Großbrand in Lagerhalle Zehn Millionen Euro Schaden nach Brand in Dessau-Tornau - Alle Feuerwehren der Stadt im Einsatz
Rodleben/Tornau - Blech scharrt über den Asphalt einer kleinen Betriebsstraße in Dessau-Tornau. Nicht ein Blech, nicht zwei oder drei, sondern ein ganzer Berg Bleche werden über die Straße geschoben. Gerade noch hingen diese Bleche an der Giebelwand einer schätzungsweise 250 Meter langen und 50 Meter breiten Lagerhalle. Ein Bagger des Technischen Hilfswerks hatte diesen Giebel eingerissen. Die Arbeit eines Radladers ist es nun, die Bauteile so schnell wie möglich beiseite zu schaffen, damit die Feuerwehr Platz zum Löschen hat.
Alle Dessau-Roßlauer Feuerwehren sind seit Montag gegen 1.20 Uhr in Tornau am Schlachthof im Einsatz. Die Lagerhalle des alten, stillgelegten Schlachthofs in Sichtweite des Rodlebener Pharmaparks steht im Vollbrand. Es gibt drei verletzte Mitarbeiter einer Spedition, die mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht werden. Und es gibt einen enorm hohen Schaden: Werte in Höhe von zehn Millionen Euro sind Opfer des Feuers.
Auch Feuerwehren aus Coswig, Aken, Jütrichau und Zerbst sind vor Ort
Schon auf dem Weg zum Einsatzort zeichnete sich ab, dass der zunächst alarmierte Wachtrupp der Berufsfeuerwehr die Löscharbeiten unmöglich allein verrichten kann. Schritt für Schritt werden schon während der Anfahrt zum Brandort alle Dessauer-Roßlauer Wehren in dieser Nacht in Trab versetzt. Auch Feuerwehren aus Coswig, Aken, Jütrichau und Zerbst sind vor Ort. Noch in dieser Nacht rückt außerdem ein Trupp aus Wolfen an, der eine Drohne samt Wärmebildkamera über dem großen Industriekomplex schweben lässt. „Wir wollten mit dieser technischen Hilfe erfahren, wo überall in der Halle Glutnester sind“, erklärt Feuerwehr-Einsatzleiter Martin Müller den Drohneneinsatz.
Die Einsatzkräfte der Doppelstadt haben schon sehr viele und auch knifflige Brandeinsätze absolviert. Die einstige Kühlhalle allerdings ist eine neue Dimension, schildert der Einsatzleiter. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass zeitweise 220 Helfer rund um den Gebäudekomplex im Löscheinsatz sind. Und auch, dass relativ schnell logistische Hilfe angefordert wird: So ist der Katastrophenschutz mit Sanitätern und dem Betreuungsdienst vor Ort, das TWH unterstützt, das Klinikum versorgt die Helfer mit Mittagessen.
Seit Schließung des Schlachthofs wird der Raum von einer Spedition als Lager genutzt
Die größte Anfangsschwierigkeit allerdings mussten die Feuerwehren selbst in Angriff nehmen. Die Hydranten vor Ort haben nicht die Dimension, Tausende Liter Wasser pro Minute an den Brandort zu befördern. Deshalb wurden mehr als drei Kilometer lange Feuerwehrschläuche zur Versorgung mit Löschwasser verlegt. Die Leitungen führen unter anderem zu den Löschteichen des gegenüberliegenden Pharmaparks.
Was genau in der Halle, in der rund zehn Jahre lang bis zur Jahrtausendwende einmal Schweine- und Rinderhälften gekühlt wurden, lagerte, ist bis zum Montagmittag nicht genau bekannt. Seit Schließung des Schlachthofs wird der Raum von einer Spedition als Lager genutzt. Die Feuerwehren sehen in dieser Nacht neben technischen Geräten wie Fernsehgeräten auch Plüschtiere, Plastikflaschen und mehrere Gabelstapler im Halleninneren. Und je weiter die Löscharbeiten fortschreiten, desto mehr herabgefallene Deckenplatten und zerstörte Rohrleitungen werden zutage gefördert.
Polizei warnte noch in der Nacht mit Lautsprecherdurchsagen die Anwohner
Weil nicht klar war, inwieweit vom Brandort eine Gefahr für umliegende Orte ausgeht und eine mächtige Qualmwolke über Rodlebens Schule in Richtung Neeken/Rietzmeck zog, warnte die Polizei noch in der Nacht mit Lautsprecherdurchsagen. Türen und Fenster sollten in Rodleben vorsichtshalber geschlossen bleiben. Am Montag blieben Schule, Hort und Kita in Rodleben deshalb ebenfalls zu.
Wegen des Großbrandes hatte die Polizei über viele Stunden einen Straßenabschnitt der B184 gesperrt und den Verkehr auf der Umleitungsstrecke geregelt. Es kam zu keinen Stauerscheinungen. „Die Feuerwehren werden vermutlich bis zum Dienstag vor Ort sein“, schätzte Einsatzleiter Müller ein. Brandexperten der Polizei begleiteten zeitweise die Löscharbeiten. Ihre Ermittlungsarbeit beginnt allerdings erst richtig, wenn das Feuer gelöscht und die Feuerwehren abgezogen sind.