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Eisleben Eisleben: Portal-Puzzle mit über 40 Teilen

Von Daniela Kainz 12.09.2012, 15:31

Eisleben/MZ. - Hans-Jörg Wietecki kann den Blick nicht abwenden. "Hier sind Generationen ein und aus gegangen", sagt der Lutherstädter und fotografiert, was ihn so sehr beeindruckt. Das Portal des alten Eisleber Krankenhausgebäudes mit der Inschrift "Hoffe und genese" wird mit großem technischen Aufwand Stück für Stück abgetragen. "Durch diese Tür sind wir oft mit unseren Kindern gegangen. In dem Haus war die Kinderklinik", erinnert sich der Heimatfreund.

Mit der Herauslösung des Portals ist seit Mittwoch eine wichtige Etappe beim Abriss des seit längerem leerstehenden Klinkerbaus erreicht. Mit den Arbeiten wird Baufreiheit für das neue Geriatrische Zentrum Mansfeld-Südharz (Altersheilkunde) der Helios-Klinik Eisleben geschaffen.

Umfangreiche Vorbereitungen waren dafür notwendig. Zuvor musste unter anderem die Genehmigung des Denkmalschutzes eingeholt werden. Das Portal des alten Gebäudes soll später in den Klinikneubau integriert werden.

Bis es so weit ist, liegt noch viel Arbeit vor den Spezialisten um Olaf Wenzke von den Werkstätten für Denkmalpflege Quedlinburg. Die drei Männer zerlegen derzeit das Portal in mehr als 40 Einzelteile. Das mächtigste ist 1,5 Tonnen schwer. Hilfreich zur Seite steht ihnen Baggerfahrer Andreas Müller von der Abbruchfirma Profil aus Helbra. Mit seiner Technik löst er beispielsweise einen Eisenträger, der noch im Sandstein-Portal verankert ist. Das schwere Bauteil wirkt wie ein Streichholz, als es vom Greifarm gefasst wird, über die Baustelle schwebt und im bereitgestellten Container entsorgt wird. Auch Mauerreste hinter dem Eingang, die noch nicht abgerissen wurden, entfernt der Bagger scheinbar mühelos. Müller, der in der Kabine sitzt, leistet Maßarbeit. Das weiß der Mann von der Denkmalpflege zu schätzen. "Die Zusammenarbeit verläuft reibungslos", lobt Wenzke.

Das Geschick des Baggerfahrers ist auch Christoph Rühlemann von der Eisleber ITS-Firma, die die Bauleitung für den Abriss übernommen hat, nicht entgangen. "Er hat Berufserfahrung. Das ist nicht zu übersehen", sagt er. Seit Anfang August wird das alte Krankenhausgebäude abgerissen. "Der Westflügel ist bis zur Hälfte weg, jetzt geht es mit dem Mittelteil des Gebäudes weiter", so Bauleiter Rühlemann. Nach seinen Schätzungen werden die Abrissarbeiten noch bis Oktober dauern. In dieser Zeit fahren ihm zufolge drei Lkw vier bis fünf Mal am Tag jeweils 25 Tonnen Bauschutt ab.

Damit das Gesteinspuzzle vom Klinik-Portal nach seiner Aufarbeitung später wieder originalgetreu zusammengesetzt werden kann, nummeriert Handwerker Wenzke die Stücke vor ihrem Abtransport in die Quedlinburger Werkstätten. Für den Hobbyfotografen Wietecki ist es eine gute Nachricht, dass das Portal nicht dem Erdboden gleich gemacht wird, sondern erhalten bleibt: "Es gehört zum Krankenhaus und der Eisleber Oberstadt."

Das neue Geriatrie-Zentrum, das künftig an der Stelle des alten Klinkerbaus stehen wird, soll zweigeschossig werden. Die Fertigstellung des rund 6,3 Millionen Euro teuren Baus, der zu 100 Prozent vom Land gefördert wird, ist für das nächste Jahr vorgesehen.