1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Wiedergewählt : Wiedergewählt : Sylvia Gernoth bleibt Vorsitzende des zerstrittenen SPD-Stadtverbandes

Wiedergewählt  Wiedergewählt : Sylvia Gernoth bleibt Vorsitzende des zerstrittenen SPD-Stadtverbandes

Von Heidi Thiemann 06.11.2016, 20:04
Sylvia Gernoth am Rednerpult während des Parteitages des SPD-Stadtverbandes. Die wiedergewählte Vorsitzende ist umstritten in ihrer Partei. Nur die beiden mitgliederstärksten Ortsverbände Dessau I und Roßlau stehen hinter ihr.
Sylvia Gernoth am Rednerpult während des Parteitages des SPD-Stadtverbandes. Die wiedergewählte Vorsitzende ist umstritten in ihrer Partei. Nur die beiden mitgliederstärksten Ortsverbände Dessau I und Roßlau stehen hinter ihr. Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau - „Wo sind wir in Dessau-Roßlau eine SPD?“ Die Frage von Rita Till vom Ortsverein Dessau-Süd spricht Bände und sie charakterisiert die Stimmung auf dem Stadtparteitag der Sozialdemokraten. Der wurde am Freitagabend im Hotel Radisson Blu abgehalten.

Gewählt wurde dort ein neuer Vorstand. Die Roßlauerin Sylvia Gernoth bleibt Vorsitzende des Stadtverbandes. Sie wurde mit 33 Stimmen bei 20 Gegenstimmen gewählt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Bemerkenswert auch: Alle neun Vorstandsmitglieder kommen aus nur zwei der fünf Ortsvereine - Dessau I und Roßlau.

Diese Zusammensetzung spiegelt sehr deutlich das Kräfteverhältnis innerhalb der 134 Mitglieder zählenden SPD in Dessau-Roßlau wieder. Das hatte sich bereits zur letzten Wahl vor zwei Jahren herauskristallisiert. Damals war der Vorsitzende Hans Tschammer nach zwei Amtszeiten nicht wieder angetreten.

Sylvia Gernoth bemängelt „Blockadehaltung einiger Ortsvereine“

Um die Neubesetzung des Vorsitzendenpostens hatte es eine Kampfabstimmung gegeben zwischen Sylvia Gernoth und Robert Hartmann, hinter dem die Ortsvereine Süd, Waldersee/Mildensee und Siedlung/ Ziebigk/ Kühnau stehen. Gernoth, Büromitarbeiterin bei dem Landtagsabgeordneten Holger Hövelmann und stellvertretende Ortsbürgermeisterin in Roßlau, gewann mit Unterstützung der beiden mitgliederstärksten Ortsvereine und zwei Stimmen Vorsprung.

Damals warb sie für einen Neuanfang in der Partei. Den hat es offenbar nicht gegeben. Denn in ihrem Rechenschaftsbericht bescheinigte die 53-Jährige dem Vorstand, eine gute Arbeit geleistet zu haben, bemängelte aber die „Blockadehaltung einiger Ortsvereine“.

„Es kann nicht sein, dass einzelne Ortsvereine nicht im neuen Vorstand vertreten sind“, erwiderte Till auf Gernoths Rede und warb um eine paritätische Besetzung der Posten. „Sonst kommen wir nicht zu einer gemeinsamen Arbeit.“ Robert Hartmann bedauerte eine „gewisse Sprachlosigkeit untereinander“ und bezeichnete die Wahl vor zwei Jahren als „größtes Dilemma“, als Vertreter von drei Ortsvereinen nicht gewählt worden waren.

Daniel-André Bräsecke: „Weil es nicht zu einem fairen Kompromiss kommt“

Denn es sei eben nicht das Gleiche, ob man als Gast oder als Mitglied an Vorstandssitzungen teilnehme. „Es hätte einen Weg geben können, eine Basis mit allen Ortsvereinen zu finden“, sagte Hartmann zu einem Gespräch, das Anfang Oktober stattfand. Eine Lösung aber wurde nicht herbeigeführt.

Wie Gernoth der MZ nach ihrer Wahl bestätigte, sollte sie dazu bewegt werden, auf den Vorsitz zu verzichten und als Stellvertreterin im Vorstand mitzuarbeiten. Das wurde abgelehnt. Ein also zuvor erhofftes Aufeinanderzugehen beim Parteitag blieb damit aus.

Das Ergebnis: kein anderes Vorstandsmitglied bekam mehr Gegenstimmen als die Vorsitzende. Und mit Daniela Koppe sowie Daniel-André Bräsecke zogen zwei Vertreter des Ortsverbandes Süd ihre wohl ohnehin aussichtslose Kandidatur für den Vorstand zurück. „Weil es nicht zu einem fairen Kompromiss kommt“, wie Bräsecke begründete.

Sylvia Gernoth: Ich will alle Genossen mit einbeziehen

Gewählt wurden als Gernoths Stellvertreter Ingolf Eichelberg, langjähriger Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat, und Bärbel Rabe. Die Reha-Managerin bei der Gesetzlichen Unfallversicherung ist erst seit einem Jahr Mitglied der SPD. Weiterhin gehören dem Vorstand Mario Pinkert (Schatzmeister), Harald Junker (Schriftführer) sowie Christian Eichelberg, Andreas Kronberg, Annett Kusebauch und Angela Müller (Beisitzer) an.

Wie es jetzt in der gespaltenen SPD weitergeht? „Ich will einen Weg finden, der alle Genossen mit einbezieht, auch aus den drei Ortsverbänden“, sagt Gernoth. Denn es müsse darum gehen, gemeinsam sozialpolitische Politik umzusetzen. Ihr Stellvertreter Ingolf Eichelberg meint: „In der Stadtratsfraktion klappt es doch auch.“ Auch auf Stadtverbandsebene wolle er, „dass wir uns irgendwann wieder wohlfühlen können“. (mz)