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Badeverbot am Süssen See  Badeverbot am Süssen See : Was Brot mit schlechter Wasserqualität zu tun hat

Von Sophie Elstner 08.08.2019, 08:00
Trotz Verbotes werden am Süßen See häufig Enten, Schwäne oder auch Blesshühner mit Brot gefüttert. Das zieht Tiere und ihre Fäkalien an.
Trotz Verbotes werden am Süßen See häufig Enten, Schwäne oder auch Blesshühner mit Brot gefüttert. Das zieht Tiere und ihre Fäkalien an. Lukaschek

Seeburg - Mittwochmittag an der Seepromenade in Seeburg: Graue Wolken hängen am Himmel, es ist stürmisch. Am Ufer tummeln sich Hunderte Enten und Blesshühner, dazu vier Schwäne. Eine Mutter mit ihrer Tochter steht am Rand. Sie holt eine Scheibe Brot aus einer Tüte, gibt sie dem Mädchen, das das Brot zerpflückt und in Richtung der Enten wirft, die sich sofort darauf stürzen.

Darauf angesprochen, antwortet die Frau: „Ach, das bisschen Brot, was soll das schon machen?“ Den Hinweis auf die Schilder, die das Füttern verbieten, ignoriert sie mit einem Schulterzucken. Dass das Füttern möglicherweise nun zu einem Badeverbot geführt hat, ignoriert sie dagegen nicht. Die Frau nimmt ihre Tochter wortlos an die Hand und geht in Richtung Parkplatz.

Fäkalien beunruhigen Besucher

Am Dienstag hatte das Gesundheitsamt des Landkreises ein Badeverbot für die Seeterrassen verhängt. Der Grund: die hohe Anzahl von Kolibakterien und Enterokokken im Wasser. „Vermutlich sind sie durch Fäkalien von Wasservögeln ins Wasser gelangt“, sagt Kreissprecherin Michaela Heilek. Die Sperrung betrifft jedoch nur die Seeterrassen, an den Badestellen in Aseleben und am Schiff „ist die Qualität gut bis sehr gut“.

„Es ist ein großes Problem, dass hier die Enten so gefüttert werden“, sagt Francesca König. Sie ist selbst Mutter. „Die Tiere wissen, dass es hier etwas zu holen gibt und halten sich deswegen nur hier auf.“ Sie sei mit ihrem Kind auch schon an den Seeterrassen baden gewesen, doch im Moment komme das für sie nicht in Frage. „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man die Fäkalien der Vögel sieht und nun weiß, dass so viele Keime im Wasser sind.“

Ähnlich skeptisch sind Marlies Kramer und Christine Zarend aus Halle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Keime nur auf die Ecke an den Seeterrassen beschränken sollen,“ sagt Marlies Kramer. „Baden würde ich erst, wenn es Entwarnung gibt“, ergänzt Christine Zarend.

Campingplatz von Problem nicht betroffen

Ein Gastronom aus Seeburg, der mit Namen nicht in der Zeitung stehen will, berichtet: „Klar sind die Vögel eine Attraktion, vor allem für Familien mit Kindern. Aber der Geruch von dem, was da an Land gespült wird, ist schon enorm.“ Das touristische Potenzial des Sees könne noch besser ausgeschöpft werden, wenn er doch nur sauberer wäre.

Gelassener sieht man die Situation am Campingplatz am Nordufer. „Bei uns ist die Wasserqualität nach wie vor gut“, sagt Mitarbeiterin Kristin Günther. „Ein Kurzzeitcamper hatte am Mittwoch vor der Anreise angerufen und nachgefragt, aber ich konnte Entwarnung geben.“ Besonders die Dauercamper würden sich angesichts der Lage keine Gedanken machen. „Sie sagen: ,Selbst wenn, wir haben schon Schlimmeres überstanden’“, so Kristin Günther.

Trotzdem weisen die Mitarbeiter ihre Gäste auf das Fütterungsverbot hin. „Auch im Sinne der Tiere, das ist ja nicht gesund.“ Viele Gäste würden von ihren Stegen aus ins Wasser gehen. „Wenn sie dort die Vögel füttern, machen die Tiere auch dort hin. Da erziehen sich die Camper schon selbst.“ (mz)