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Zwei Punkte Hoffnung für den Gabentisch

Von STEFFEN BRACHERT 26.12.2010, 19:21

Halle (Saale)/MZ. - DESSAU-ROSSLAU / MZ- Oben auf der Tribüne atmete Thomas Zänger tief durch. "Wir hatten heute das Glück, das man halt mal braucht", sagte der Präsident. Günter Thyrolf, Chef des Aufsichtsrates, wollte das aber so nicht stehen lassen. "Glück hat nur der Tüchtige. Die Mannschaft hat sich das heute auch erarbeitet." Das? Das war ein schwer erkämpfter, aber trotzdem verdienten 29:27-Heimsieg gegen den Tabellendritten VfL Bad Schwartau, der neue Hoffnung gibt im schwierigen Kampf um die Qualifikation zur eingleisigen zweiten Bundesliga.

"Die Mannschaft wollte diese zwei Punkte", anerkannte Trainer Peter Pysall, der vor dem Anpfiff mit zwei Personalentscheidungen überrascht hatte. Eine davon fiel notgedrungen: Für den erkrankten Falko Müller rückte Christian Schöne in den Kader und fand sich beim Anpfiff sogar auf dem Parkett der Anhalt-Arena wieder.

Die zweite Entscheidung war Ergebnis der Leistungen der vergangenen Wochen: Michal Panfil musste auf der Bank Platz nehmen. Pysall begann ohne Rechtshänder im Rückraum. Martin Pratersch übernahm Panfils Position - und zeigte seine beste Saisonleistung. "Schmarre", lobte Pysall, "hat heute mit seiner Dynamik und seiner individuellen Wucht die wichtigen Akzente gesetzt."

Vor immerhin 950 Fans überzeugte der Dessau-Roßlauer HV am zweiten Weihnachtsfeiertag vor allem kämpferisch und lag nur beim 0:1 einmal hinten. Beim 6:4 meldete sich Rechtsaußen Christian Schöne nach halbjähriger Zweitliga-Abstinenz mit einem Tor zurück. "Es ist schön, mal wieder dabei gewesen zu sein", freute sich der 31-Jährige über sein Comeback, das sich in den vergangenen Wochen angedeutet hatte. "Ich hatte schon in der vergangenen Saison ein paar gesundheitliche Probleme", erklärte Schöne. Nach langem Suchen war wohl das Amalgam in den Zähnen dafür verantwortlich. "Seitdem das Amalgam raus ist, fühle ich mich besser, läuft es richtig gut", sagte der Linkshänder und kündigte an: "Ich will noch einmal angreifen."

Schönes Tor war Zusatz-Motivation für die Fans, die ihre Mannschaft nach dem 9:5 (16.) schon auf dem Weg zu einem Heimsieg sahen. Matthias Rudow lenkte mit Übersicht das Spiel. Patrick Heddrich spielte befreit auf - und traf gut. Andreas Sprecher im Tor glänzte nicht nur mit zwei gehaltenen Siebenmetern. Doch ganz so einfach sollte es der Dessau-Roßlauer HV dann nicht haben. Bad Schwartau, das kurzfristig auf seinen Torjäger Jan Schult und auf Spielertrainer Thomas Knorr verzichten musste, ließ sich nicht abschütteln - und profitierte vor allem von dem ungleichen Zeitstrafen-Verhältnis, das nach dem Abpfiff bei 8 (Dessau-Roßlau) zu 3 (Bad Schwartau).

Trotzdem war Bad Schwartaus Spielertrainer Thomas Knorr mit den Unparteiischen Daniel Porebska und Tobias Schween (Lychen) unzufrieden. "Es gab keine Linie. Keiner wusste, was erlaubt war und was nicht", schimpfte Knorr, dessen Puls deshalb "bei durchgehend 200" lag. Dessau-Roßlau ließ das unkommentiert stehen. Aus gutem Grund: Vor allem in der Schlussphase gab es ein paar Entscheidungen, über die sich Mannschaft und Fans nicht beklagen wollten und konnten...

In der zweiten Halbzeit war Dessau-Roßlau nach zwei Unterzahl-Toren von Patrick Heddrich beim 17:13 dran, für eine Vorentscheidung zu sorgen. Doch die erste Chance zu einem Fünf-Tore-Vorsprung vergab Robert Lux, der einen ganz schwachen Tag erwischt hatte und nach einigen Fehlwürfen und technischen Fehlern lange auf der Bank saß. Null Tore in einem so wichtigen Spiel sind zu wenig. Für Lux aber sprang Daniel Holtz in die Bresche, der in kritischen Phasen mehrfach zur Stelle war.

Trotz allem musste Dessau-Roßlau lange zittern, stand das Spiel auf der Kippe, packte irgend ein Akteur aber immer einen erfolgreichen Wurf heraus. Beim 21:18 traf unermüdlich kämpfende Norman Flödl (in Unterzahl und von Rechtsaußen!). Beim 22:19 ging ein Aufsetzer von Michal Panfil ins Tor. Beim 25:24 zog Patrick Heddrich einen Wurf über den Scheitel von Bad Schwartaus Ariel Panzer.

51 Minuten waren gespielt, als nach dem 26:24 Christian Schöne seinen zweiten Treffer erzielte, Daniel Holtz nachlegte und Patrick Heddrich zum 29:24 traf. Da endlich war der Fünf-Tore-Vorsprung erreicht, den Dessau-Roßlau bis zum Schluss verteidigte.

"Die Mannschaft hat heute so gekämpft, wie wir es sehen wollten, wie wir es aber auch erwarten können", sagte Präsident Zänger, um die Bedeutung dieser zwei Punkte wissend. Das Spiel wird in dieser Beziehung Maßstab sein für kommende Auftritte.

Dessau-Roßlauer HV: Sprecher, Hoffmann - Just, Schöne 2, Holtz 4, Rudow 3 / 2, Lux, Werner 1 / 1, Panfil 2, Pratersch 7, Flödl 2, Heddrich 8