Volksbank Dessau-Anhalt Volksbank Dessau-Anhalt: Mehr Kundeneinlagen, weniger Personal am Hauptsitz

Dessau - „Wir wissen, es ist heiß“, sagt Ralf Butzke, Vorstand der Volksbank Dessau-Anhalt, im Dessauer Golfpark. Sakkos werden ausgezogen, Krawatten abgebunden, kühle Getränke serviert. Karten werden genommen, um sich Luft zuzufächern.
Es ist Zufall, dass am bisher heißesten Tag des Jahres auf der Generalversammlung Bilanz zum Geschäftsjahr 2018 gezogen wird. Doch ein paar Schweißperlen dürften manchem am Mittwoch auch die Berichte auf die Stirn getrieben haben. Denn obwohl Vorstand Ralf Butzke versichert: „Die Volksbank ist für die Zukunft gewappnet“, sind Probleme nicht zu leugnen.
Betroffen vom Mitarbeiterabbau der Volksbank ist vor allem die Hauptstelle in Dessau
Insbesondere die anhaltende Niedrigzinsphase und Negativzinsen sowie die Auswirkungen der Digitalisierung stellen die Bank weiter vor Herausforderungen. „Trotz Kreditwachstum können wir nicht auf höhere Zinserträge bauen“, erklärte Butzke. Bei kürzeren Laufzeiten „zahlen wir sogar drauf“.
Und: Hatte 2003 etwa ein Viertel der Kunden das Online-Banking genutzt, so hat sich dieser Anteil inzwischen verdoppelt. Weshalb Butzke, aber auch der Aufsichtsratsvorsitzende Lutz Schellhammer erklärten, dass „ein deutlicher Schritt gemacht werden musste“. Um Kosten zu senken, gibt es künftig weniger Mitarbeiter, Änderungen in der Filialstruktur und bei den Öffnungszeiten. Betroffen vom Mitarbeiterabbau ist vor allem die Hauptstelle in Dessau.
Ende 2018 hatte die Bank 89 Mitarbeiter, zehn werden entlassen, sagte Butzke auf MZ-Nachfrage. Fünf Mitarbeiter werden von einem Genossenschaftspartner der Volksbank Hamburg übernommen, der von mehreren Banken ausgelagerte Aufgaben bündelt. Die Mitarbeiter werden weiter von Dessau aus arbeiten.
Der Jahresüberschuss beträgt 447.000 Euro, wovon der größte Teil in Rücklagen geht
Die Bilanzsumme der Volksbank Dessau-Anhalt ist 2018 gestiegen um 15 Millionen Euro auf 381 Millionen, legte Steffen Schneider dar. Schneider, Generalbevollmächtigter der Bank, soll 2020, wenn Vorstand Manfred Bähr ausscheidet, in den Vorstand aufrücken. Der 44-jährige Bankkaufmann stammt aus der Nähe von Merseburg, lebt mit seiner Familie in Magdeburg und hatte beim Prüfungsverband gearbeitet. Bähr selber fehlte am Mittwoch krankheitsbedingt.
Kundenkredite schlugen 2018 mit 157 Millionen Euro zu Buche, sieben Millionen Euro mehr als 2017, so Schneider. Auch Kundeneinlagen stiegen um 15 auf 341 Millionen Euro. Jedoch verringerte sich der Zinsüberschuss von 7,9 auf 7,6 Millionen. Der Jahresüberschuss beträgt 447.000 Euro, wovon der größte Teil in Rücklagen geht. Laut Beschluss werden an die rund 2 100 Mitglieder drei Prozent Dividende ausgezahlt.
Verbandsprüfer Andreas Marth bezeichnete die Ertragslage 2018 als nicht zufriedenstellend, sie sei niedriger als bei vergleichbaren Kreditgenossenschaften. Doch die Bank hätte Strategien auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet. Bereits 2019 werde mit besseren Erträgen gerechnet. (mz)
Die Volksbank Dessau-Anhalt verfügt noch über zehn Filialen. Neben der Hauptstelle in Dessau ist die Bank in Roßlau, Mildensee, Aken, Cobbelsdorf, Coswig, Gräfenhainichen, Loburg, Oranienbaum und Zerbst vertreten. Loburg, Cobbelsdorf und Mildensee werden aber zukünftig als Selbstbedienungs-Filialen betrieben. Servicekräfte sind dann nicht mehr vor Ort. Bereits Ende April wurde die Dessauer Filiale Junkerspark geschlossen.
Der Umbau des Kundenbereichs in der Dessauer Hauptstelle ist fast abgeschlossen. Am 15. Juli, 9 Uhr, wird er eröffnet.