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Blick in alte Zeitungen Wörlitzer Bilderdieb, Industriespionage bei Junkers und Rekordzahlen von der Dessauer Adria

Von Danny Gitter 07.08.2021, 12:00
Eine alte Aufnahme vom Schloss in Wörlitz. Dort wurde 1921 ein Gemälde gestohlen. Täter war ein Kaufmann aus Dessau.
Eine alte Aufnahme vom Schloss in Wörlitz. Dort wurde 1921 ein Gemälde gestohlen. Täter war ein Kaufmann aus Dessau. (Foto: Stadtarchiv Dessau-Roßlau)

Dessau-Rosslau/MZ - Dessau-Roßlau im Wandel der Zeit: Geblättert in alten Zeitungen und zurückgeschaut auf die Ereignisse vor 100, 70, 50 und 25 Jahren.

Vor 100 Jahren

Am Roßlauer Ufer der Elbe gab es im Sommermonat Juli 1921 etwas zu feiern. „Die Sachsenberg Schiffswerft hat vor einigen Tagen einen neuen prächtigen Dampfer „Friedrich Raschke“ nach Hamburg abschwimmen lassen. Er ist annähernd doppelt so groß wie die üblichen Elbdampfer und soll den Rhein befahren“, berichtete der „Anhalter Anzeiger“ am 7. Juli 1921.

Auf der anderen Seite der Elbe spielten sich in dem Monat dagegen wahre Krimis ab. Ein Dessauer Kaufmann versuchte in Berlin ein zuvor gestohlenes Gemälde aus dem Schloss Wörlitz für rund 200.000 Reichsmark in einem Café am Potsdamer Platz zu verkaufen. Dumm nur, dass der potenzielle Käufer ein Beamter der Berliner Polizei war. „Der Verhaftete und die Bilder wurden nach Dessau gebracht und die Gemälde als die in Wörlitz gestohlenen einwandfrei wiedererkannt“, schrieb der „Anhalter Anzeiger“ am 12. Juli 1921.

Schon wenige Tage später wurden zwei Ingenieure der Junkerswerke der potenziellen Industriespionage überführt. Aus einem Tresor der Dessauer Flugzeugfabrik verschwanden immer wieder Unterlagen mit Fabrikationsgeheimnissen, wie der „Anhalter Anzeiger“ am 16. Juli 1921 berichtete. Einer der Ingenieure wollte eine Stelle im Ausland annehmen. Ob geheime Unterlagen schon woanders gelandet sind, konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht ermittelt werden.

Vor 70 Jahren

Die Helden der Arbeit waren im Juli 1951 vor allem rund um das Dessauer Rathaus zu finden. Im Umfeld des historischen Gebäudes wurde zu dieser Zeit geklotzt und nicht gekleckert. Eine Baubrigade schuf dort neuen Wohnraum im Akkord. „Am Sonnabendvormittag hat die Brigade Roßmann in 2 Dreier-Gruppen und mit Unterstützung von 3 Transportarbeitern in 45 Minuten auf 22 Meter 2.500 Steine vermauert“, berichtete die „Freiheit“ am 18. Juli 1951 in ihrer Dessauer Ausgabe. Dank neuer Methoden konnten rund um das Dessauer Rathaus fast doppelt so viele Steine wie damals sonst üblich verarbeitet werden.

Es gab Anfang der fünfziger Jahre in Sachen Aufbau in Dessau und Roßlau noch viel zu tun. „Wir planen und bauen ein neues Dessau“, wurde am 23. Juli in der „Freiheit“ verkündet. Das neue Dessau und vor allem dessen Zentrum sah das Blatt als „politisch-en Mittelpunkt für das Leben der Bevölkerung, der die wichtigsten demokratischen Stätten beherbergt“. Herzstück sollte ein neuer Demonstrationsplatz mit einer Größe von rund 11.000 Quadratmetern werden. Das verschönerte Rathaus, ein Haus der Gewerkschaften, ein Kulturhaus, ein Haus der Parteien sowie Wohnungen und Geschäfte sollten rund um den Platz das Zentrum mit Leben erfüllen.

Vor 50 Jahren

Bei besonders heißen Temperaturen zog es die Dessauer vor einem halben Jahrhundert in Scharen in die Freibäder der Stadt. „Rekordzahlen an der Adria“, vermeldete die „Freiheit“ am 13. Juli in ihrer Dessauer Ausgabe. „Am Sonnabend waren es 9.000 und am Sonntag 10.000 Badegäste“, berichtete das Blatt. Damit hatten auch die Angestellten der Gaststätte Adria ordentlich zu tun. Was so alles an einem Wochen- ende verkauft wurde, schlüsselte die Zeitung detailliert auf. 11.700 Portionen Essen, davon 2.500 Hähnchen, 2.100 Eiergerichte, 465 Kilogramm Eis, was in etwa 9.300 Kugeln entspricht, sowie 14.700 Becher Faßbrause, 11.200 Glas Bier, 4.200 Flaschen alkoholfreie Getränke und 40 Torten wurden unters Badevolk gebracht.

Für konstant flüssigen Nachschub, nicht nur in den Freibädern, sorgte die Dessauer Brauerei. „Wie groß muss ein Durst sein, der in 250.000 Litern Bier und Brause ertränkt wird?“, fragte die Dessauer Redaktion der „Freiheit“, in ihrer Ausgabe am 31. Juli 1971. Eine Viertel Million Liter Getränke wurden in der warmen Jahreszeit täglich in der Brauereistraße und der Langen Gasse produziert. In viele Regionen der DDR wurden die Dessauer Getränke geliefert. Damit die Produktion nicht stockte, schoben die Angestellten Sonderschichten. Zudem unterstützen bis zu 80 Schüler des Philanthropinums in den Sommerferien die Belegschaft.

Vor 25 Jahren

„Heute Bauwüste, morgen Lichtfoyer“, so lautete bereits in der Überschrift die Verheißung zum Roßlauer Rathaus in der „Mitteldeutschen Zeitung“ am 9. Juli 1996. Der alte Mief sollte durch umfangreiche Bauarbeiten beseitigt und ein modernes Verwaltungsgebäude geschaffen werden. Tageslicht statt Neonlicht war etwa im Eingangsbereich die Devise. Alles sollte breiter, heller und freundlicher, auch für die Besucher, gestaltet werden. Doch bis dahin galt es für die Mitarbeiter und Bürger noch mindestens zwei weitere Jahre mit der Baustelle zu leben, häufiger Umzug der Ämter inklusive.

Die Baustelle der Sporthalle des Berufsschulzentrums.
Die Baustelle der Sporthalle des Berufsschulzentrums.
(Foto: Stadtarchiv Dessau)

Auf einer Baustelle in Dessau wurde im Juli 1996 zumindest schon einmal Richtfest gefeiert. Die Sporthalle des Berufsschulzentrums stand vor ihrer absehbaren Fertigstellung. Im August 1997 sollte sie dann endgültig eingeweiht werden. Doch schon zum Richtfest freute man sich auf eine neue sportliche Zukunft für Dessau und die Region.

„Die Halle wird mit ihrer insgesamt 1.700 Quadratmeter großen Sportfläche die größte in Dessau und im Umfeld sein und beste Möglichkeiten für nationale und internationa-le Wettkämpfe bieten“, schrieb die „Mitteldeutsche Zeitung“ am 18. Juli 1996. Eine Innovation war auch die Konzeption als Vierfachhalle, mit einer Unterteilung bei Bedarf in vier Sportflächen.