Von Impfmüdigkeit bei der Schweinegrippe keine Spur
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - "Impfmüdigkeit?" Dr. Susann Hildebrandt kann eine Impfmüdigkeit gegen Schweinegrippe nicht bestätigen. "Wir mussten sogar schon Impfstoff nachbestellen", sagt die Ärztin. In ihrer Praxis in Roßlau hat die Allgemeinmedizinerin bis Mittwoch schon über 100 Patienten gegen die Schweinegrippe geimpft. "Das ist für uns organisatorisch eine Herausforderung", gibt Dr. Hildebrandt zu, denn die Impfungen laufen zusätzlich zum normalen Sprechstundenbetrieb.
Die Impfungen gegen die "Neue Grippe" für die Bevölkerung haben in Dessau-Roßlau am Montag begonnen. 51 Ärzte der Doppelstadt beteiligen sich an der Impfaktion. "Damit ist unsere Stadt gut für das Impfen gegen die Neue Grippe gewappnet", sagt Amtsärztin Dr. Cornelia Schmidt. Und auch sie hat die Beobachtung gemacht: "Seit in den Medien vermehrt über aufgetretene Krankheitsfälle berichtet wird, lassen sich mehr Menschen impfen." Mit den Arztpraxen ist Dr. Schmidt ständig in Kontakt, denn das Gesundheitsamt begleitet und koordiniert die Impfaktion. "Die Nachbestellungen sind höher, als zu Anfang gedacht", erzählt sie, "aber die Belieferung und auch Nachbelieferung mit Impfstoff läuft problemlos ab". Die Amtsärztin weiß aber auch von logistischen Schwierigkeiten in einigen Praxen.
"Die Ärzte stellen Zehnergruppen zusammen", sagt sie, denn der Impfstoff wird in Zehnerpackungen geliefert. Der gesamte Inhalt muss binnen 24 Stunden geimpft oder entsorgt werden. Um Impfstoff aber nicht entsorgen zu müssen, würden jeweils zehn Patienten geimpft. Das kann unter Umständen zu Wartezeiten führen, wie durch eine Umfrage der MZ in mehreren Arztpraxen der Stadt bestätigt wurde. Einige Praxen vergeben täglich, andere wochenweise Termine, "um den Impfstoff sinnvoll zu nutzen", wie gesagt wurde. Wenn sich nur fünf Patienten melden, würden diese auf den nächsten Termin verlegt. Eine "zeitnahe Impfung", wurde betont, würde sich aber einrichten lassen.
Dass ihr aber erst für den 10. Dezember ein Termin angeboten wurde, empörte am Mittwoch eine 77-jährige Dessauerin. Bis dahin könne sie sich ja schon lange mit der Krankheit angesteckt haben. Aber da ihre Hausärztin nur einmal wöchentlich impfe und Zehnergruppen zusammenstelle, habe sie dort keinen früheren Termin erhalten können.
Sich in solchen Fällen an den nächsten Impfarzt zu wenden, rät Amtsärztin Schmidt. "Die Hausärzte sind angehalten, dass sie nicht nur ihre eigenen Patienten impfen, sondern auch andere."
In der Roßlauer Praxis von Dr. Hildebrandt ist das zum Beispiel der Fall. Dessauer Kollegen hätten sie gefragt, ob ihre Patienten sich dorthin wenden können: "Wir takten sie ganz normal mit ein, das geht ganz unkompliziert". Die Patienten müssten dann auch nicht die Zehn-Euro-Praxisgebühr bezahlen, da sie das schon bei ihrem Hausarzt gemacht haben. Die Abrechnung der Impfung erfolge über die Kassenärztliche Vereinigung. Doch prinzipiell rät auch die Roßlauer Ärztin zum vorherigen Anruf.
Zur Spritze wird auch weiterhin in der Betriebsambulanz des Städtischen Klinikums gegriffen. Die Impfaktion für medizinisches Personal begann vor rund zwei Wochen. Die Nachfrage sei insbesondere in den letzten Tagen gestiegen. Für Betriebsärztin Dr. Beate Silber verläuft die Impfaktion deshalb "zufrieden stellend. Wir mussten bereits Impfstoff nachordern".
Liste der Impfärzte in Dessau-Roßlau unter www.dessau.de.