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Vom verträumten Ort zum Wohnidyll

Von Sylke Kaufhold 03.02.2008, 19:00

Kochstedt/MZ. - Hätte Karl-Heinz Fritsche den Riesenjackpot geknackt, hätte er in Alt-Kochstedt die Straßen erneuern lassen. Denn die sind allesamt, bis auf die Königendorfer, noch alle unbefestigt und in einem miserablen Zustand. "Der Straßenzustand ist ein großes Ärgernis", weiß der Ortsbürgermeister. Insgesamt habe sich die Infrastruktur in den letzten Jahren erheblich verbessert, "aber in Alt-Kochstedt ist so gut wie nichts passiert, und das verärgert die Leute, die dort wohnen."

Kochstedt hat seit 1989 eine rasante Entwicklung genommen und mauserte sich von einem "verträumten, eher gemiedenen Vorort", so Fritsche, zu einem beliebten Wohnidyll am Rand der Mosigkauer Heide. Mit dem Bau der

Wald- und der Hirtenausiedlung ist Kochstedt zum größten Vorort Dessaus mit rund 4 500 Einwohnern geworden. "In Kochstedt lässt es sich gut leben", findet Karl-Heinz Fritsche. Auch wenn es einige Dinge gibt, die drücken. So seien mit der rasanten Entwicklung des Ortes auch die öffentlichen Probleme gewachsen. Das Miteinander der Generationen nennt der Ortsbürgermeister als Beispiel. "Hier brauchen wir mehr Toleranz untereinander."

"Kochstedt könnte sauberer sein", nennt Fritsche ein weiteres Ärgernis. Der Stadtpflegebetrieb könne dies allein nicht leisten, "wir sind auf Arbeitsfördermaßnahmen angewiesen, ob sie aber genehmigt werden, ist ungewiss." Passiert das nicht, werde die Grünpflege zu einem massiven Problem. "Dieses jährliche Bangen ist auf Dauer kein befriedigender Zustand."

Große Bauvorhaben braucht Kochstedt nicht. Aber der Ausbau des Fahrradweges von der Hirtenausiedlung nach Alten steht ganz oben auf der Wunschliste der Kochstedter. Insbesondere vor dem Hintergrund des Ausbaus der Kochstedter Schule zum Grundschulstandort werde dies dringend notwendig. "Es geht uns um die Sicherheit der Kinder, da muss bis zum Schuljahresbeginn eine Lösung her, ob Tunnel, Überführung oder Ampel." Ebenfalls gewünscht die Renovierung des Kochstedter Bach-Beckens, das früher die Pferdetränke des Ortes war und wo im Winter Schlittschuh gelaufen wurde. "Die Wehrmauer und die Einfassung müssen erneuert und der Schlamm entfernt werden", nennt Fritsche die dringenden Arbeiten.

Wie viele Vororte hat auch Kochstedt ein reges Vereinsleben - Sportverein, Chor, Heimatverein, Karnevalsverein, Seniorengruppe, Freiwillige Feuerwehr bieten ein vielfältiges Freizeitangebot und die Möglichkeit, zueinander zu finden. "Die Alt- und Neu-Kochstedter wachsen über die Vereine zusammen, das hat sich recht ordentlich entwickelt", schätzt der Ortsbürgermeister ein. "Die sich am Leben im Ort beteiligen, haben keine Probleme dazuzugehören. Es liegt an jedem selbst."

Eigentlich fehlt zum perfekten Glück nur ein Gemeindezentrum. Erste Ideen, dafür das Rathaus des Ortes oder den Grünen Baum umzugestalten gibt es. "Es sind erste Gedanken, die wir zum konkreten Projekt entwickeln müssen. Das ist Zukunftsmusik."