Erfahrung fürs Leben Warum der 17-jährige Tim Hallasch ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Notaufnahme in Dessau macht
Dessau-Rosslau - 800 Mitarbeiter sind im Städtischen Klinikum im Pflegebereich für die Patienten da. Einer davon ist der 17-jährige Tim Hallasch. Die Notaufnahme ist seine Station, in der er ein Jahr lang hilft und Erfahrungen fürs Leben sammelt. Tim Hallasch ist ein FSJler - er macht ein Freiwilliges Soziales Jahr über die DRK-Freiwilligendienste Sachsen-Anhalt.
„Angefangen haben wir vor 21 Jahren mit 20 Stellen“, sagt Katja Fischer, Betriebsteilleiterin der DRK-Freiwilligendienste. „Heute sind es in Sachsen-Anhalt gut 700 in etwa 300 Einrichtungen.“ Eine davon ist das Städtische Klinikum Dessau, dem Fischer am Freitag einen Besuch abstattete, ebenso Cornelia Lüddemann. Die aus Dessau stammende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag war gekommen, um mehr über verschiedene Möglichkeiten des Engagements junger Leute zu erfahren. Die Politikerin gibt zu, ein Fan zu sein von solchen Angeboten wie Freiwilligen Jahren, ob im sozialen oder ökologischen Bereich, oder Bundesfreiwilligendienst, weil junge Leute sich hier testen können und ausloten, in welche berufliche Richtung es mal gehen soll. Denn viele wüssten nach der Schule nicht, welchen Weg sie am besten einschlagen.
Auch Tim Hallasch, der in Aken aufgewachsen ist und hier seinen Realschulabschluss gemacht hat, war sich erst unsicher. Sollte er auf Mutter und Vater hören, die ihm beide technische Berufe vorschlugen? „Da habe ich mich nicht reinversetzen können“, gesteht er, „einen Beruf zu lernen, ist ja eine Entscheidung fürs Leben.“ Und weil er seit der sechsten Klasse an seiner Schule in der Arbeitsgemeinschaft Schulsanitätsdienst war, konnte er sich vorstellen, entweder als Rettungssanitäter oder Pfleger im Krankenhaus zu arbeiten. Daher hatte er sich für ein FSJ in der Pflege entschieden.
Hallasch ist ein „Idealfall“ - Am 1. September beginnt er eine Ausbildung am Klinikum in Dessau
Das FSJ geht noch bis Ende August. Ab 1. September geht es für ihn nahtlos weiter. Dann beginnt Hallasch, der jetzt in Mildensee wohnt, eine Ausbildung am Dessauer Klinikum. „Das ist der Idealfall“, sagt Daniel Behrendt, Pflegedienstleiter am Klinikum.
Sieben FSJler hat das Klinikum pro Jahr , 2019 hatten 70 Prozent von ihnen anschließend eine Ausbildung am Haus begonnen. Für den Pflegedienstleiter ist das eine Erfolgsgeschichte. Während des Freiwilligen Sozialen Jahres entscheide sich, ob die jungen Leute im Gesundheitswesen bleiben oder nicht. „Es hilft, den Berufswunsch zu entwickeln.“
Tim Hallasch hat seine Entscheidung nicht bereut. „Ich fühle mich wohl“, sagt er. Und er werde auch gebraucht in der Notaufnahme, in die im Durchschnitt pro Tag 110 Patienten eingeliefert und behandelt werden, wie Marko Bertram, pflegerischer Leiter der Notaufnahme, erzählt. „Die FSJler unterstützen uns bei so vielen Kleinigkeiten und Dingen. Wir haben bislang nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt er. Natürlich gibt es anfangs bei den jungen Leuten Berührungsängste, „aber Tim ist schnell aufgetaut und gut ins Team aufgenommen worden“.
Wobei er hilft? EKG schreiben, Betten desinfizieren, Tabletts für die Blutentnahme vorbereiten, Patienten zur Toilette begleiten, die Lager befüllen ... es ist eine große Vielfalt. „Das alles macht Spaß“, sagt der Jugendliche.
Wer in der Notaufnahme arbeite, brauche eine hohe Affinität, sich auf immer neue Situationen einzustellen. Fußläufige Patienten kommen ebenso wie Menschen, die bei Unfällen, etwa auf der Autobahn, verunglückt sind und mit dem Rettungswagen oder Hubschrauber ins Schwerpunktkrankenhaus eingeliefert werden. Auch der 17-Jährige habe schon einige Situationen erlebt, die ihn danach länger beschäftigt haben. „Wenn jemand nach einem Verkehrsunfall im Schockraum liegt oder mit suizidalen Absichten eingeliefert wird“, dann gehe das nahe. Am Berufswunsch hat das nichts geändert. Im Gegenteil.
Infos zum FSJ im Internet auf https://drk-freiwilligendienste-st.de/