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Zum Leben von Änne und Hobusch

Von Claus Blumstengel 29.08.2008, 17:54

Dessau/MZ. - Sie waren persönlich zur feierlichen Übergabe ihrer Lebensgeschichten ins Museum für Stadtgeschichte gekommen - die fast 100-jährige Anna Maria Bebber (genannt "Bewwersch Änne") und der fast doppelt so alte Christoph Gottlieb Leopold Hobusch. Witz, Schlagfertigkeit, mitunter auch Aufmüpfigkeit der beiden Dessauer Originale sind viele Jahre nach ihrem Tod noch unvergessen. Die Hobbydarsteller Angelika Pannier und Dr. Lutz Meixner gaben während der Zusammenkunft davon einige Kostproben.

Seit November 2007 hatten Roger Täuscher und Lutz Libor innerhalb der ABM "Recherche Dessauer Originale" in Museen, Archiven, auf Friedhöfen, bei Standesämtern und in Kirchenbüchern in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen recherchiert, mit Ortschronisten und Zeitzeugen gesprochen, die zumindest die 1989 verstorbene Anna Bebber noch kannten. "Es ist kompliziert, nach so vielen Jahren etwas über das Leben einfacher Leute herauszufinden", sagte der gelernte Dreher Lutz Libor. Aber als heimatgeschichtlich interessierter Dessauer habe ihn diese Aufgabe fasziniert. Vor allem sei es schwierig gewesen, unter den vielen Familien Hobusch und Bebber, die es hier gibt, jene herauszufinden, die mit den zu erforschenden Originalen verwandt sind, erklärte sein Mitstreiter, der Diplomingenieur für Maschinenbau Roger Täuscher. "Es ist eine schöne Aufgabe gewesen", blickte er auf seine Recherchen zurück. Die beiden ABM-Kräfte haben mit vielfältiger Unterstützung eine reich bebilderte Dokumentation erarbeitet. Sogar die Stammbäume vom Marktarbeiter und späteren Fotografenhelfer Hobusch und von Würstchenverkäuferin Änne konnten sie aufstellen.

Hingewiesen wird auch auf die veröffentlichten Anekdoten über Hobusch, zum Teil tatsächlich passiert, zum Teil "angedichtet", auf das kleine Denkmal an der Hobusch-Stube, auf Hobusch-Zinnfiguren des Künstlers Hans Jörg Rammelt und auf den vom Likörfabrikanten Max Schulze kreierten Hobusch-Likör. Unternehmer Werner Gülzow, der heute das Patent darauf hat, kündigte für Ende September eine neue Sorte, den "Hobusch Bitter", an.

Der Projektträger "Wir mit Euch" berät Arbeitslose, Jugendliche und Migranten. "Wir sind aber kein klassischer Arbeitslosenverein", stellte der Vorsitzende Udo Gebhardt klar. Mit Ideen wie eben zu dieser Dokumentation wolle man Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem zweiten Arbeitsmarkt schaffen. Ähnliche Dokumentationen seien in Vereins-Projekten bereits zum 17. Juni in Dessau und zur regionalen Gewerkschaftsbewegung entstanden, informierte er.

Gebhardt übergab die Dokumentation an Vertreter des Jobcenters, der Stadtverwaltung und des Stadtarchivs. Interessierte Bürger können das Heft im Archiv, Lange Gasse 22, und auch beim Verein in der Raguhner Straße 14, einsehen.