Fassbrause mit Geheimrezept
eisleben/MZ. - In großen 50-Liter-Fässern hat Wolfgang Berger die Brause herangeschafft. Woher sie kommt, will er nicht verraten. "Es ist eine ganz kleine Brauerei mit fünf Mitarbeitern, die ihre Firma über die Wende gerettet haben", sagt der Mahlower, der mit seiner Frau Gitti und den österreichischen Spezialitäten das zehnte Jahr auf der Eisleber Wiese steht.
Obwohl das mit dem zehnten Jahr so nicht ganz stimmt. "Wir haben früher beim Staatszirkus der DDR, Abteilung Volksfeste, gearbeitet und waren mit einem Twister hier. Nach der Wende mussten wir uns was Neues suchen", so Berger.
Fest erfahren waren sie also, die Bergers, doch auf der Gastronomieschiene betraten sie Neuland. Woher die Idee mit Spezialitäten aus em Alpenland kam, erklärt Berger so. "Wir haben Verwandte in Salzburg, die in einer großen Bauerei arbeiten. Da haben wir gedacht, bringen wir doch etwas von dem dortigen Flair einfach mit zurück." Seit 23 Jahren nunmehr reisen Berger und seine Frau Gitti durch die Lande. Rund 20 000 Kilometer kommen da von Ende März bis zum 27. Dezember zusammen. Und die Eisleber Wiese ist seit zehn Jahren wieder einer der Fixpunkte unter den 30 Festen zwischen Rügen, Tangermünde, Havelberg und Potsdamer Weihnachtsmarkt als Jahresabschluss. "Dann ist erst mal Pause. Da machen wir Urlaub und anschließend bereiten wir uns auf die nächste Saison vor." Dazu gehört auch eine Bestandsaufnahme. Denn bei den Bergers werden die Speisen noch auf Porzellangeschirr serviert. Besonders ältere Gäste würden darauf Wert legen.
Und während die Bergers mit ihrer Tochter Katharina im heimischen Mahlow bei Potsdam neue Kräfte sammeln, macht Maik Sobothe nach dem 27. Dezember Heimaturlaub in Schmalzerode. Tischler hat er gelernt, war beim Bund, machte danach eine Ausbildung zum Physiotherapeuten, arbeitete als Altenpfleger. Und hat als Aushilfskraft in der Gastronomie gearbeitet. Und zur Frühlingswiese hat es gefunkt. Denn die Bergers suchen sich vor Ort immer Unterstützung. "Und mit dem Maik, das hat gepasst", sagt Berger. Ja, es mache Spaß, mit von Fest zu Fest zu ziehen. "Aber jetzt wieder hier zu sein, das hat natürlich einen besonderen Reiz", so Sobothe.
Was den Reiz der Eisleber Wiese ausmacht, beschreibt Berger so: "Es ist die Vielfalt der Angebote." Auch die der gastronomischen. "Ehe die Festbesucher hier sind, haben sie ja schon so viel gesehen und gerochen. Und trotzdem kommen viele gezielt zu uns." Dabei gibt Berger zu, es am Anfang nicht leicht gehabt zu haben. Nicht nur hier. "Das war dann schon was Ungewöhnliches, Germknödel mit Mohnstreusel oder Wiener Kaiserschinkenbraten. Aber mittlerweile wird das angenommen." Und die Fassbrause, Geschmacksrichtung Himbeere, sowieso. Nein, das Rezept kenne auch er nicht. Aber er habe viel probiert. "Und das ist nun mal die beste", gibt sich Berger überzeugt. Und egal, wo die Bergers gerade auf einem Festplatz stehen, einmal in der Woche macht sich Wolfgang Berger auf Richtung Mahlow. Nachschub holen. Denn die Ware komme immer von den gleichen Lieferanten. Das sei eines der Erfolgsgeheimnisse. Neben der Geschäftsidee und dem nicht kalkulierbarem Faktor Wetter. "Wenn es drei Tage regnet, kommen natürlich weniger Gäste." Aber: "Wenn du immer beim gleichen Lieferanten kaufst, kannst du mit ihm auch anders über Preise verhandeln", so Berger. Und das wiege den verfahrenen Sprit am Schluss wieder auf.
Am Donnerstag wurde noch fleißig geputzt, damit am Freitag alles blitzt und blinkt. Einen Tag dauert es, bis das Geschäft steht. Das Abbauen wird in knapp sechs Stunden bewerkstelligt. Dieses Jahr bleiben die Bergers noch ein wenig. "Wir haben die Verlängerung bekommen für die kleine Wiese." Und im Frühjahr sind Bergers auch wieder her. Da, wo für Maik Sobothe alles begann.