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Völlig entkräftet Eisleben: Kranke Hündin einfach ausgesetzt - Versorgung durch das Tierheim

Von Jörg Müller 28.06.2020, 12:00
Tierärztin Aniko Czetö in Röblingen behandelt die schwer kranke Hündin „Lotta“ derzeit in ihrer Praxis.
Tierärztin Aniko Czetö in Röblingen behandelt die schwer kranke Hündin „Lotta“ derzeit in ihrer Praxis. Jürgen Lukaschek

Eisleben/Röblingen - „Das ist einfach nur verwerflich“, sagt Andreas Stude. „Ich habe ja schon viel erlebt, aber dass ein krankes Tier auf diese Art entsorgt wird, das ist außergewöhnlich.“ Stude ist Vorsitzender des Vereins Tierheim „Am Sandgraben“ in Eisleben.

Der Verein hat seit Mittwoch eine Dackel-Hündin in Pflege, die mit einer schweren Erkrankung und völlig entkräftet auf einem Gartengrundstück Am Hohlweg gefunden worden ist. Derzeit wird „Lotta“, wie der Verein das Tier getauft hat, in der Praxis von Aniko Czetö in Röblingen behandelt. Mittlerweile hat sich ihr Zustand etwas stabilisiert.

Hund auf Gartengrundstück "Am Hohlweg" in Eisleben abgelegt

Gefunden hat Hartmut Görnig das Tier. „Als ich am Mittwochnachmittag in den Garten kam, kam mir plötzlich der Hund entgegen“, erzählt er. „Er sah nicht gut aus, war schon sehr schwach.“ Von allein könne das Tier nicht auf das umzäunte Grundstück gelangt sein, sagt Görnig. Er vermutet, dass der Besitzer vielleicht die Behandlungskosten nicht zahlen konnte oder wollte und den Hund deshalb ausgesetzt hat. „Wir haben selbst einen Hund. Vielleicht hat derjenige das gesehen und das Tier deshalb hier abgelegt.“

Nach einigen Telefonaten - mit einem Tierarzt, dem Ordnungsamt, der Feuerwehr - habe er schließlich Andreas Stude angerufen, den er privat kenne. „Es ist ja immer die Frage, wer für die Behandlungskosten aufkommt“, so Görnig. „Es ist traurig, dass es für solche Fälle keine Möglichkeiten gibt.“ „Einem verletzten Tier dürfen wir erst einmal immer helfen“, sagt Vereinsvorsitzender Stude. „Das ist rechtlich geregelt.“ Für die Unterbringung eines Fundtiers zahle die Stadt einen festen Betrag.

Zustand von Lotta erlaubt noch keine Operation

Für eine größere Behandlung mit einer Operation, wie sie bei Lotta notwendig sei, reiche das aber nicht. Deshalb sammelt der Verein Spenden für Lotta. Stude stellt aber klar, dass sie auf jeden Fall operiert werde, wenn es ihr Zustand erlaube. Am Geld werde das nicht scheitern.

Laut Tierärztin Czetö leidet die Hündin an Tumoren, die sich bereits geöffnet hatten. „Sie hat viel Blut verloren.“ In den Wunden hat sie Fliegeneier gefunden, Maden seien aber noch nicht geschlüpft gewesen. Czetö hat die Hündin zunächst an einen Tropf gelegt und mit Antibiotika behandelt. Langsam verbessere sich ihr Zustand. „Sie hebt schon wieder etwas den Kopf“, so Czetö. „Sie ist aber noch lange nicht über den Berg.“ An eine Operation sei derzeit noch nicht zu denken. „Aber wenn es weiter so voran geht, kann sie es schaffen.“ Dass ein krankes Tier, das auch offensichtliche Schmerzen hat, einfach so entsorgt werde, sei „Tierquälerei“. „Ich verstehe nicht, wie man so etwas übers Herz bringt.“ (mz)