Zwei Dekaden sind genug Zwei Dekaden in Dessau: Langjährige Pfarrerin von Törten und Süd zieht weiter

Dessau - Auf einmal hatten im Pfarrhaus in der Möster Straße 53 in Törten die Möbelpacker das Sagen. Nach 22 Jahren verlässt Elisabeth Preckel, die Pfarrerin der evangelischen Gemeinde St. Peter und Kreuz, Dessau-Roßlau in Richtung Brandenburg. Ab dem 1. Oktober besetzt die 58-Jährige eine neue Pfarrstelle in Beeskow, im Landkreis Oder-Spree.
„Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühlt und lasse schweren Herzens die Kollegen, Mitarbeiter und Gemeindemitglieder zurück“, erzählt die scheidende Pfarrerin.
Es war erst eine leise und dann immer lauter werdende innere Stimme, die ihr sagte, doch noch den Absprung zu wagen und noch einmal einen Neuanfang in einer anderen Gegend zu machen.
In Waren an der Müritz geboren, in einem Pfarrhaushalt aufgewachsen
Vor allem die Nähe zu ihren Eltern schätzt Preckel an ihrem neuen Arbeitsort. Die Mutter wohnt im Berliner Umland, der Vater in Cottbus. Nur noch rund 50 Minuten braucht sie mit dem Auto von Beeskow aus, um beide zu besuchen. Von Dessau aus dauerte es das Doppelte an Zeit, wenn die Pfarrerin ihre Mutter besuchen wollte.
„Es war mir eigentlich schon beim Amtsantritt klar, dass das hier nicht meine letzte berufliche Station sein sollte“, sagt Preckel. Aber immerhin ist Dessau dann die längste berufliche Station in ihrer Biografie geworden. Im Spätsommer 1995 trat sie ihren Dienst in der Kirchengemeinde St. Peter in Törten an.
In Waren an der Müritz geboren, in einem Pfarrhaushalt aufgewachsen, dann später mit den Eltern von Mecklenburg ins Berliner Umland gezogen, war es zunächst für sie überhaupt nicht klar, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. „Ich war auch im mathematisch-technischen Bereich begabt“, blickt Preckel zurück.
Eine besondere Verbindung zur Kanzlerin Angela Merkel
An Mathe-Olympiaden nahm sie erfolgreich teil. Dort traf sie auch auf Marcus Kasner, den Bruder von Angela Merkel. Die Familie hatte auch losen Kontakt zum Elternhaus der heutigen Bundeskanzlerin. Schließlich verband der Pfarrberuf der Väter und die Begabung der Kinder.
Angela Merkel und ihr Bruder Marcus studierten Physik in Leipzig und schlugen eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Preckel machte ein Praktikum in einem Konstruktionsbüro für Maschinenbau und stellte dann fest: „Das war mir alles zu piefig. Ich brauche die Arbeit mit Menschen.“
Also entschied sie sich dann doch gegen die Wissenschaft und für die Theologie. Nach dem Studium in Rostock folgte ein Vikariat im Spreewald.
Seit 1995 hat Elisabeth Preckel in Dessau gearbeitet
Nach dem Vorbereitungsdienst trat Preckel 1985 ihre erste Stelle in einer Landgemeinde im Fläming an. Dann, zehn Jahre später, ging es nach Dessau, in die große Stadt. Eine große Umstellung war das aber erst einmal nicht. Denn Törten, der Stadtteil ihrer Gemeinde, hat sich bis heute viel von seinem dörflichen Charme bewahrt.
„Wir haben hier ein starkes Miteinander und ein vitales Dorfleben mit vielen Festen, auch Dank des Heimatvereins“, lobt Preckel. Sie taufte, sie konfirmierte, sie vermählte, beerdigte und kümmerte sich auch sonst um ihre über 1.000 Schäfchen in der Gemeinde. Im Jahr 2000 kam der Dienst in der Kreuzgemeinde in der Peterholzstraße hinzu.
2005 fusionierten St. Peter und Kreuz zu einer neuen großen Gemeinde. Die Kreuzkirche liegt urbaner, im Dunstkreis der Bauhaussiedlung Törten. Dort traf die „Dorfpfarrerin“ auf Menschen „die ganz selbstbewusst das Gemeindeleben mitgestalten wollten“.
Elisabeth Preckel wird auch künftig mit Dessau verbunden bleiben
Zwei Mentalitäten und zwei Standorte unter einen Hut zu bringen, war nicht immer einfach. „Ich habe in den Jahren viel dazugelernt. Es tut mir leid, dass ich nicht immer jedem gerecht werden konnte“, sagt Elisabeth Preckel. Eine aufregende Zeit liegt hinter ihr, die sie locker bis zur Rente hätte mitmachen können. Doch sie wollte nicht.
„Jetzt ist es an der Zeit für einen Neuanfang, für die Gemeinde und mich“, sagt Preckel. Ein Jahr wird ihre Stelle vakant bleiben. Die Vakanzvertretung übernimmt die Pfarrerin Swantje Adam aus Raguhn. Dann soll ein Nachfolger gefunden sein.
In Beeskow wird Preckel noch siebeneinhalb Jahre arbeiten. Der Kontakt nach Dessau wird aber nicht völlig abreißen. Ihr erwachsener Sohn wohnt hier noch. Das ist für Preckel ein sehr guter Grund, der Stadt auch in Zukunft die Treue zu halten. (mz)