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Verschollene Bilder zurück in Dessau Verschollene Bilder zurück in Dessau: George Clooney und den "Monuments Men" sei Dank

Von Steffen Brachert 01.06.2015, 12:43
Kultusminister Stephan Dorgerloh, Robert M. Edsel von der „Monuments Men“-Foundation und Margit Schermuck-Zisché bestaunen einen zurückgegebenen Schatz.
Kultusminister Stephan Dorgerloh, Robert M. Edsel von der „Monuments Men“-Foundation und Margit Schermuck-Zisché bestaunen einen zurückgegebenen Schatz. Sebastian Lizenz

Dessau - Als die schwere Kiste geöffnet war, streifte sich Robert M. Edsel die weißen Handschuhe über und griff vorsichtig nach dem ersten Bild. Franz de Paula Ferg. Landschaft mit Staffage. Etwas größer nur als A-4, aber ein echter Schatz, heimgekehrt nach Dessau.

Neugierig gingen alle Blick auf das dreieinhalb Jahrhunderte alte Bild, das siebzig Jahre in den USA hing. In einer kleinen Stadt, eine Stunde von Dallas entfernt. Im Haus von US-Major William Oftebro, dessen Panzereinheit im Mai 1945 das Salzbergwerk in Bernburg bewacht hatte.

Hollywood-reife Geschichte

„Heute ist für die Stadt ein unglaublich bedeutsamer Tag“, sagte Oberbürgermeister Peter Kuras anlässlich der feierlichen Bilder-Übergabe in der Orangerie des Georgiums. Vorausgegangen war eine hollywood-reife Geschichte: Oftebros Stiefsohn James Hetherington hatten im vorigen Jahr den Film „Monuments Men“ gesehen, mit dem George Clooney an eine US-Spezialeinheit erinnerte, deren Auftrag es war, in den Wirren des zweiten Weltkriegs Kulturschätze zu retten. Oftebro muss den Befehl etwas weiter gefasst haben. Hetherington rief jedenfalls bei der Stiftung „Monuments Man“ an und berichtete von den wertvoll scheinenden Kunstwerken, die sein mittlerweile verstorbener Stiefvater einst aus Europa mitgebracht hatte...

Edsel hatte seine Stiftung 2007 gegründet, um Unrecht aufzuarbeiten und wettzumachen. Mit einer einfachen Regel: Es werden keine Fragen gestellt, wie diese Bilder wohin kamen. Für Edsel ging es immer darum, die Bilder wieder an den richtigen Ort zu bringen. Bei Oftebros Gemälden war das die Anhaltische Gemäldegalerie. Es waren drei von 16 Gemälden, die im Salzbergwerk in der Kiste Nummer 31 gelegen hatten - und verschwunden waren. Wie tausende anderer Kulturgüter auch.

Die Bilder waren Anfang Mai in Washington an die deutsche Botschaft übergeben worden. Robert M. Edsel, ein Unternehmer, der in den 90er Jahren im Ölgeschäft reich geworden ist, ließ es sich nicht nehmen, diese nun nach Dessau zu begleiten. Am Montagvormittag hatte sich der 59-Jährige ins Gästebuch der Stadt eingetragen. Nach einem Essen im Kornhaus mit Oberbürgermeister Kuras war Edsel Ehrengast beim Festakt - und gab sich zuversichtlich: „Ich hoffe und glaube“, sagte der Amerikaner in seiner auf Deutsch verlesenen Rede, „dass viele weitere Gemälde im Laufe der Zeit folgen werden.“

Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) war ebenfalls extra angereist. Aus dem Harz, wo George Clooney einst den Film „Monuments Men“ gedreht hatte. An Bernburg vorbei, wo die Gemälde zum Ende des zweiten Weltkriegs eingelagert waren. „Diese Bilder sind wieder zu Hause“, sagte Dorgerloh. Das sei ein kleines Wunder und für die Stadt und das Land ein Glücksumstand. „Ich hoffe, dass Herr Edsel noch sehr oft in Sachsen-Anhalt zu Gast sein wird.“

„Die Übergabe hier siebzig Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs hat eine hohe Symbolkraft, die weit über den kulturellen Wert der Bild hinaus geht“, sagte Kuras. Die Übergabe habe auch eine politische und zutiefst menschliche Komponente. Kuras versprach Edsel für die Bilder „ein Umfeld, das für die Präsentation förderlich ist“. Im Wissen, dass bei der Sanierung des Georgiums das Geld ausgegangen und es vorerst geschlossen ist. „Unsere Hoffnung ist, dass wir die Gemäldegalerie im Jahr 2019 zum Bauhaus-Jubiläum wieder öffnen können.“ Förderanträge sind gestellt. Und Kultusminister Dorgerloh machte vorsichtig Hoffnung. „Wir haben großes Interesse daran, dass das Georgium wieder in neuem alten Glanz erstrahlt.“ Kontakte zum Bund seien geknüpft. „Es ist herausragend, was Dessau zu bieten hat. Es ist höchste Zeit, das auch zu zeigen.“

Bilder in der Orangerie zu sehen

Die neuen Bilder selbst sind bis 28. Juni in der Orangerie des Georgiums zu sehen. Parallel zur neuen Ausstellung des Anhaltischen Kunstvereins, der „Zerbrechliches“ von Traudel Lindauer zeigt.

Zerbrechlich sind die neuen Schätze gar nicht. Die Expertin der Gemäldegalerie zeigte sich überrascht vom guten Zustand der Bilder. Wie Sie sich fühle, wurde Sammlungsleiterin Margit Schermuck-Zisché ganz am Ende gefragt. Fast rollten ein paar Tränen vor Freude. „Heute ist für uns ein sehr glücklicher Tag.“ Niemand wollte da widersprechen. (mz)

In Dessau hat die Stiftung Monuments Men Foundation verschollene Bilder wieder zurückgegeben.
In Dessau hat die Stiftung Monuments Men Foundation verschollene Bilder wieder zurückgegeben.
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Kultusminister Stefan Dorgerloh und Robert M. Edsel bei der Bildübergabe in Dessau.
Kultusminister Stefan Dorgerloh und Robert M. Edsel bei der Bildübergabe in Dessau.
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