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Wirtschaft in Dessau-Roßlau Wirtschaft in Dessau-Roßlau: Chinesen investieren Millionen in die Firma Laukötter

09.11.2015, 13:52
Oberbürgermeister Peter Kuras (li.) begrüßt die chinesischen Gäste.
Oberbürgermeister Peter Kuras (li.) begrüßt die chinesischen Gäste. Sebastian Lizenz

Dessau-Rosslau - Die chinesische 3,8-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhu und die Stadt Dessau-Roßlau wollen ein „Wuhu-Dessau-Austauschzentrum für Technologie und Kultur“ gründen. Das wurde am Montag auf einer Pressekonferenz bei der IHK in Dessau verkündet. Den Kontakt hat die chinesische Unternehmerin Xi Wu geknüpft, die im Oktober 2014 die insolvente Laukötter GmbH übernommen hat, zum 1. Januar 2015 neu gestartet ist und nun in den metallverarbeitenden Betrieb zwischen zehn und zwölf Millionen Euro investieren will.

Großauftrag des Automobilherstellers Daimler

Mit neuen Maschinen soll ein Großauftrag des Automobilherstellers Daimler abgearbeitet werden, der erst am Freitag unterschrieben wurde. Bei Laukötter sollen ab Januar 3 000 Getriebegehäuse aus Magnesium hergestellt werden. Pro Woche. Bis 2019. Es ist für Laukötter der erste große Auftrag nach dem Neuanfang. Xi Wu war im Januar mit 18 Mitarbeitern gestartet. Inzwischen zählt die Firma in der Oechelhaeuserstraße etwa 50 Mitarbeiter. Weitere Neueinstellungen sind geplant, 12 zeitnah.

Bei der Pressekonferenz in Dessau waren Weidong Wang, Gesandter Botschaftsrat der chinesischen Botschaft in Berlin, und Linbo Li von der chinesischen ICBC-Bank vor Ort. Wang begrüßte die Gründung des Austauschzentrums ausdrücklich und sicherte die Unterstützung der Botschaft zu. „Die chinesischen Investitionen in Deutschland sind noch zu gering“, sagte der Gesandte. Die ICBC-Bank, die mittlerweile größte Bank der Welt, soll die Investition in die Laukötter GmbH absichern. Kuras war deshalb vorige Woche zu einem Kurzbesuch in China, hatte mit dem Chef der ICBC-Bank gesprochen - und einen „Letter of Intend“, eine Absichtserklärung, für die Zusammenarbeit der beiden Städte unterzeichnet.

Das „Wuhu-Dessau-Austauschzentrum“ soll speziell für klein- und mittelständische Unternehmen da sein und den beiderseitigen Zugang zu den Märkten ermöglichen. „Der chinesische Markt ist kompliziert. Doch auch umgekehrt müssen Bedürfnisse, Sorgen und Probleme berücksichtigt werden“, gab Xi Wu zu. Ein Investitionsfonds soll Geschäfte absichern. Für das Austauschzentrum existiert in Wuhu schon ein Gebäude - mit einer Bürofläche von 2 500 Quadratmetern. „Wir haben aber vereinbart, dass wir erst einmal klein anfangen“, sagte Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras. Bis Ende des Monats sollen in Wuhu und Dessau erst einmal Büros eröffnet werden.

In Dessau-Roßlau könnten die IHK Halle-Dessau, vor allem aber Siegfried Möbius, der ehemalige Produktionsdirektor von Waggonbau Dessau, ein Ansprechpartner sein. Waggonbau Dessau hatte zu DDR-Zeiten enge Geschäftsbeziehungen nach China. Kuras hat den Rentner aktiviert. Bei der Pressekonferenz war Möbius schon dabei - und wünschte dem Projekt alles Gute. Auf Chinesisch.

Wu will Laukötter breiter aufstellen

„Die Zukunft dieses Projekts kann nicht nur eine Angelegenheit des Stadtverwaltung sein“, sagte Kuras. Wirtschaftsvertreter und Lokalpolitiker nahmen deshalb zahlreich an der Pressekonferenz teil. Die chinesische Seite registrierte das aufmerksam.

Xi Wu hat große Erwartungen. Die Unternehmerin hat einst Germanistik in Shanghai studiert, kam 1994 nach Düsseldorf und gründete mit 50 000 D-Mark ihre erste Firma. Über 30 Jahre später ist Wu etabliert - und mit besten Kontakten ausgestattet. In der Heimat. Aber auch in Deutschland. Einst war Laukötter von VW abhängig. Als der Großauftrag wegbrach, kam es zur Insolvenz. Nun will Wu Laukötter breiter aufstellen. „Und wir wollen nicht nur Rohteile gießen.“ Der Daimler-Auftrag soll der erste Schritt dahin sein. (mz)