Eisleben Eisleben: Munterer Schlagabtausch der OB-Kandidaten
eisleben/MZ. - Wenn das Interesse am MZ-Forum ein Omen für die Eisleber Oberbürgermeisterwahl am kommenden Sonntag sein sollte, muss einem um die Wahlbeteiligung nicht bange sein. Denn das Foyer der Landesbühne war am Freitagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Und die Besucher erlebten ein munteres Rededuell zwischen der Amtsinhaberin Jutta Fischer (parteilos), die von der SPD nominiert worden ist, und ihrem Herausforderer, dem CDU-Stadtrat Thomas Fischer. MZ-Lokalchef Wolfram Bahn, der die Veranstaltung moderierte, nahm zur Eröffnung auf den Wahlaufruf des Alleinunterhalters Jost Naumann Bezug. Auch das MZ-Forum solle dazu beitragen, vielleicht noch einige Leute mehr an die Urnen zu holen, als beim ersten Wahlgang.
City-Center und Einbahnstraßen
Ein zentrales Thema kam gleich zu Beginn auf den Tisch: die Unzufriedenheit vieler Bürger mit der Entwicklung Eislebens. Auf die Frage an die Amtsinhaberin, warum die "tolle Bilanz" auf ihrer Internet-Seite offenbar von vielen Bürgern nicht wahrgenommen werde, sagte Jutta Fischer: "Was auf der Homepage steht, stimmt." Allerdings hätten viele Menschen "das Alte vergessen und sehen nicht mehr, was sich positiv verändert hat".
Wie lässt sich da neue Aufbruchstimmung erzeugen? "Das ist ein sehr komplexes Thema", sagte Thomas Fischer. Ein wichtiger Punkt sei die Belebung der Innenstadt, zum Beispiel durch Kurzzeitparken. Die amtierende OB wies freilich darauf hin, dass das Parken in der Fußgängerzone wegen der eingesetzten Fördermittel nicht möglich sei. "Und die Belebung hängt vor allem davon ab, ob wir alle in der Innenstadt einkaufen." Ihr Konkurrent sagte, dass Händler mit hochwertigen Produkten "wenig Chancen" in Eisleben hätten, wie sich zum Beispiel am Großen HO zeige. Einem neuen Einkaufszentrum auf dem City-Center-Gelände erteilten beide Kandidaten eine klare Absage. "Das Kaufland hätte dort gebaut werden müssen", sagte Jutta Fischer. Heute sei dort kein Einzelhandel mehr nötig. "Wir haben Verhandlungen mit Investoren geführt, aber die Kaufkraft reicht in Eisleben einfach nicht aus." Thomas Fischer sagte, es gebe jetzt ein Konzept für eine Wohnbebauung. Dies werde auch die Innenstadt beleben. Einig sind sich die Kandidaten außerdem, was die schnellstmögliche Aufhebung des Einbahnstraßensystems betrifft.
Noch Reserven bei Festen
"Mit Angeboten wie dem Advent in Luthers Höfen lassen sich Leute in die Stadt locken", so Moderator Bahn. "Warum kommen solche Ideen vom Händlerstammtisch und nicht von der Stadt?" Die Stadt, so die OB, beteilige sich ja am Advent in Luthers Höfen. Sie räumte ein, dass es noch Reserven gebe, was größere Ereignisse betrifft. Auch Thomas Fischer sieht noch "Potenzial zwischen der Reforma und der Wiese". Er kritisierte das jüngste Fest zu Luthers Geburtstag. "Das war kein Highlight. Gucken Sie mal, was zum Reformationstag in Wittenberg los ist." Auch über die Probleme bei der Vorbereitung des diesjährigen Zuckertütenfestes hätte man im Vorfeld reden müssen, so Thomas Fischer. Das Fest wäre fast ausgefallen, wenn nicht die Vereine in die Bresche gesprungen wären.
OB weist Vorwürfe zurück
Heftige Vorwürfe richtete der CDU-Kandidat an die Rathauschefin zu ihrem Umgang mit ihren Mitarbeitern. "Sie ist eine Rechnungsprüferin. Das merkt man daran, dass sie alles kontrollieren will", so Thomas Fischer. "Über der Verwaltung schwebt Misstrauen. Das habe ich von vielen Mitarbeitern gehört." Falls er gewählt werde, wolle er im Rathaus mehr "Team- und Projektarbeit" einführen. Die OB wies die Kritik zurück. "Ich habe ein Team, mit dem ich arbeiten kann. Da wird auch vieles schlechtgeredet." Wobei es natürlich noch Reserven gebe. "Ich versuche aber immer, die Probleme anzugehen." Sie habe auch "viel Kontakt zu Bürgern". "Die Rathaustür ist immer offen." Warum fühlen sich die Bürger dann oft zu wenig über Vorhaben informiert? "Die Pläne werden ja im Rathaus ausgelegt. Aber das wird von den Bürgern meistens nicht genutzt", so Jutta Fischer. Woraufhin der MZ-Lokalchef anregte, das Rathaus könne ja auch einmal zu den Bürgern gehen.
Unterstützung für Jugendparlament
Einen Schlagabtausch lieferten sich Florian Mydlak, der neue Kreisschülersprecher, und der CDU-Kandidat. Der Schüler des Luther-Gymnasiums hatte zunächst berichtet, dass auch in Eisleben ein Jugendparlament geplant sei - wie es in Hettstedt bereits existiert. Beide Kandidaten erklärten, ein Jugendparlament zu unterstützen. Mydlak warf dann Thomas Fischer vor, er habe vor kurzem die Katharinenschule besucht, obwohl dies laut Landesgesetz in den letzten vier Wochen vor der Wahl nicht gestattet sei. Fischer erwiderte, er habe auf Einladung von Sozialkundelehrern einen 15-minütigen Kurzvortrag über das Wahlrecht gehalten und sei dann wieder gegangen. Als Mydlak darauf beharrte, dies sei ein Verstoß gegen das Gesetz gewesen, sagte Fischer, dann solle er ihn doch verklagen. Wie Mydlak danach sagte, sei er "entsetzt über dieses Verhalten eines Kandidaten". Er werde mit dem Stadtwahlleiter darüber sprechen.
Kritik an Steuererhöhungen
"Die Ortsteile sind zu kurz gekommen", sagte der Hederslebener Ortsbürgermeister Lars Jennert. Nun sollten auch noch die Steuern erhöht werden. "Wir kommen nicht um Steuererhöhungen herum", sagte Thomas Fischer. "Wir sollten aber nicht über den Landesdurchschnitt gehen." Grundsätzlich verwies er auf die geltenden Gebietsänderungsverträge. Nach Ansicht von Jutta Fischer profitierten die Ortschaften von der Gebietsreform. Man könne aber nicht alle Einrichtungen halten. Jeder müsse ein Stück zurück treten. "Ich sehe aber nicht nur Unzufriedenheit in den Ortsteilen." Dort habe sich auch viel getan.
Verbrennverbot soll bleiben
Frank Heinrich aus Helfta nutzte die Gelegenheit, die Kandidaten zu einem aktuellen Thema zu befragen: "Wie stehen Sie zur Verbrennordnung?" Die OB antwortete, sie sei für das Beibehalten des Verbrennverbots. Derzeit würden dazu die Meinungen in den Ortsteilen eingeholt. Die Stadt werde dann einen Beschluss fassen. Auch Thomas Fischer sagte, er sei nicht für eine Änderung. Er empfahl den Besuchern des Forums: "Wenn Sie Anregungen zu dem Thema haben, gehen Sie zu Ihren Stadträten."