ihren Bachelor in Psychologie. Dort konnte sie zwar Sport und Studium besser unter einen Hut bringen, doch ihre Leistungen blieben schwankend. „Meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt“, räumt die einstige Sportlerin ein. Als sie auch noch von Verletzungen geplagt wurde, zog die Eisleberin im Jahr 2004 einen Schlussstrich.

Sie beendete ihre Karriere und hakte das Kapitel Leichtathletik für sich ab. Franziska Lakomy widmete sich ihrem Zahnarzt-Studium, wurde zweifache Mutter und schaffte sich in Bad Lauchstädt mit ihrem Partner ein neues Zuhause. Erst durch ihre Kinder, eine achtjährige Tochter und einen neunjährigen Sohn, kommt sie wieder zur Leichtathletik zurück.

Ähnlich wie in ihrer Kindheit sollen sich ihre Sprösslinge sportlich betätigen. „Alles, nur nicht Fußball“, lautet die Vorgabe. Und so hat sie ihre Kinder in einem Wurf- und Laufteam eines Vereins angemeldet, „der mich an meine Eisleber Zeiten erinnert.“ Inzwischen trainiert sie dort selbst einmal in der Woche Jugendliche.

Die Verbindung ins Mansfelder Land, wo sie ihre ersten sportlichen Schritte unternahm, ist nie abgerissen. Schon wegen der weit verzweigten Verwandtschaft, die dort lebt. Und wegen ihrer Patienten, von denen auch einige aus dem Landkreis mit den markanten Halden kommen. (mz)

Die deutsche Jugendmeisterin im Siebenkampf von 1998, Franziska Lakomy (links) vom SSV Eisleben, bei einem Hürdenlauf.
Die deutsche Jugendmeisterin im Siebenkampf von 1998, Franziska Lakomy (links) vom SSV Eisleben, bei einem Hürdenlauf.
Burghard Lakomy
Franziskas Vater, Burghard Lakomy, während der Mediziner-WM 1995 in Irland.
Franziskas Vater, Burghard Lakomy, während der Mediziner-WM 1995 in Irland.
Lakomy