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Die letzten ihrer Art Die letzten ihrer Art: Nach Absturz in der Schweiz - Welche Zukunft hat die Ju52 aus Dessau?

Von Thomas Steinberg 17.02.2021, 09:16
Eine Ju 52 beim Besuch des Dessauer Flugplatzes im Jahr 2018.
Eine Ju 52 beim Besuch des Dessauer Flugplatzes im Jahr 2018. Thomas Steinberg

Dessau-rosslau - Das letzte Mal war es im Mai 2018 über Dessau zu vernehmen: Das sonore Brummen von Motoren einer Ju 52. Die „D-AQUI“ war zum Flugplatzfest gekommen, die letzte fliegende Tante Ju in Deutschland, betrieben von der Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung.

1936 hatte die Maschine die Werkhallen in Dessau verlassen und war an die Lufthansa übergeben worden. Nach mehrfachem Eigentümerwechsel und einem Komplettumbau 1947 wurde sie 1956 nach Ecuador verschifft, flog später in den USA und wurde von dort mit mehreren Zwischenstationen fliegend über den Atlantik nach Deutschland zurückgebracht. Hier wurde sie für Passagierflüge zugelassen. Nach dem Ju-Air-Absturz 2018 in der Schweiz mit 20 Toten und einer gründlichen technischen Untersuchung wurde die D-AQUI im August 2018 endgültig außer Dienst gestellt und im September 2020 in ein Paderborner Museum transportiert.

Das Schicksal der D-AQUI zeigt Bernd Pirkl, wie schwierig und teuer es ist, solche alten Flugzeuge in der Luft zu halten. Das sei nicht einmal der Lufthansa mit der europaweit besten Wartung geglückt, sagt er im Interview mit der MZ. Nicht einmal ihr seien die Schäden an den Holmen aufgefallen. Wie hätte es dann der Ju-Air auffallen sollen, fragt er.

Pirkl lebt im unterfränkischen Bad Königshofen und hat auf seiner Website Daten über alle heute noch existierenden bekannten Ju 52 (beziehungsweise der weitgehend baugleichen Casa 352 und AAC1) zusammengetragen. Nach dieser Übersicht fliegen weltweit derzeit drei Maschinen, nämlich in Frankreich, den USA und Südafrika, und dies nur sporadisch und ohne Passagiere.

So richtet sich der Blick auf drei Ju 52 mit Schweizer Kennzeichen, die nach dem Absturz der HB-HOT noch existieren und wenigstens zeitweise für die Ju-Air in Dübendorf geflogen sind. Obgleich prinzipiell flugfähig, sind diese Maschinen alle am Boden, am längsten eine nach Mönchengladbach verliehene. Von den zwei in der Schweiz verbliebene Maschinen soll eine im Dübendorfer Flugzeugmuseum gezeigt werde.

Diese Ju, Kennung HB-HOS, wurde im Mai 2020 von den Junkers Flugzeugwerken AG übernommen, wie inzwischen auch von der Ju-Air auf Nachfrage bestätigt wurde. Trotz des Namens hat das Unternehmen keinen direkten Bezug nach Dessau und seinen Sitz in der Schweiz.

Gegründet wurde die Firma 2015 zunächst als Rimowa Flugzeugwerke AG von Dieter Morszeck, einst Eigentümer des Kofferherstellers Rimowa. Den verkaufte er 2016 an den französische Luxusgüterkonzern LVMH. Seit den 50er Jahren zeigten die Koffer deutliche Anklänge an das Wellblech-Design der Junkers-Flugzeuge, weshalb Rimowa die spätere Unglücksmaschine HB-HOT zeitweise als Werbeträger nutzte.

Morszeck landete 2018 auf dem Dessauer Flugplatz - hinter dem Steuer eines von ihm finanzierten Nachbaus des ersten Passagierflugzeugs aus Ganzmetall, einer Junkers F 13, von der mittlerweile drei Exemplare existieren. Grundsätzlich traut Pirkl es Morszeck zu, die technischen Probleme lösen zu lassen und die Zulassung für eine generalüberholte HB-HOS zu erhalten. Theoretisch könne es ihm sogar gelingen, die Voraussetzungen für eine Serienproduktion der Ju 52 zu schaffen. „Sofern“, sagt Pirkl, „ihm das Geld nicht ausgeht.“ (mz)

So berichtete die Mitteldeutsche Zeitung am 1. Februar 2021.
So berichtete die Mitteldeutsche Zeitung am 1. Februar 2021.
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