Wenn der Lenker stört Wenn der Lenker stört: Posse um neue Fahrradboxen in Kavalierstraße in Dessau
dessau - Rad einstellen, Tür verschließen, fertig! So heißt es zur Fahrradbox Aretus auf der Internetseite des Herstellers. Sechs dieser Boxen stehen seit Fertigstellung der Kavalierstraße auf dem Platz am ehemaligen Magnet-Kaufhaus.
Genutzt werden sie wenig. Ob es daran liegt, dass nicht jede Fahrradgröße dort reinpasst? Ist beispielsweise der Lenker zu hoch, wird’s nichts. Auch Radtaschen, Fahrradkörbe oder größere Kindersitze dürften problematisch werden.
Mit den Türmaßen von 75 Zentimeter Breite und 1,15 Meter Höhe sei die Box „für alle gängigen Durchschnitts-Radmodelle ausreichend groß“, sagt Susanne Drigert vom Tiefbauamt. Auch Räder mit hohem Lenker könnten reinpassen - wenn sie nicht in der vorgesehenen Schiene, sondern daneben und damit ein bisschen schräg, reingestellt würden. Sogar zwei Räder passen rein, verweist Susanne Drigert, „wenn sie gegensätzlich angeordnet werden“.
Boxen sind ADFC-zertifiziert und haben trotzdem Tücken
Während Dessau erst einige Monate mit den Fahrradboxen Aretus lebt, nutzt sie Salzburg schon seit Jahren. „Entscheidend für die Wahl des Modelles war für uns, dass diese Boxen ADFC- zertifiziert sind“, erklärt Drigert. Das heißt, der Fachverband hat die Boxen auf Qualität sowie Nutzungs- und Gebrauchsfähigkeit geprüft - und für gut befunden.
Stefan Marahrens, Vorsitzender des ADFC Regionalverbandes Dessau relativierte dies. Der Bundesverband habe vor Jahren Produkte zertifiziert, aber „es haben nicht alle Firmen machen lassen und es ist inzwischen schon etliche Jahre her.“ Soll heißen: Die Ansprüche haben sich geändert. Dass die Boxen für einige Radtypen zu klein sind, verwunderte Marahrens. „Das wäre ja wenig zweckdienlich“, sagte er und will es selbst überprüfen.
Ausgestattet sind die sechs Boxen jeweils mit einem Kleiderhaken für Regenjacke oder Helm, drei von ihnen verfügen über Ladestationen. Den Strom, so die Mitarbeiterin des Tiefbauamtes, stellt die Stadt kostenfrei zur Verfügung. Abschließbar sind die Boxen mit dem Fahrradschloss.
Auch mit einem Faltschloss funktioniere es, so Drigert. Wenn auch ein bisschen schwer. „Wir haben uns für eine einfache Variante entschieden, es gibt auch Modelle mit Einsteck- oder Transponderschlössern, aber das setzt ein Betreibermodell voraus, denn man muss den Schlüssel vorher abholen. Das ist allerdings nichts für den schnellen Gebrauch“, sagt sie.
Erläuterungen zur Nutzung der Fahrradboxen braucht es nach Meinung von Susanne Drigert nicht. „Die sind selbsterklärend“, findet sie. Dass die sechs Boxen künftig mehr genutzt werden als derzeit, davon ist sie überzeugt. „Sie sind noch relativ neu, es muss sich erst rumsprechen, dass sie da sind.“
Für Dessau sind die Fahrradboxen eine Premiere
Es sind die ersten Fahrradboxen, die die Stadt im öffentlichen Verkehrsraum in der Innenstadt aufgestellt hat. „Weitere sind durchaus denkbar, aber es gibt noch keine konkreten Planungen“, blickt Susanne Drigert in die Zukunft.
Fahrradboxen stehen auch am Luisium, am Kornhaus, am Kapenschlösschen und in Wörlitz. Die auf dem Parkplatz am Kornhaus wurden ebenfalls von der Stadt aufgestellt. Hier wurde ein anderes Modell ausgewählt, es ist insgesamt größer und höher. (mz)