Adventskalender Adventskalender: Das Geheimnis des Mönchstollen von Sittichenbach

Sittichenbach - Sie kamen aus dem Harz und waren Experten im Berg- und Wasserbau und in der Landwirtschaft. Zwölf Mönche aus dem Zisterzienser-Kloster Walkenried gründeten 1141 ein Tochter-Kloster in Sittichenbach, heute ein Ortsteil von Eisleben.
Sie legten das sumpfige Land trocken und ermöglichten so erst die landwirtschaftliche Nutzung. Damit schufen sie die Grundlage für den Aufschwung, den das Kloster bis zum 13. Jahrhundert erlebte. Von hier aus wurden weitere bedeutende Klöster gegründet.
Im 14. Jahrhundert begann dann allerdings der Niedergang des Sittichenbacher Klosters, das nach seiner Auflösung 1540 zunächst ein sächsisches Amt und Gut, später eine preußische Domäne wurde.
Von den großen bergbaulichen Fähigkeiten der Mönche zeugt bis heute eine Anlage, die sich hinter einer einfachen Holztür an der Wasserwerkstraße verbirgt.
Hier geht es in den Mönchstollen - und den Schlüssel hat Gerd Walter, der in Sittichenbach lebt und stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Rohnetal ist. Der Verein kümmert sich um den Stollen und bietet zum Beispiel am Denkmaltag Führungen an.
Wonach gruben die Mönche im Wald?
Ob die Zisterzienser-Mönche in Sittichenbach Kupferschiefer-Bergbau betrieben haben, ist zu vermuten, aber nicht sicher zu belegen. Fest stehe, so Walter, dass sie aus dem Harz umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen mitgebracht hatten.
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Das Kupferschieferrevier bei Osterhausen gehört auf jeden Fall zu den ältesten bekannten Bergbaurevieren im Mansfelder Land. „Das Flöz hat einen hohen Kupfergehalt“, so Walter.
Spuren frühen Bergbaus seien die vielen Pingen im Wald. Pingen sind Vertiefungen, die oft durch den Einsturz alter Tiefbaugruben entstanden sind.
Der Mönchstollen habe zum einen als Vorratskeller gedient, sagt Walter. Ein Teil des „Mönchskellers“ ist auch noch erhalten. Vor allem aber hatte der Stollen die Funktion, „das anstehende Wasser kontrolliert ablaufen zu lassen“.
Der circa 130 Meter lange Stollen endete an einem Mundloch, wo das Wasser in einen Graben floss, der später überbaut wurde. Das Wasser versorgte nicht nur das Kloster, sondern speiste auch zwei künstlich angelegte Fischteiche.
Im 18. Jahrhundert wurde eine sogenannte Wasserkunst gebaut. Das im Graben fließende Wasser trieb ein Wasserrad an, das Wasser in einen Hochbehälter pumpte. „Sittichenbach hatte schon sehr frühzeitig eine zentrale Wasserversorgung“, so Walter.
Suche nach Kupfer in den 1950er Jahren
Anfang der 1950er Jahre geriet der Mönchstollen noch einmal in den Blickpunkt. „Das Mansfeld-Kombinat hat untersucht, ob das Kupfervorkommen abbauwürdig ist“, so Walter.
Ein neuer, rund 130 Meter langer Stollen mit mehreren Suchschächten wurde aufgefahren. Dabei wurde ein Teil des alten „Mönchskellers“ zerstört.
Nach drei Jahren wurde das Projekt aufgegeben, weil aufgrund einer Verwerfung kein ergiebiges Vorkommen gefunden wurde. Genutzt wurde dann aber das reichlich vorhandene Wasser.
Am Ende des ausgebauten Stollens wurde ein Pumpenraum eingebaut. Über Leitungen durch den Stollen wurde das Wasser in einen Hochbehälter gepumpt, der die Lutherstadt Eisleben und die Orte Sittichenbach, Osterhausen und Rothenschirmbach mit Trinkwasser versorgte.
Walter, der damals beim VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Halle als Schlosser und Pumpenmonteur arbeitete und heute im Ruhestand ist, war am Bau einer Wasserleitung im Stollen beteiligt.
„Die Pumpen liefen Tag und Nacht“, erzählt er. „Sie waren absolut zuverlässig.“ Bis 1992 wurde Eisleben von Sittichenbach aus mit Wasser versorgt. Was freilich dazu führte, dass durch den alten Mönchstollen kein Wasser mehr floss und die beiden Teiche trocken fielen.
Erst seit dem Abschalten der Pumpen, die bis heute in dem Pumpenraum stehen, nimmt das Wasser wieder den Weg, den die mittelalterlichen Mönche geschaffen haben.
Am Mittwoch schauen wir in den Brauereikeller in Kelbra.
(mz)
