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Waldkindergarten in Dessau-Roßlau Waldkindergarten in Dessau-Roßlau: Unter freiem Himmel

Von ulrike wohlfahrt 03.05.2015, 17:17
Klein gegen Groß kickten gegen das runde Leder.
Klein gegen Groß kickten gegen das runde Leder. l. sebastian Lizenz

dessau - Wenn der Stock zum Spiel- und Werkzeug, zum Stift oder sogar zum Besteck wird, dann ist man im Waldkindergarten. Zwei ausgebaute Bauwagen stehen auf einer großen Wiese am Waldrand von Dessau-Roßlau und weisen Besuchern den Weg zum Kindergarten unter freiem Himmel. Denn in den beiden Bauwagen wird nur gegessen, gebastelt oder geschlafen, wenn das Wetter extrem ist. Ansonsten ist der Wald für die 18 Jungen und Mädchen der Ort zum Erkunden, Entdecken, Spielen und Bewegen. All das hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein. Doch dank engagierter Erzieherinnen wurde aus diesem Traum vor nunmehr zehn Jahren Wirklichkeit.

Premiere 2005

Es begann mit öffentlichen Waldspaziergängen für die ganze Familie. Als immer mehr Eltern dazukamen, entwickelte sich eine Initiative, aus der 2004 der Verein Waldkindergarten hervorging. Nach der Ausarbeitung eines Konzeptes und langer Suche nach dem geeigneten Ort eröffnete im Jahr 2005 der erste Waldkindergarten in Dessau. „Es war nicht leicht, etwas zu finden, das die Voraussetzungen für solch einen Kindergarten erfüllt. Entweder war zu viel Unterholz vorhanden oder es war Überschwemmungsgebiet. Beides also eher suboptimal“, erklärt Jana Kutzki. „Dann habe ich die Wiese entdeckt, die war perfekt.“

Die DVV baute zwei Bauwagen aus - und dank der großen Unterstützung des Betreuungsforstamtes, das viele Türen öffnete und immer noch öffnet, konnte es losgehen. Seitdem haben Kinder im Alter zwischen drei und sieben Jahren die Möglichkeit, die Natur in all ihren Facetten kennen- und lieben zu lernen. „Naturverbundenheit ist ein Grundbedürfnis. Wir haben im Waldkindergarten die Chance, den Grundstein bei den Kleinsten dafür zu legen, die Natur wertzuschätzen und ihren Drang zur Bewegung, ihre Neugier und die Fähigkeit, sich erst einmal vor nichts zu ängstigen und zu ekeln, zu erhalten und nachhaltig zu festigen“, so Jana Kutzki.

Ökologisch sinnvolles Verhalten fördern

Die zwei Erzieherinnen Ines Kühne, Kathrin Unger und Naturpädagogin Jana Kutzki wollen insbesondere ökologisch sinnvolles Verhalten fördern. Die Kinder finden auf ganz natürliche Weise den Spaß am Naturerlebnis und übernehmen das Erlernte in alle Bereiche des täglichen Lebens“, erklärt Jana Kutzki.

Das sehen auch Svea Unger, Meta Rose und Esmé Tödter so. „Ich war auch ein Waldkind, aber vor sieben Jahren sind wir an die Nordsee gezogen. Trotzdem fühle ich mich dem Waldkindergarten noch sehr verbunden, deshalb bin ich auch jetzt zum zehnjährigen Geburtstag extra mit meinen Eltern hierhergekommen Ich liebe bis heute alle Tiere, auch Spinnen und Käfer, und bin unglaublich gern draußen. Ohne Wald und Natur könnte ich nicht leben“, sagt Esmé Tödter. „Ich denke, dass ich viel mehr weiß als manch andere in meinem Alter. Ich kenne ganz viele Vogelarten und Pflanzen. Da kann man schon mal ein bisschen mit angeben“, lacht Meta Rose, und Svea Unger ergänzt „Auch ich war ein Waldkind. Mich hat die Zeit hier geprägt und mir sehr viel mitgegeben. So kann ich mein ganzes Wissen zum Beispiel sehr gut im Biounterricht einbringen. Da bin ich schon stolz drauf.“

Puppentheaterstück aufgeführt

So wunderte es nicht, dass die jetzigen Waldkinder, die ehemaligen Waldkinder, aber auch die Eltern das Wochenende im Zeichen des zehnten Geburtstages in vollen Züge genossen. Mit dem Puppentheaterstück „Die sieben Geißlein“, gemütlichem Grillen und einer Feuershow war schon der Auftakt am Freitag ein Highlight. Am Samstag konnten dann in der Druckerwerkstatt mit Irene Leps Wimpel, Beutel und Stoffstücke bedruckt werden, die dann den Bauwagen als Vorhang schmücken. In der Holzwerkstatt mit Thomas Roye wurde geschnitzt, und in der Töpferwerkstatt wurden neue Trittsteine für den Waldkindergarten hergestellt. Am Abend gab es dann Schwein vom Spieß und leckere Crêpes bei Irish Folk Musik von Dizzy Spell.

Nach einer kurzen Nacht im Zeltlager wurden die müden Körper mit Yoga oder einem Waldspaziergang wieder zum Leben erweckt. Danach wurden alle mit einem ausgiebigem Frühstück belohnt, bevor es an den Abbau ging. Es war ein gelungenes Geburtstagswochenende. (mz)

Hanna bereitet die Druckplatte vor.
Hanna bereitet die Druckplatte vor.
 sebastian Lizenz
Fertig zum Trocknen sind die selbstbedruckten Stoffbeutel.
Fertig zum Trocknen sind die selbstbedruckten Stoffbeutel.
sebastian Lizenz