Einzelhandel in Eisleben Einzelhandel in Eisleben: Achte Bäckerei im Zentrum

Eisleben - Der Einzelhandel in Eisleben hat’s schwer: Zahlreiche Geschäfte im Stadtzentrum stehen leer; zuletzt haben am Markt Foto Thun und die alteingesessene Musikalienhandlung Bieling und Richter aufgegeben. Nur eine Branche scheint noch zu boomen: Sieben Bäckereien gibt es allein in der Innenstadt - und jetzt ist sogar noch eine achte dazugekommen. Am Markt 41 hat die Sangerhäuser Bäckerei Feist eine Filiale eröffnet. Der Laden hatte nach der Schließung der Fleischerei Buhl im vergangenen Jahr leer gestanden.
„Wir betreiben seit mehreren Jahren eine Filiale im Kaufland in Eisleben“, sagte Andreas Feist (48), Geschäftsführer der Bäckerei Feist GmbH. „Um die Lieferfahrten besser auszulasten, haben wir schon länger nach einem zweiten Standort in Eisleben gesucht.“ Der Bäckermeister, Konditor und Betriebswirt leitet den 1876 gegründeten Familienbetrieb seit 1996 in fünfter Generation. „Die sechste Generation ist schon in der Ausbildung“, so Feist. Seine 17-jährigen Zwillingssöhne Johannes und Jonas lernen Bäcker beziehungsweise Konditor. Der Handwerksbetrieb mit mehr als 80 Mitarbeitern hat mit der Neueröffnung in Eisleben jetzt 14 Filialen - vor allem in Mansfeld-Südharz, aber auch im benachbarten Thüringen.
Andreas Feist: „Der Bäcker wird heutzutage immer mehr zum Gastronomen.“
In dem neuen Laden gibt es auch ein Café. „Wir kombinieren das nach Möglichkeit immer in unseren Filialen“, so Feist. Denn das Geschäft wandele sich: „Der Bäcker wird heutzutage immer mehr zum Gastronomen.“ Neben Kuchen und Gebäck werden warme Snacks, wechselnde Suppen und belegte Brote und Brötchen angeboten. Was das klassische Bäckergeschäft betrifft, will Feist mit Qualität und Frische punkten. „Wir sind ein Handwerksbetrieb. Bei uns wird jedes Brot von Hand gemacht.“ Auch die individuell gefertigten Hochzeitstorten seien eine Spezialität. Dass es in der Eisleber Innenstadt bereits einige Bäckereien gibt, macht Feist keine Sorgen. „Ich glaube, dass das Potenzial da ist.“ Man müsse eben den Geschmack der Leute treffen. „Ich sehe auch nicht die anderen Handwerksbäcker als unsere Konkurrenz an. Unsere Konkurrenz sind viel mehr die Tiefkühlbackwaren. Die machen uns den Garaus.“
Ulla Schulz von der Hettstedter Bäckerei und Konditorei Schulz, die in der Eisleber Freistraße eine Filiale betreibt, reagiert entspannt auf den neuen Anbieter. „Man kann es ja niemandem verbieten, ein Geschäft zu eröffnen“, sagte sie der MZ. „Jeder Bäcker hat seine Spezialitäten. Am Ende entscheiden die Kunden, wo sie kaufen.“ Auch die Bäckerei Schulz setzt auf Handwerk sowie ihre Stammkunden in Eisleben. „Bei uns wird alles selbst gemacht“, so Frau Schulz.
Die Helbraer Bäckerei Morgenstern, die mit zwei Filialen im Stadtzentrum vertreten ist, wollte sich auf Anfrage der MZ nicht zu dem Thema äußern. Zwei Filialen in der Innenstadt betreibt auch Steinecke. Schäfer’s hat ein Geschäft mit kleinem Café-Bereich im Netto-Markt in der Freistraße. Die älteste Backstube der Lutherstadt ist ebenfalls in der Freistraße ansässig, die 1899 gegründete Bäckerei Oppermann.
Laden wird renoviert
Der kleine Laden am Eisleber Markt, in dem bis vor kurzem der Bäcker Lampe ansässig war, wird derzeit renoviert. Lampe hatte erst ein knappes Jahr zuvor nach der Insolvenz des Stadtbäckers das Geschäft im Waage-Gebäude übernommen. Marc Reichardt, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft, sagte auf MZ-Anfrage, es gebe einen möglichen Interessenten für den leerstehenden Laden. Es stehe aber noch nicht fest, ob es zu einer Vermietung kommen werde. (mz)