Feindestillerie "Am Süßen See" Feindestillerie "Am Süßen See" : Per Zufall zum Edel-Whisky

Langenbogen/Seeburg - Ein süßer, malziger Duft liegt in der Luft. Gerhard Büchner steht inmitten eines Konstrukts aus silbernen Armaturen, kupfer- und aluminiumfarbenen Behältern. Er hält ein Glas mit einer Flüssigkeit in der Hand. Behutsam schwenkt er es, riecht an der Flüssigkeit, schwenkt das Glas erneut und hält es dann gegen das Licht. Der bernsteinfarbene Inhalt darin leuchtet. Ebenso wie Büchners Augen in diesem Moment. „Wenn man sich mit Whisky auseinandersetzt, kann man die verschiedenen Nuancen wahrnehmen“, sagt Büchner. Vor allem im Geschmack gebe es davon unwahrscheinlich viele, ergänzt er. Büchner muss es wissen. Immerhin produziert er auf seinem Grundstück in Langenbogen (Saalekreis) seit fünf Jahren seinen eigenen Whisky. Unter dem Namen „Salzatal Whisky“ ist dieser bisher in vier Sorten und zwei Likör-Varianten erschienen. Doch zur Herstellung des schottischen Nationalgetränks kam der 67-Jährige eher zufällig.
Anfänge mit Kirschwasser und Apfelbrand
Angefangen hat alles mit einem Zeitungsartikel. Auf einer Reise in Südtirol las Büchner darin über Brenntechniken und wie man eine Brennerei betreibt. „Ich habe mir schon damals Gedanken gemacht, warum es das eigentlich bei uns in der Region nicht gibt“, sagt er.
Wieder zu Hause nahm er das Projekt „eigene Brennerei“ in Angriff und eröffnete zwei Jahre später, 2010, seine Feindestillerie „Am Süßen See“. Dabei fing Büchner, der bis dato als selbstständiger Bauunternehmer tätig war, mit Obstbränden an. Kirschwasser und Apfelbrand flossen zuerst durch die Kessel und waren auch für die Namensgebung mit verantwortlich. Denn das Obst, das Büchner verwendet, stammt vom Anbaugebiet am Süßen See bei Seeburg. „Mir ist es wichtig, dass ich die Region stärke“, sagt er.
„Salzatal Whisky“ kommt gut an
Schnell knüpfte Büchner im ersten Jahr seines Wirkens auch Kontakt mit anderen Brennereien, ließ seine Obstbrände probieren. „Die kamen gut an. Man ermutigte mich weiterzumachen“, sagt er rückblickend. Und nicht nur das. Mit der Malzfabrik in Landsberg fand er einen weiteren Kontakt und regionalen Lieferanten, der ihm einen wichtigen Bestandteil für die eigene Whiskyproduktion bescherte - dem Gerstenmalz. „Ich war experimentierfreudig, wollte es einfach mal ausprobieren“, sagt Büchner. Drei Jahre später füllte er die ersten Flaschen dann ab und der „Salzatal Whisky“ war geboren. Mittlerweile hat sich das „Experiment“ zu seinem Hauptgeschäft ausgeweitet. Rund 20.000 Flaschen an verschiedenen Spirituosen verkauft Büchner pro Jahr. Neben Obstbränden, Gin, Rum und auch Balsamico macht der Whisky dabei rund 40 bis 50 Prozent des Umsatzes aus.
„Dieser hat eine unwahrscheinliche Lobby in Deutschland. Deswegen möchte ich das Feld noch weiter ausbauen“, sagt Büchner. In diesem Jahr werde er eine besondere Whiskyedition abfüllen: ein Single Malt, der acht Jahre gereift ist und eine sogenannte Fassstärke von etwa 55 Volumenprozent Alkoholgehalt haben wird, schwärmt der Experte.
Kein Ende in Sicht
Aber auch Fruchtweine haben es Büchner aktuell angetan. Sauerkirschen, Äpfel und Aprikosen sind in den Fässern gelandet und sollen im Herbst als Wein abgefüllt werden. Natürlich stammen auch hier die Früchte alle aus der Region und „bei den Äpfeln nehme ich zum Beispiel meine Lieblingssorte: Gala-Äpfel“. Denn Büchner verarbeitet und produziert nur, was ihm selbst schmeckt, beteuert er.
Ideen, was man so alles brennen könne, habe er noch viele. Ans Aufhören denkt der 67-Jährige deshalb noch lange nicht. „Ich würde das auf jeden Fall noch machen, bis ich 80 bin, oder sogar länger“, sagt er und lacht. Wobei er schon insgeheim auf die nächsten Generationen in seiner Familie blickt. Während seine Kinder selbst schon mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen, hofft er in seinen Enkeltöchtern irgendwann eine Nachfolgerin zu finden. Denn vor allem Whisky habe er mittlerweile schon so viel produziert, „den schaffe ich selbst zu Lebzeiten nicht zu verkaufen“. (mz)


