Eisleben Eisleben: Cliquenzoff im Klassenraum
EISLEBEN/MZ. - Das Freie Theater "Kormoran" aus Hildesheim hat den Alltag im Raum 102 des Martin-Luther-Gymnasiums Eisleben auf den Kopf gestellt. Die Schauspielerinnen Elisa Priester und Svenja Wolff haben den Klassenraum auf besondere Weise erkundet. Sie gingen umher, streichelten Wände und verteilten Klebezettel auf Tische und Stühle. Alles bekam einen Stempel aufgedrückt. Dieses ungewöhnliche Szenarium gehört zu einem neuen Schulprojekt der Landesbühne in Eisleben, das sich um das heikle Thema "Zwischen den Stühlen. Cliquenwirtschaft im Klassenzimmer" dreht.
Die interaktive Aufführung, die am Donnerstag am Luther-Gymnasium seine Premiere erlebte, entstand in Zusammenarbeit mit dem Freien Theater. "Es ist das erste Mal, dass die Landesbühne bei einer Schulproduktion einen Kooperationspartner hat", sagte die Theaterpädagogin Julia Weingart. Sie hat das Stück gemeinsam mit den beiden Schauspielerinnen des Freien Theaters erarbeitet.
"Wir haben versucht, neue Wege zu beschreiten, und das Stück selbst produziert und interaktiv angelegt", erklärt die Theaterpädagogin. Vor allem die abrupten Szenenwechsel verdeutlichen dies. Eben noch auf ihren Wegen durch das Klassenzimmer, sitzen die Schauspielerinnen im nächsten Moment nebeneinander in der letzten Bank. In kurzen Anekdoten erzählen sie abwechselnd von Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen im Schulalltag. Am Ende brechen sie das gesamte Gefüge auf und fordern von den Zuschauern, selbst aktiv zu werden.
Stühle und Bänke werden verrückt, übereinander gestapelt und jeder bekommt die Gelegenheit, sich dorthin zu setzen, wo er schon immer sitzen wollte. Einige wählen den Schrank, andere nutzten die Gelegenheit, sich über Tische und Bänke zu lümmeln. Nach 45 Minuten endet die Aufführung. "Wir wollen damit natürlich in die Klassenräume", bekennt die Theaterpädagogin. "Die Lehrer bekommen von uns vorher eine kurze Einführung, bleiben aber selbst nur Beobachter und sollen das Erlebte später mit den Schülern aufarbeiten."
Aber auch die Zuschauer werden Teil der Expedition, müssen selbst kleben oder werden von anderen beklebt. Das kam - wie die Reaktion zeigte - bei den Schülern gut an.