Ein Leben ohne Applaus Wegen Corona ein Leben ohne Applaus: Pianist Thomas Benke aus Dessau muss wegen Corona Konzert im Golfpark absagen

Dessau - Die ersten Kartenanfragen liefen schon vor der offiziellen Ankündigung für das am 6. November geplante Konzert von Thomas Benke im Golfpark. Der Dessauer Pianist ist überzeugt, dass es ein Erfolg geworden wäre.
Zusammen mit seinem Berufskollegen Paul Gulda aus Wien wollte er im aktuellen Beethovenjahr vor bis zu 300 Leuten Klavierkompositionen des großen Meisters und Musik aus anderen Genres zum Besten geben. Doch dann kam die Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin am 28. Oktober mit dem bekannten Ergebnis. Die Kultur wird wieder wie im Frühjahr in einen Tiefschlaf versetzt. „Das ist ziemlich enttäuschend“, stellt Benke fest.
Ab März wurde Thomas Benke das erste Mal von Corona ausgebremst
Die Nackenschläge durch die Politik sind heftig für den Künstler. Im März war die Freude groß, nach der traditionellen „Saure-Gurken-Zeit“ im Januar und Februar für Künstler seines Fachs, wieder in die Vollen gehen zu können. Doch noch vor den ersten geplanten Tastenschlägen in 2020 vor Publikum wurden er und seine Berufskollegen heftig ausgebremst.
Ab Mitte März wurden alle Konzerte abgesagt. Er übte in den eigenen vier Wänden Partituren, mit der Überzeugung, dass spätestens im Sommer oder Herbst alles vorbei sei. So ließ sich der erste Lockdown einigermaßen ertragen. Auch finanziell fiel er durch seine Lehraufträge an der Musikschule Kurt Weill und am Magdeburger Telemann-Konservatorium nicht zu hart.
Nach der Kurzarbeit im Frühjahr konnte der Lehrbetrieb wieder aufgenommen werden. Die Vorfreude auf den Sommer war groß. Dann sollte es auch endlich wieder auf große und kleine Bühnen gehen und das Publikum am Flügel musikalisch unterhalten werden. „Mit Paul Gulda plante ich damals eine kleine Sommertournee, unter anderem in meine voigtländische Heimat, nach Wiesbaden und hier vor Ort im Schloss Mosigkau“, erzählt der Pianist. Doch weder sein Wiener Kollege noch er brauchten die Koffer zu packen. Alle Konzerte wurden abgesagt. Auch sonst war der Terminkalender leer.
Ein Konzert Ende September in Magdeburg steht für den Dessauer bisher auf der Habenseite. Mit seinem Klavierstimmer machte er sich Gedanken, wie und wo vor großem Publikum man in Dessau unter Beachtung der Hygienebestimmungen ein Klavierkonzert geben könnte. Die Wahl fiel auf den Golfpark. Weil der große Saal genug Platz bietet und dort ein Steinway-Flügel steht. Nach letzten Absprachen einigte man sich auf den 6. November.
Es wurde wieder nichts. Jetzt ist schon der zweite Anlauf gescheitert mit seinem Wiener Kollegen ein Konzert zu geben. „Wir setzen vorsichtig optimistisch auf das nächste Jahr“, sagt Benke. Dieses Jahr möchte er so schnell wie möglich abhaken. Wenn alles gut läuft, dann kann er am 19. Dezember noch ein Konzert auf Schloss Hohenerxleben im Salzlandkreis geben.
Normalerweise stehen bis zu 40 Kalender im Kalender von Thomas Benke
Dann wären es immerhin zwei Auftritte in 2020. Sonst stehen bis zu 40 jährliche regionale und überregionale Konzerte in seinem Kalender. 2020 ist eine mentale Kraftprobe. Vor allem auch der aktuelle Lockdown „Im Frühjahr hatte man noch Hoffnung, dass alles bald vorbei ist. Jetzt ist kein Ende absehbar und das macht es so belastend“, erzählt der Dessauer Pianist.
Es wird regelmäßig am heimischen Flügel für Konzerte geübt, die da kommen könnten oder auch nicht. „Die Finger sind gut geölt“, sagt er trotzig, in der Hoffnung irgendwann wieder regelmäßig für seine kunstvollen Fingerübungen den Applaus des Publikums zu spüren. (mz)