Keine Notdurft möglich Eisleben: Toiletten am Marktberg, Malzscheune und Klosterplatz geschlossen

Eisleben - Es war ein Versuch. Nachdem die Stadt Eisleben dem bisherigen Betreiber der Marktberg-Toilette, Martin Klois, kurzfristig gekündigt hatte, sollte die WC-Anlage wenigstens an den Markttagen geöffnet sein - ohne Betreuung durch Personal. „Wir hatten auf die Vernunft der Besucher gehofft“, so Bürgermeister Carsten Staub (parteilos). Doch die Hoffnung hat sich nicht erfüllt.
Sowohl nach dem Blumenmarkt am Samstag, als auch nach dem Markttag am Dienstag waren die Toiletten stark verunreinigt und auch mit Klopapier verstopft. „Wir können es nicht riskieren, die Anlage weiter zu öffnen. Gerade in der Pandemie-Zeit“, so Staub. Deshalb bleibe die Marktberg-Toilette vorerst geschlossen. „Im Notfall können Bürger die Toiletten im Rathaus nutzen.“
Eisleben: Toilette am Markt bleibt vorerst geschlossen
Grund für die Kündigung des Pachtvertrags mit dem 53-jährigen Klois ist ein Ermittlungsverfahren des Hauptzollamts Magdeburg gegen die Lutherstadt Eisleben. Dabei geht es nach MZ-Informationen um den Vorwurf der Scheinselbstständigkeit. Nach Auffassung des Zolls war Klois nicht als selbstständiger Unternehmer tätig, sondern wie ein bei der Stadt angestellter Arbeitnehmer. Der Eisleber hatte die WC-Anlage seit 2011 betrieben.
Laut Bürgermeister Staub sei der Vertrag gekündigt worden, um möglichen weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden. Dass es sich um eine Scheinselbstständigkeit handeln könnte, sei der Stadtverwaltung nicht bewusst gewesen. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, könnten auf die Stadt Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuern zukommen.
Geschlossene WC-Anlagen: Stadt muss Lösung finden
Nicht nur für die Marktberg-Toilette, sondern auch für die in der Malzscheune und am Klosterplatz muss die Stadt jetzt eine Lösung finden. Die Anlage in der Malzscheune hatten die Gastronomen Sven Schmidt und Ramona Stäuber betrieben, die sich dort mittlerweile zurückgezogen haben. Die Toilette am Klosterplatz sei schon länger geschlossen, so der Bürgermeister. Der Vertrag mit der Betreiberin sei ausgelaufen.
Staub hofft, dass sich die Situation etwas entspannt, wenn die Restaurants wieder öffnen dürfen. „Das ist meiner Meinung nach sowieso die beste Variante, dass gegen ein Entgelt Toiletten in Gaststätten genutzt werden können.“ Er wisse aber, dass es da Vorbehalte bei Gastronomen gebe. Öffentliche WC-Anlagen seien dagegen immer problematisch, so Staub, der unter anderem auf Vandalismus hinweist. „Das ist in allen Städten so.“ Für die Lutherstadt sei es finanziell nicht zu leisten, mit eigenem Personal eine Toilette zu betreiben. Deshalb favorisiere er für die drei Anlagen in Eisleben eine technische Lösung, so wie im Seegebiet oder in Sangerhausen. (mz)