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Bankenhochzeit Eisleben / Halle: Fusion der Volksbanken und Auswirkungen auf den Kunden

Von Dirk Skrzypczak 05.06.2020, 12:30
Der Vorstand der Volksbank Halle hat nun drei Mitglieder: Sascha Gläßer (links), Jan Röder (Dritter von links) und Thomas Kaul (rechts). Detlef Kommischke (Zweiter von links), 30 Jahre Vorstand in Eisleben, scheidet Ende des Jahres aus Altersgründen aus.
Der Vorstand der Volksbank Halle hat nun drei Mitglieder: Sascha Gläßer (links), Jan Röder (Dritter von links) und Thomas Kaul (rechts). Detlef Kommischke (Zweiter von links), 30 Jahre Vorstand in Eisleben, scheidet Ende des Jahres aus Altersgründen aus. Silvio Kison

Eisleben/Halle - Die Fusion der Volksbank Halle mit der Volks- und Raiffeisenbank Eisleben ist für beide Kreditinstitute ein Ritt auf der Rasierklinge gewesen. Angesichts der Corona-Beschränkungen war es lange Zeit unklar, ob die wichtigen Abstimmungen der Generalversammlung in Eisleben sowie der Vertreterversammlung in Halle überhaupt rechtzeitig stattfinden würden.

„Das war eine enge Nummer. Selbst eine Woche Verzögerung hätten wir uns nicht leisten können“, sagte am Donnerstag der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Halle, Sascha Gläßer, auf einer Pressekonferenz.

 
Die Fusion der Volksbanken. (Kamera: Attila Dabrowski, Schnitt: Attila Dabrowski)

Fusion der Volksbank Halle mit der Volks- und Raiffeisenbank Eisleben

Dort wurde noch einmal verkündet, was seit Mittwochabend offiziell ist: Beide Häuser verschmelzen. Es entsteht die größte Volksbank in Sachsen-Anhalt mit einer Bilanzsumme von über einer Milliarde Euro, 23 Filialen, 192 Mitarbeitern, fast 32.000 Gesellschaftern und 85.000 Kunden. In der Rekordzeit von sechs Monaten ging die Bankenhochzeit über die Bühne, getragen von 99 Prozent der Mitglieder auf der Generalversammlung in Eisleben und 100 Prozent ihrer Kollegen in Halle.

Davon sollen in erster Linie die Kunden profitieren. „Die Fusion machen wir nicht zum Selbstzweck. Wir wollen unserer Tradition treu und vor Ort verwurzelt bleiben. Natürlich geht es auch darum, Kosten zu senken“, sagte Gläßer. Man werde an den Filialen in den Geschäftsregionen Halle, Bad Bibra-Querfurt, Eisleben, Hettstedt, Saalekreis und Zeitz vorerst festhalten - trotz der Konkurrenz im eigenen Haus durch das Online-Banking. In kleineren Außenstellen werde man künftig verstärkt auf Beratungen setzen, um Standorte zu erhalten.

„Es ist ein Test. Ob das funktioniert, müssen wir sehen“

„Es ist ein Test. Ob das funktioniert, müssen wir sehen“, sagte Gläßer. Regional eigenständig werde es Marketingaktionen geben. Und auch die Erträge aus dem Gewinnsparen werde man in den Regionen an Vereine verteilen. Aus der Volks- und Raiffeisenbank Eisleben wird nun namentlich die Volksbank Eisleben, mit zwei Direktoren für das Privatkunden- und das Firmengeschäft. Die Verantwortung liegt aber ab sofort in Halle - die hiesige Volksbank nimmt die Bank aus dem Mansfelder Land auf.

„Niemand gibt gern seine Eigenständigkeit auf. Allerdings ist die Fusion alternativlos gewesen“, sagte Thomas Kaul, Vorstandsmitglied der Bank in Eisleben und nun auch - mit Jan Röder und Sascha Gläßer - im Flaggschiff der Volksbanken in Sachsen-Anhalt. Die Folgen der Niedrigzinsphase der Europäischen Zentralbank, die demografische Entwicklung (die Region verliere 20.000 Einwohner pro Jahr), neue Bestimmungen und die Digitalisierung: „Für eine kleine Bank mit 35 Mitarbeitern ist dieses Pensum nicht umsetzbar.“ 

Fusion soll Standorte stärken

Durch die Fusion würden die Standorte gestärkt. Gläßer schloss zudem nicht aus, dass es innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahre zu weiteren Fusionen kommen werde - und letztlich nur noch zwei große Volksbanken in Sachsen-Anhalt übrig bleiben könnten: Halle und Magdeburg.

Doch zunächst gilt die Kraft der Volksbank der Herausforderung, die die Corona-Krise vor allem für die lokale Wirtschaft mit sich bringt. 370 Anträge auf Stundungen von Krediten, Übergangs- oder Direkthilfen liegen alleine der Volksbank Halle vor, im Mansfelder Land sind es 35 bis 50.

„Derzeit sieht es so aus, als ob die Wirtschaft mit einem blauen Augen davonkommen könnte“, sagte Gläßer. Da die Folgen der Krise aber erst zeitversetzt spürbar werden, habe man wohl erst im Frühjahr 2021 das ganze Ausmaß vor Augen. „Nicht jede Firma wird es überstehen. So ehrlich müssen wir sein.“ (mz)