Foto Thun in Eisleben Foto Thun in Eisleben: Das nächste Geschäft in der Innenstadt schließt

Eisleben - Der Einzelhandel in der Eisleber Innenstadt erlebt einen weiteren Rückschlag. Ende Februar schließt mit Foto Thun erneut ein Geschäft am Markt. Einen Nachmieter gibt es laut den Hauseigentümern bislang nicht. Erst vor kurzem war bekanntgeworden, dass die Musikalienhandlung Bieling und Richter im Februar schließt - nach 139 Jahren. Zu befürchten ist damit, dass sich der bereits erhebliche Leerstand von Geschäften am Markt und in der Sangerhäuser Straße weiter ausbreiten könnte.
Thun zieht sich komplett aus Einzelhandel zurück
„Die Einzelhandelsstruktur ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt Peter Thun, Geschäftsführer der Foto Thun GmbH. Vor allem in den kleineren Städten werde es immer schwieriger für die Händler. „Ich sehe da auch keine Trendwende“, so der 53-jährige Fotografenmeister zur MZ. „Bei uns hat sich diese Entwicklung seit mehreren Jahren immer deutlicher abgezeichnet.“ Deshalb zieht sich die Firma komplett aus dem Einzelhandel zurück. „Wir haben als Studio und Labor angefangen und sind nun wieder ein Labor und Studio.“
Seine Eltern Werner und Doris Thun, die bis heute als Seniorchefin in der Firma arbeitet, hatten 1956 in der Bahnhofstraße 26 ein Fotoatelier mit Labor gegründet. Das Besondere: „Es war ein Tageslicht-Atelier im Dachgeschoss mit einer verglasten Decke.“ Zwei Jahre später zogen Thuns mit dem Studio und dem Labor in das Nachbarhaus, wo der Betrieb dann mehr als 50 Jahre ansässig war.
Nach der Wende stieg Foto Thun in den Handel mit Fotoapparaten und Zubehör ein. Zunächst am Eisleber Markt 53 (später 44, zuletzt 52). Im Laufe der Jahre kamen Filialen in Sangerhausen, Halle-Neustadt, Magdeburg, Erfurt und Gotha dazu. „Es war eine gute Zeit“, so Thun. „Das Umfeld hat gepasst, und die Leute sind zum Einkaufen in die Innenstädte gekommen.“ Doch die Konkurrenz durch die großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese und vor allem durch das Internet mache den Einzelhändlern das Leben immer schwerer.
Deshalb hat die Firma bereits einige Filialen aufgegeben. Auch aus Sangerhausen zieht sich Foto Thun Ende Februar zurück; die dortige Mitarbeiterin hat laut Thun aber Interesse, das Fotostudio in einem kleineren Laden weiterzuführen. „Wir unterstützen das“, so der Geschäftsführer. Auch die Filiale in Halle-Neustadt werde voraussichtlich im Sommer geschlossen.
Internet als Chance für die eigene Firma genutzt
Dass das Internet nicht nur eine Bedrohung ist, sondern auch eine Chance sein kann, hat Thun schon frühzeitig erkannt. „Wir haben 1996 unseren ersten Internet-Shop eröffnet.“ Während damals noch der Handel im Vordergrund stand, bietet Foto Thun heute über die Seite www.digitalfotoversand.de Fotoprodukte von einfachen Abzügen über Karten und Poster bis zu Leinwänden, Wandbildern und hochwertigen Fotobüchern an.
In einem früheren Supermarkt in der Raismeser Straße, wo die Firma seit mehr als zwei Jahren ihren Sitz hat, stehen mehrere Spezialmaschinen, mit denen auch Produkte in professioneller Qualität gefertigt werden können. So hat Foto Thun unter anderem schon für einen großen deutschen Autokonzern und für einen japanischen Hersteller von Fotoapparaten hochklassige Werbebücher gefertigt. „Wir machen aber auch ganz normale Fotobücher“, sagt Thun. Die Kunden können ihr Produkt zu Hause an ihrem Computer gestalten. „Das Designprogramm haben wir selbst entwickelt.“ (mz)
