Eisleben Eisleben: Fischerstechen über neuen Oberbürgermeister

Eisleben/MZ. - Als es im Gartenlokal der Thälmann-Sparte am Sonntag auf 18 Uhr zugeht, wird Kathrin Gantz immer nervöser. Die Kandidatin der Linken für die Oberbürgermeisterwahl in Eisleben hofft insgeheim, vielleicht die Stichwahl zu erreichen. Doch schon nach der Auszählung der ersten Wahlbezirke tritt bei den Linken die Ernüchterung ein. Am Ende schafft ihre Bewerberin mit etwas mehr als 13 Prozent nicht einmal die "17 bis 21 Prozent", die Kreisvorsitzender Manfred Lüning als Ziel ausgegeben hat.
Auch bei "Deckerts" in der Oberstadt ist zu dieser Zeit vom anfänglichen Optimismus der CDU-Anhänger, die sich hier versammelt haben, um den Wahlausgang zu verfolgen, nicht mehr viel übrig geblieben. Sie hatten sich mehr ausgerechnet für ihren Kandidaten Thomas Fischer. Mit rund 31 Prozent der Stimmen hat der Volkstedter zwar weit besser abgeschnitten als der CDU-Kandidat vor sechs Jahren. "Aber ich hätte mir doch gewünscht, dass es knapper wird", räumte er gegenüber der MZ ein. Lediglich in Volkstedt und in Schmalzerode lag er vor der parteilosen Amtsinhaberin Jutta Fischer, die von der SPD wieder auf den Schild gehoben worden war. Aus Sicht ihres CDU-Herausforderers hat der Amtsbonus letztlich den Ausschlag für ihren klaren Wahlsieg gegeben. Insofern war er erstmal froh, in die Stichwahl gekommen zu sein, "wenngleich es dort schwierig wird zu gewinnen", sagte der 48-jährige Thomas Fischer. Zuversicht herrschte dagegen bei der SPD-Party im "Mansfelder Hof", wo bis zuletzt gehofft wurde, dass Jutta Fischer wie 2006 auf Anhieb der Sprung ins Rathaus gelingt. Unterm Strich fehlten ihr nicht mal 200 Stimmen, um das Husarenstück von damals zu wiederholen. Mit 48,3 Prozent der abgegebenen Stimmen ließ sie den anderen drei Mitbewerbern keine Chance. In 17 von 21 Wahllokalen lag die 59-jährige Diplom-Ökonomin vorn.
"Ich bin nicht enttäuscht, dass ich die absolute Mehrheit verfehlt habe", sagte sie der MZ. Sie freue sich vielmehr, dass so viele Bürger ihre bisherige Arbeit honoriert hätten. "Das ist ein Vertrauensbeweis, der mich auch optimistisch stimmt für die Stichwahl in vier Wochen", so die Amtsinhaberin.
Stefan Gebhardt, SPD-Fraktionschef im Stadtrat, wertete ihren Wahlerfolg als "Bestätigung ihrer bisherigen Arbeit". Auch Finanzminister Jens Bullerjahn, der abends noch von einer Kabinettssitzung aus Magdeburg nach Eisleben kam, war zufrieden. Jutta Fischer sei nicht die typische Politikerin, sagte er, doch sie sei ehrlich und das hätten die Wähler gespürt.
Einen Achtungserfolg konnte der parteilose Einzelbewerber Lars Jennert verbuchen. Er kam in seinem Heimatort Hedersleben auf fast 74 Prozent der Stimmen. Auch in Oberrißdorf gewann er mit über 41 Prozent.