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Zwei Feste unterm Scheunendach

26.09.2004, 17:41

Wülknitz/MZ/uli/wkl. - "Das ist schon die dritte Veranstaltung dieser Art", erzählt Erich Taday, während er am Grill eifrig die Rostbratwürste wendet, die gleich von den Gästen verspeist werden sollen. Angefangen habe es damit, dass man sich innerhalb des Vereins Gedanken machte, wie man mit den Veranstaltungen die Region stärker einbinden könnte.

Etwas für Behinderte zu tun, die sonst wenig Möglichkeiten haben, aus ihren Einrichtungen heraus zu kommen, war eine der Ideen, die erstmalig im vergangenen Jahr umgesetzt wurde. Die Resonanz auf das Angebot sei so groß gewesen, bestätigt auch Joachim Schmidt, der im Verein für Öffentlichkeit zuständig ist, dass man nun zweimal im Jahr zum Tanz für Behinderte einlade, im Frühjahr und im Herbst. Vom Gut Zehringen, aus dem Heinrichshaus von der "Lebenshilfe" und aus der Köthener G-Schule sind unter anderem Interessenten gekommen.

Betreuerin Heidi Donath erzählt, dass sie mit 14 Leuten aus den Außenwohngruppe des Heinrichshauses mit dem Rufbus gekommen ist, und dass schon Tage vorher alle ganz aufgeregt gewesen seien vor Freude auf diese Veranstaltung.

Die Begegnung mit Leuten aus anderen Einrichtungen und das Angebot seien lobenswert. Die Band "Bambule", deren Leiter selbst Mitglied im Verein ist, trat am Freitag kostenlos auf. "Es macht Freude vor Behinderten, hier zu spielen", so Dirk Hartmann, "das ist ein sehr dankbares Publikum." Und so wurde dann auch zu zweit oder in kleinen Gruppen den Abend über eifrig das Tanzbein geschwungen oder mitgeschunkelt. Schüler des Gymnasiums an der Rüsternbreite unterstützten Erich Taday währenddessen dabei, die gegrillten Würstchen an den Mann oder die Frau zu bringen. Seit Jahren unterhält das Gymnasium eine Patenschaft mit der G-Schule und so war es für Tina Schenk, Nicole Greie, Juliane Tröbner und die anderen eine Selbstverständlichkeit, hier zu sein. Nicole Greie, die in die 9. Klasse geht, erzählte, dass sie zurzeit ein Praktikum in der Angelika-Hartmann-Schule macht und einen Beruf im Sozialbereich ergreifen möchte. Tina, die das erste Mal mit Behinderten zu tun hatte, fand es gut, "dass wir ihnen mit dieser Feier eine Freude machen können."

Mit seinem Fahrdienst unterstützte auch der Malteser-Hilfsdienst das Fest. Und die Mitglieder des Vereins Kulturscheune sorgten sowohl für das entsprechende herbstliche Ambiente als auch für Getränke und verschiedene Wettspiele, die allen viel Freude bereiteten. Das alles wurde den Teilnehmern für einen Unkostenbeitrag von einem Euro geboten. Und jeder bekam am Einlass sogar noch einen Beutel mit dem Vereinslogo als Andenken.

Nach der Veranstaltung hieß es für die Vereinsmitglieder, die Scheune wieder auf Vordermann zu bringen, denn am nächsten Tag stand ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm: das diesjährige Erntedankfest. Das begann am Nachmittag mit einem feierlichen Gottesdienst. Danach gab es ein abwechslungsreiches Programm für Alt und Jung. Neben einer Vorführung historischer Erntetechnik gab es unter anderem Kutschfahrten und einen Schießwettbewerb an einer Infrarot-Schießanlage. Als Preise winkten dabei je zwei Sack Kartoffeln und Getreide.

Große, ausgesuchte Kartoffeln gab es auch zum Kaufen. Am Stand daneben deckten sich die Besucher mit Hausmacherwurst und Fleisch von Heike Völkner ein. Fettschnitten, leckere Gewürzgurken oder Kesselgulasch aus der Gulaschkanone der örtlichen Feuerwehr füllten auch noch so manchen hungrigen Magen. "Schauen Sie an unserem Kaffee- und Kuchenstand vorbei", riet Hans-Ullrich Reisbach vom Wülknitzer Heimatverein.

"All die Kuchen und Torten haben unsere Frauen gebacken". Karin Krietsch und Ines Knakowski hatten am Stand alle Hände voll zu tun. Neben Pflaumenkuchen und Quarkkuchen gab es hier manche nicht alltägliche Kreation. Wie zum Beispiel eine fruchtige Torte, deren Namen so kompliziert war, dass selbst die beiden Frauen ihn nicht mehr wussten. Geschmeckt hat sie jedenfalls lecker.

Das Fest klang mit viel Musik aus. Gelegentliche Regenschauer taten der Stimmung keinen Abbruch, denn die riesengroße Scheune machte die Veranstaltung wetterunabhängig.