Aus für das Weingut Aus für das Weingut: Winzer Rainer Strohm muss aus dem Schloss Seeburg ausziehen

Seeburg - Rainer Strohm baut seine Zelte auf Schloss Seeburg ab. Der Winzer, der seit vielen Jahren das dortige Weingut betreibt, muss die von ihm gemieteten Räumlichkeiten verlassen. „Ich muss hier raus. Ich habe telefonisch die Kündigung bekommen“, erklärt er. Ein Mitarbeiter der neuen bulgarischen Eigentümer, die im vergangenen Jahr das Schloss ersteigert haben, habe ihn kürzlich angerufen und informiert.
„Es ist nervig und ärgerlich“, meint Strohm über die Kündigung, „ich habe ganz viel Geld und Zeit hier reininvestiert.“ Ehemalige Stallungen auf dem Schlossgelände hat der seit 2004 in Seeburg tätige Winzer zu Produktionsstätte, Weinkeller und Gastwirtschaft umgebaut. „Da steckt auch viel Herzblut drin“, sagt er.
Strohm produziert jährlich gut 15.000 Flaschen Wein
Circa 15.000 Flaschen Wein produziert Strohm jährlich, führt Verkostungen und andere Veranstaltungen im Weingut durch und öffnet seine Gaststätte mit Freisitz am Wochenende für Besucher. „All das ist meine Existenz“, sagt er. Und die will er sich nicht zerstören lassen.
„Ich wusste, dass jederzeit etwas passieren kann“, so der Winzer. Obwohl ihm die neuen Eigentümer vor einiger Zeit noch mündlich versichert hätten, dass er bleiben könne, wie Strohm sagt, habe er sich dennoch bereits ein Ausweichquartier gesucht. „Ich habe eine Halle in Aseleben. Da werde ich nun reinziehen“, so Strohm.
Die Halle muss ihm zufolge noch umgebaut, praktikabel für Weinproduktion und Gastwirtschaft gemacht werden. Wie er das stemmen soll, treibt den Winzer derzeit allerdings um. Schließlich steht bald die diesjährige Weinernte an und das Weingut auf dem Schloss sei auch noch bis Ende des Jahres für Veranstaltungen gebucht.
Bisher nur telefonischer Kündigungstermin für das Weingut
Wann eigentlich muss Strohm raus aus dem Weingut? Das sei noch nicht klar, sagt er. Als Kündigungstermin habe der Mitarbeiter des neuen Eigentümers den 31. August am Telefon genannt, so der Winzer. Ob dieser Zeitpunkt realisiert werden kann, bezweifelt Strohm allerdings. Ihm liege noch keine gültige Kündigung vor, sagt Strohm.
Das Schloss war im Mai vergangenen Jahres im Auftrag einer bulgarischen Luftfrachtgesellschaft ersteigert worden. Die Immobilie wechselte am Ende für 600.000 Euro den Besitzer. Das Mindestgebot für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude lag bei 120.000 Euro. Das bulgarische Unternehmen plant Sanierungsarbeiten und erarbeitet Ideen für ein Nutzungskonzept.
Eine Mitarbeiterin erklärt auf Anfrage der MZ zu den Gründen für Strohms Kündigung, dass „ein großes Bauprojekt startet“. Wann es soweit ist, das könne sie noch nicht sagen. Immerhin werde das ganze Schlossgelände davon betroffen sein. Die neuen Eigentümer würden die ganze Halbinsel entwickeln wollen, fügt sie an. Die Mitarbeiterin nennt ebenfalls als Kündigungstermin den 31. August.
Winzer Rainer Strohm hofft, dass er an diesem Tag nicht raus muss, sondern noch ein bisschen Zeit gewinnen kann. Denn: Ende August aus dem Weingut auf Schloss Seeburg auszuziehen, „das werde ich nicht schaffen“, meint er. Für ihn stehe allerdings fest, dass es kein Zurück mehr gibt: „Wenn man mir einmal sagt, man will mich kündigen, dann ist es zu Ende.“ (mz)