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Wedlitz/Wispitz Wedlitz/Wispitz: Verteilung von Speisen und Trank

Von Herbert Scholz 16.09.2001, 15:19

Wedlitz/Wispitz/MZ. - Eine Musfrau bot ihre Waren feil: Scheiben schmackhaften Bauernweißbrots und den Aufstrich dazu. Selbst gemacht, selbstverständlich, und zwar aus den leckeren, blauen Früchten, die im Spätsommer reifen. Marketenderinnen verteilten sogar kostenlos Getränke an die durstigen Kehlen, den edlen Gerstensaft ganz und gar.

Am Gespann der fahrbaren "Bäckerei Vasel" waren Preise zu lesen, die fantastisch anmuteten: "Brot eine Mark", "Mischbrot 1,04 Mark" oder "Semmel 0,50 Mark (zehn Stück)". Letztlich verlangte aber auch der (ehemalige) Bäcker weder Taler, Silberling oder Groschen für seine Waren, zur Freude der kleinen und großen hungrigen Mäuler am Wegesrand.

Etwa 90 Minuten lang bewegte sich am Sonnabend der historische Festumzug von Wispitz nach Wedlitz und den halben Weg wieder zurück zum Gelände des Waldstadions, wo bei Tanz für die Großen, Spielen für die Kleinen und Diskomusik für alle noch ein Volksfest stattfand. Der historische Festumzug zum Erntedankfest 2001 war gleichzeitig krönender Abschluss der Feierlichkeiten der Einwohner von Wedlitz/Wispitz zum 1050-jährigen Bestehen ihrer Gemeinde. Bürgermeisterin Brigitte Kühnemund konnte dazu unter anderem Gäste aus Calbe, Nienburg und Schwarz begrüßen.

Der aufmerksame Beobachter zählte insgesamt 22 Fahrzeuge im Zug, der von Antje Knopf und Edmund Lehmann vom örtlichen Ringreiterverein mit zwei edlen Pferden eröffnet wurde. Neben der Musfrau als Symbolfigur für die fleißigen Vorfahren, die alles Geerntete verwerteten und vermarkteten, verwiesen auch von PS gezogene Mäher und Heuwender in die Geschichte. Selbstverständlich durften auch die Reliquien der Legenden aus grauer Vorzeit nicht fehlen: der "aaale Mann", mit dem immer im Frühjahr der Winter mit seinen Unbilden zu Grabe getragen wurde, und die Altweibermühle, aus der einst - lang, lang ist''s her - junge Mägdelein entsprangen.

Ein Farbtupfer der besonderen Art waren schließlich im historischen Festumzug die Landsleute (von Nienburg), die sich anno 1986 zusammen taten. Mit Spießen und Lanzen hatten sie schon in der Nacht zuvor die Gemeinde bewacht. Zu der von Dieter Ernst geführten Truppe gehören ebenfalls Marketenderinnen, die für das leibliche Wohl sorgen, sowie ein von Ernst-Dieter Kanzog gefahrener Lanz Bulldogg. Ein dreifaches "Kanonier, Feuer!", also Böllerschüsse aus der Kanone "Der Alte Fritz" der Nienburger Schützen, beendete auf dem Festplatz lautstark den Umzug, aber nicht das fröhliche Treiben, das noch lange währte.