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Wohnungsverein Dessau Wohnungsverein Dessau: Aus Trümmern aufgebaut

Von Toralf Grau 17.06.2004, 16:12

Dessau/MZ. - Gemeinsam mit seinem Bekannten Gert Hägewald (72) sitzt Dübener jetzt auf seiner Couch und erinnert sich an die schweren Nachkriegs-Jahre: "So Mitte der 50er Jahre sind wir in die Genossenschaft eingetreten", sagt er und Hägewald nickt. "Wir waren damals unter den ersten Mitgliedern." Der heutige Wohnungsverein, 1954 aus der Taufe gehoben, war damals noch die Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft des Zementanlagenbaus, oder kurz "AWG ABUS / Baukombinat". Betriebsangehörige konnten Mitglied werden und moderne Wohnungen bekommen. Unter einer Bedingung: Sie mussten selbst beim Bau mit anpacken.

"Dessau lag noch in Trümmern", erzählt Alfred Dübener. "Es gab einen riesigen Wohnungsmangel." Die Genossenschafter mussten zuerst Ruinen enttrümmern, Fundamente freilegen und alte Steine putzen. "600 Arbeitsstunden haben wir für unsere Wohnungen geleistet - und das alles neben dem Beruf", sagt Gert Hägewald. In der Altener Straße haben sie mitgebaut - an Häusern vom Keller bis zum Dach. Der Aufwand hat sich gelohnt, meinen sie: "Die Wohnungen dort sind heute noch große Klasse."

Hägewald muss es wissen: Schließlich wohnt er immer noch in der Altener Straße. Hat dort die 50 Jahre Genossenschaftsgeschichte miterlebt und schwärmt noch immer von der guten Hausgemeinschaft. Und auch wenn Alfred Dübener schon vor Jahren in eine andere Wohnung zog, ist er doch noch Mieter beim Wohnungsverein geblieben. Ein Wechsel kommt für die beiden Männer nicht in Frage. "Die Miete ist im Vergleich günstig. Und in den letzten Jahren hat sich an unseren Wohnungen viel getan." Vor allem die neuen Heizungen und Fenster seien eine sehr große Erleichterung.

Natürlich könnte manches auch besser sein. "Ein Balkon wäre nicht schlecht", sagt zum Beispiel Alfred Dübener. "Oder eine Wärmedämmung für die Hausfassade." Doch den Rentnern ist klar, dass der Wohnungsverein nicht alle Wünsche finanzieren kann. Viele Probleme drücken heute die Genossenschaft. "Der Leerstand ist hoch. Viele frühere Mieter sind ja aus Dessau weggezogen." Der Verlust macht sich auch in den Bilanzen bemerkbar. "Man muss aufpassen, dass die Genossenschaft finanziell stabil bleibt."

Also sollte lieber nach und nach saniert und umgebaut werden, meinen Hägewald und Dübener. "So wie es der Wohnungsverein schon macht." Zufriedene Mieter seien das Wichtigste für die Zukunft der Genossenschaft, davon sind beide überzeugt - sie selbst gehören auf jeden Fall schon dazu.