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Wirtschaft in Dessau Wirtschaft in Dessau: Stippvisite beim "Platzhirsch"

Von Heidi Thiemann 22.08.2014, 17:26
Sitel-Niederlassungsleiter Denis Hofmann (l.) und Personalchef Michael Ungrad (2.v.l) im Gespräch mit Oberbürgermeister Peter Kuras (r.), Andrea Gebhardt (Amt für Wirtschaftsförderung) und Birgit Enkerts (IHK).
Sitel-Niederlassungsleiter Denis Hofmann (l.) und Personalchef Michael Ungrad (2.v.l) im Gespräch mit Oberbürgermeister Peter Kuras (r.), Andrea Gebhardt (Amt für Wirtschaftsförderung) und Birgit Enkerts (IHK). Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - „Hier findet viel Wirtschaft statt“, stellt Oberbürgermeister Peter Kuras zu Dessau-Roßlau fest. Allerdings sei vieles zu unbekannt, weshalb er seine Wirtschaftsoffensive, die mit dem ersten öffentlichen Firmenbesuch bei Sitel im Gasviertel startete, auch als Werbung für die Stadt und den Wirtschaftsstandort sieht. „Wir müssen mehr Imagepflege betreiben und die schlechte Stimmung in der Stadt bekämpfen“, erklärte er.

Zur Imagepflege gehört auch der Kontakt zur Wirtschaft. Dass dieser in der zurückliegenden Zeit zu wenig ausgeprägt war, habe er im Wahlkampf erfahren, begründet Kuras, warum er nunmehr insgesamt 13 Unternehmen unterschiedlichster Branchen besucht, um sie kennenzulernen, aber auch um zu erfahren, wo der Schuh drückt, an welcher Stelle die Stadtverwaltung eingreifen könne.

Mit dem Besuch des Wissenschaftlich-technischen Zentrums Roßlau wurde der Anfang gemacht, am Freitag besuchte Kuras den „Platzhirsch“ im Bereich der Neuen Medien/Kommunikation. Was Sitel-Niederlassungsleiter Denis Hofmann begrüßte ebenso wie einen künftigen Austausch mit Unternehmen der Region.

2002 bzw. 2005 wurden die beiden Sitel-Niederlassungen in Dessau aufgebaut. Heute arbeiten bei Sitel im Gasviertel rund 600 Mitarbeiter und am Standort Kavalierstraße (ehemaliges Hotel Stadt Dessau) rund 500. „Bis zum Jahresende“, sagt Hofmann, „wollen wir weitere 100 Mitarbeiter einstellen, denn unsere Auftraggeber wollen mit uns wachsen.“

Für namhafte Kunden sind die Sitel-Mitarbeiter in Dessau Ansprechpartner am Telefon, wie für Paypal, für Telekommunikationsdienstleister, Computerfirmen, Medienunternehmen oder Firmen aus der Heizungs- und Elektrobranche. Von den beiden Call-Center-Standorten werden Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut. Die Aufgaben seien anspruchsvoll, „doch es wird immer schwieriger Personal zu finden“, stellt Hofmann fest. Sitel, denkt Kuras, müsse hier an seinem Image feilen. Für viele seien die Arbeitszeiten und Löhne abschreckend.

Zu 75 Prozent sind die Mitarbeiter unbefristet eingestellt. „Unsere Zielstellung ist“, betonte Hofmann, „langfristige Beschäftigung zu sichern.“ Eine Herausforderung für das Unternehmen werde aber der ab kommenden Jahr geltende Mindestlohn. „Für die Mitarbeiter freut es mich aber gewaltig“, erklärte er.

Schwierig sei es aber ebenso, geeignete Auszubildende zu gewinnen. „Wir könnten vier bis fünf im Jahr ausbilden“, sagt Personalchef Michael Ungrad, aber in diesem Jahr werde lediglich ein Azubi eingestellt. Ausgebildet werden Fachkräfte im Dialogmarketing, die im dritten Jahr auch den Kaufmann draufsatteln können, sowie Bürokaufleute.

Kuras hört Klagen von vielfach nicht geeigneten Bewerbern nicht zum ersten Mal. Vor kurzem stellte er den Bildungsbericht für Dessau-Roßlau vor, dessen Fakten er alarmierend nennt. „Heranwachsende haben oft ein falsches Bild von den Berufen“, erklärte er, obwohl seitens der Arbeitsagentur, der IHK und anderer viel Aufwand betrieben werde. Die Frage ist, wie Eltern und Lehrer noch besser einbezogen werden könnten in eine noch zielführendere Berufsorientierung, wie auch Birgit Enkerts, Stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle Dessau der IHK Halle-Dessau, feststellt, die Kuras gestern begleitete.