Eisleben Eisleben: Bäcker verteidigt Mietvertrag
eisleben/MZ. - Bäckermeister Volker Müller aus Wimmelburg hat den Mietvertrag für seine Filiale im Bahnhof Eisleben mit Erfolg verteidigt. Die Bahn hatte ihm zwar wie allen Mietern gekündigt, doch dabei die vereinbarte Frist nicht eingehalten. Also holte er sich Rechtsbeistand und schaffte tatsächlich eine außergerichtliche Einigung. "Jetzt kann ich weitere zwei Jahre drin bleiben", freut sich der Meister und bekennt: "Das hatte ich nicht gedacht." Er habe jedenfalls seiner Anwältin nach dem Erfolg auf die Schulter geklopft.
Für die Reisenden läuft es hingegen weniger gut. Für sie wird nämlich die Bahnhofshalle mit Beginn des neuen Jahres geschlossen, weil "viele behördliche Auflagen eine umfassende Sanierung erfordern", deren Kosten für Bahn wirtschaftlich nicht vertretbar seien, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. "So sehr wir diesen Schritt bedauern, so wenig sehen wir aus kaufmännischen Überlegungen andere Optionen", schreibt die Bahn AG weiter unter Hinweis darauf, dass den Reisenden das Bahnsteigdach als Wetterschutz diene. Die Fahrkartenautomaten würden auf den Bahnsteig umgesetzt.
"Es ist nicht zu fassen", schüttelt Dagmar Flügel den Kopf. Eine 79-jährige Reisende reagiert traurig, ja niedergeschlagen. "Das ist nicht in Ordnung", sagt sie. "Dann steht man draußen. Auf dem Bahnsteig zieht es doch wie Hechtsuppe. Im Winter holt man sich den Rest."
Andere Reisende sehen das ebenso. Jessica Schrindel zeigt überhaupt kein Verständnis für den angekündigten Schritt der Bahn. "Ich finde es schlimm, dass immer mehr abgeschafft wird", moniert Andrea Lückel, die aus Volkstedt stammt, jedoch aus dem Raum Bielefeld in ihre alte Heimat zu Besuch gekommen ist. "So klein und unbekannt ist ja Eisleben nun auch nicht", fügt sie hinzu.
Auch Margot Häfner aus Eisleben ist verärgert. "Ich finde, das ist nicht hinnehmbar", meint sie. Zum Glück fährt sie nur selten mit der Bahn, aber für Reisende sei es nicht schön, wenn die Bahnhofshalle zugesperrt wird. "Das ist allerhand!", erregt sich eine 77-jährige Eisleberin und fragt mit Blick auf die baldige Abschaffung des Fahrkartenschalters: "Was sollen jetzt die alten Leute machen?" Mit dem Automaten kommt sie, wie sie sagt, noch nicht klar. Sie wolle zwar erst im Februar verreisen und ist heute nur "zum Üben" gekommen, um herauszufinden, wie sie zu ihrer Fahrkarte kommt. Sie braucht eine zum Umsteigen und mit Rückfahrt. "Ehe ich das hinkriege, bildet sich doch eine Schlange. In der Zeit ist der Zug weg", sagt sie bekümmert.
Eine andere Frau stützt sich auf einen Stock. Es fällt ihr sichtlich schwer, den Automaten zu bedienen. Aber sie kommt zurecht mit der Technik, es dauert eben. Man müsse nur passendes Geld zur Hand haben, sagt sie. Der Automat nimmt mal wieder keine EC-Karten an, beklagt eine weitere Frau, die es schade findet, dass der Eisleber Bahnhof in den vergangenen Jahren so herunter gekommen ist. Da sei er doch eine Art Aushängeschild der Lutherstadt. "Der erste Eindruck ist wirklich nicht besonders", sagt Andrea Lückel, ein Fahrgast. Wer hier warten muss, weil vielleicht der Zug später kommt, der hat einfach Pech. Der findet lediglich beim Bäcker ein warmes Plätzchen. Und das auch nur wochentags.